Feng Shui und die TCM

Die Abkürzung TCM kann irreführend sein. Einerseits steht sie für die Marke eines Kaffeeanbieters, anderseits verbirgt sich hinter den drei Buchstaben die Traditionelle Chinesische Medizin. Letztere und die Verbindung zum Feng Shui möchte ich heute thematisieren. Beide Disziplinen verbinden mehr Gemeinsamkeiten, als es zunächst den Anschein hat.

Akupunktur ist ein anerkanntes komplementärmedizinisches Heilverfahren
Akupunktur ist ein anerkanntes komplementärmedizinisches Heilverfahren (Foto: New York College of Traditional Chinese Medicine)

Fangen wir mit dem Alter an. Die TCM ist mindestens, wahrscheinlich aber noch älter als Feng Shui. Im Laufe der Geschichte erlebte sie Höhen und Tiefen. In den 50er Jahren hat Mao Tse Tung die traditionelle Medizin verbieten wollen. Doch leider gab es kaum Ärzte, die in der westlichen Schulmedizin kündig waren. Also blieb Mao nichts anderes, als die Tradition weiter zu dulden. Er rief eine neue Berufsgruppe ins Leben. Die sogenannten „Barfußärzte“. Sie wurden in wenigen Monaten in die Grundzüge der westlichen Medizin eingeführt und mussten selbst die Kenntnisse der traditionellen Medizin mitbringen. Da sie aber keinerlei medizinische Ausstattung bekamen, blieb ihnen nichts anderes übrig, als weiterhin traditionell zu diagnostizieren und Heilpflanzen zu verschreiben.

Symbiose aus traditioneller und moderner Medizin

Das war der Beginn einer einmaligen Symbiose zwischen der westlichen und der traditionellen Medizin. Heute ist es selbstverständlich in China, dass beide Behandlungsvarianten nebeneinander praktiziert werden. Für akute Fälle, Erste Hilfe oder bei Unfällen, wird meistens zuerst die westliche Medizin zur Rettung angewendet. Sobald aber der eigentliche Heilungsprozess beginnt, bedient man sich der traditionellen Methoden oder wird nach der individuellen Mischung zwischen beiden gesucht. Es ist schon überraschend, mit welcher Selbstverständlichkeit die chinesischen Ärzte beide Lehren annehmen und anwenden. Auf eine Diskussion über die Beweise, ob die Naturmedizin wirkt, lassen sie sich gar nicht ein. Sie haben auch nie nach Beweisen verlangt, dass unsere Schulmedizin wirkt. Feng Shui erlebte eine ähnliche Entwicklung. Im Westen wird es zwar praktiziert, doch die Skeptiker, die „Beweise“ wollen, schreien meist lauter als die Befürworter der Lehre.

Nicht leicht in der heutigen Zeit: Die innere Balance finden
Nicht leicht in der heutigen Zeit: Die innere Balance finden (Foto: Andrew Nourse)

Beide Lehren sind Heilkünste, und zwar Feng Shui für den Raum und TCM für den Menschen. Sie basieren auf den gleichen Grundlagen. Es geht immer um das Chi, das harmonisch sowohl durch unseren Lebensraum als auch durch uns selbst fließen soll. Auf Basis von Yin und Yang, sowie mithilfe der fünf Wandlungsphasen werden Diagnosen erstellt und Optimierungen erarbeitet. So wie ein Arzt den Patienten gründlich untersuchen muss, um ihm zu helfen, so begutachtet ein Feng Shui Berater ein Objekt, bevor er es analysiert und gestalterische Empfehlungen ausspricht.

Diese Parallelen sind kein Zufall. Im ganzheitlichen Verständnis der asiatischen Lebensphilosophie kann der Mensch nur vollkommen gesund sein, wenn sein Lebensraum frei von Störungen und Krankheiten ist.
Wie eng Feng Shui und die TCM in der praktischen Anwendung verwoben sind, können wir unter anderem auf dem Lo Pan erkennen. Auf einem der Deutungsringe befindet sich die sogenannte „Organuhr“.

Funktionskreise und die Körperorgane

Bedeutung der Körperorgane in der Traditionellen Chinesischen Medizin
Bedeutung der Körperorgane in der Traditionellen Chinesischen Medizin

„In der Traditionellen Chinesischen Medizin werden bestimmte Körperorgane zu sogenannten Funktionskreisen zusammengefasst.(…) Die Organfunktionskreise haben bestimmte Zeiten der höchsten und der niedrigsten Aktivität, an denen sie ihre Funktionen bestmöglich erfüllen bzw. ruhen. Auch in der westlichen Medizin konnten inzwischen diese Zusammenhänge nachgewiesen werden, z.B. bei der Untersuchung der Häufigkeit von Asthmaanfällen. (…) So können Rückschlüsse auf das Organ gemacht werden, welches mit dieser Zeit in Verbindung steht. Davon wiederum können die betroffene Wandlungsphase, der Himmelsrichtungsbereich und der Erdzweig abgeleitet werden. Bei einer Störung kann im Himmelsrichtungsbereich des Organs eine Disharmonie vorhanden sein. Die entsprechenden Wohnungsbereiche sollten deshalb besonders aufmerksam analysiert werden. Außerdem kann astrologisch untersucht werden, in welcher Interaktion die Person mit dem betroffenen Erdzweig steht.“*

Doch trotz der engen Verbindungen dürfen wir niemals vergessen: Um die Gesundheit kümmert sich immer der Mediziner! Ein Feng Shui Berater kann zum Vorteil des Patienten mit dem behandelten Arzt oder Heilpraktiker zusammenarbeiten. Er darf jedoch auf keinem Fall eigenhändig herumdoktern. Diese Regel galt schon im alten China und ist auch heute gültig.

Mit gesunden Grüßen
Hedwig Seipel

*Auszug aus dem Buch von Hedwig Seipel „Lo Pan – der geomantische Kompass“, Synergia 2014, ISBN 978-3-939272-85-4, erhältlich in jeder Buchhandlung oder bei Amazon

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Über Hedwig Seipel 112 Artikel
Hedwig Seipel wandelte 1998 ihr Leben um und machte ihr Hobby - die asiatische Lebensphilosophie - zum Beruf. Nach fundierten Ausbildungen im Feng Shui, Geomantie, Coaching und Training gründete sie eine eigene Praxis. Sie ist Sachbuchautorin, Dozentin, Seminarleiterin und Beraterin.

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