Alternative Energiegewinnung: Treibstoffe vom Acker

Biogene Kraftstoffe sind flüssige oder gasförmige Treibstoffe, die aus Biomasse hergestellt werden. Welche sind besonders nachhaltig und welche sind weniger zu empfehlen?

Zuckerrüben-Feld, Foto: Dag Terje Filip Endresen / flickr
Zuckerrüben-Feld, Foto: Dag Terje Filip Endresen / flickr

Biokraftstoffe als Ersatz für fossile Brennstoffe

„Biokraftstoff“ ist ein Überbegriff für Treibstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Elefantengras, Raps und Mais. Auch Baumplantagen mit schnell wachsenden Hölzern gehören dazu. Sie werden genauso eingesetzt wie fossile Brennstoffe und sind sowohl für Fahrzeuge als auch für stationäre Verbrennungsmotoren geeignet. Die Ökobilanz ist nicht immer ganz so toll wie man auf Anhieb vermuten möchte, wenn bis zum fertigen Kraftstoff allerlei Pestizide und Maschinen eingesetzt werden müssen. Außerdem gibt es ethische Probleme, wenn es sich um ess- beziehungsweise fressbare Pflanzen handelt, die großflächig und in Monokultur angebaut werden.

Energiebäume für die Brennstoffindustrie

Mit „Energie“ sind hier keine energetischen Qualitäten gemeint, sondern die reinen Brennwerte der Bäume. Ein monotoner Energiewald hat mit einem natürlichen Mischwald sehr wenig zu tun. Die Bäume stehen in Reih und Glied, damit der Acker maschinell bearbeitet werden kann. Am Boden darf ein wenig Gras wachsen, aber ansonsten ist jede Artenvielfalt unerwünscht. Es geht nur darum, möglichst viel Holzmasse zu produzieren und die Bäume zum Wachsen anzuregen. In den ersten Lebensjahren wachsen Gehölze überdurchschnittlich schnell. Diese Triebkraft wird ausgenutzt, um mit vergleichsweise geringem Einsatz maximale Gewinne zu erzielen. Ein Großteil der Holzmasse landet in Pellets- und Hackschnitzel-Anlagen, bei Spanplatten- und Papier-Herstellern. Auch viele kommunale Biomasse-Heizkraftwerke werden mit Holz betrieben.

Echten Baumliebhabern tut das Herz weh beim Anblick der tristen Baumplantagen. Sie erinnern irgendwie an Massentierhaltungen. Jedem Baum wird nur das Minimum an Fläche zugestanden. Er hat keinerlei höhere Bestimmung als sich zu verausgaben und Material zu liefern. Spezielle Klon-Sorten aus Weiden, Pappeln und Robinien werden regelmäßig bis auf den Boden zurückgeschnitten, damit sie neu austreiben. Diese Prozedur wird alle 2 bis 10 Jahre wiederholt, bis die Lebensenergie der Bäume erschöpft ist und das Wachstum zu langsam wird, um noch rentabel zu sein. Nach 25 bis 30 Jahren wird die komplette Rodung empfohlen. Die Plantagen gelten daher nicht als Wald, sondern als Äcker, was leicht zu nachbarrechtlichen Problemen führen kann. Denn welcher Anrainer hat eine Freude damit, wenn er von meterhohen Gehölzen umringt wird?

Bioethanol

Bio-Ethanol ist ein Ethylalkohol, der meist aus Zuckerrüben und anderen zucker- und stärkehaltigen Pflanzen gewonnen wird. Die Rohstoffe werden fermentiert, destilliert und für die Kraftstoff-Beimischung aufbereitet. E5 und E10 sind Kraftstoffe, die 5% beziehungsweise 10% Bio-Ethanol enthalten. Jedoch nicht alle Fahrzeuge vertragen E10. Um gewöhnliche Benzinmotoren mit Superethanol zu betreiben, der zu 85% aus Bioethanol und zu 15% aus Benzin besteht, sind geringe Anpassungen beim Motor erforderlich.

Algen-Kraftstoffe

Die Gewinnung von Kraftstoffen aus Algen ist etwas komplizierter als bei konventionellen Biomasse-Pflanzen. Die Algen werden in offenen Becken oder in geschlossenen Algen-Reaktoren herangezüchtet. Aus kohlenhydratreichen Arten kann zum Beispiel Ethanol gewonnen werden. Weiters ist die Herstellung von Ölen und von Biogas aus Algen möglich. Bis jetzt hat sich diese Form der Energiegewinnung noch nicht durchgesetzt, weil die Herstellungskosten zu hoch sind.

Biodiesel

Dieseltreibstoffe mit bis zu 7% Biodiesel-Beimischung (an Tankstellen als B7 erhältlich) sind inzwischen Standard in den EU-Ländern. Biodiesel ist ein Pflanzenöl-Treibstoff, der meist aus Rapsöl gewonnen wird. Die Herstellung von Biodiesel hat eine lange Geschichte, denn sie wurde quasi gleichzeitig mit dem Dieselmotor entwickelt.

Rapsfeld, Foto (C) Thomas Kohler / flickr
Rapsfeld, Foto (C) Thomas Kohler / flickr

Pflanzenöl-Kraftstoffe

Autobastler wissen, dass man Diesel-Motoren auch direkt mit Pflanzenöl betreiben kann, wenn man den Motor geringfügig umbaut. Sogar der Einsatz von gefilterten Altölen ist möglich.

 

Biogas

Biogas ist ein nachhaltiger Ersatz für Erdgas und kann nach entsprechender Reinigung in allen Erdgas-Fahrzeugen als Treibstoff zum Einsatz kommen. Das Gas wird aus Pflanzenabfällen gewonnen und ist daher hundertprozentig umweltverträglich. Es sind keine Anbauflächen erforderlich und es gibt auch keine Rückstände, denn beim natürlichen Zersetzungsprozess der Pflanzen wird alles restlos verwertet.

 

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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