Moderne Erdhäuser und ökologische Architekturkonzepte mit Erdspeichermasse

Kühl im Sommer und warm im Winter: Ökologisch durchdachte Erdhäuser nutzen die gleichmäßige Temperatur der Erde, um ganzjährig ein behagliches Wohnklima zu erzeugen und bei den Energiekosten zu sparen. Mit den Höhlen- und Felsenwohnungen unserer Vorfahren haben sie nur noch wenig gemeinsam.

Dieses visionäre „SubHouse“ wurde mit 4 standardisierten Betonwassertanks konzipiert, jedes „Zimmer“ misst 3,4m im Durchmesser und ist 2,7m hoch. (Foto und Entwurf: Mr Thinktank)
Dieses visionäre „SubHouse“ wurde mit 4 standardisierten Betonwassertanks konzipiert, jedes „Zimmer“ misst 3,4m im Durchmesser und ist 2,7m hoch. (Foto und Entwurf: Mr Thinktank)

 

Das Eingraben und Einpacken in die Erde schützt das Haus vor Witterungseinflüssen

Von „Erdhäusern“ kann man sprechen, wenn sich in den Untergeschoßen nicht nur Kellerräume sondern vollwertige Aufenthaltsräume befinden bzw. wenn Gebäude seitlich mit Erde angeschüttet werden, um das Erdreich als Puffermasse zu nutzen. Bei Bauteilen, die direkt an das Erdreich oder an unbeheizte Nebenräume grenzen, kann man davon ausgehen, dass die Wärmeverluste im Winter nur halb so hoch sind, verglichen mit Wänden, die direkt an die Außenluft grenzen. Im Sommer ergibt sich ein Kühleffekt. Erde ist eine relativ günstige Wärmedämmung und wenn man sie intelligent anordnet, ergeben sich durch die Geländemodellierung auch reizvolle Nebeneffekte in Form von Gräben, Hügeln oder Terrassen.  Im Extremfall sind diese Häuser so tief in die Erde eingegraben bzw. so hoch angeschüttet, dass nur die Südseite herauslugt. Die Orientierung nach Süden ist wichtig, weil dies die einzige Seite ist, die im Winter eine positive Energiebilanz aufweist, wenn sie vollständig verglast wird.

Menschlicher „Maulwurfsbau“ in Texas, getarnt als sanfter Hügel mit Dachaufsatz. (Foto: David Sledge)
Menschlicher „Maulwurfsbau“ in Texas, getarnt als sanfter Hügel mit Dachaufsatz. (Foto: David Sledge)

 

Abenteuer Untergrund, Kellergefühle und Mutterbauch-Erlebnisse

Konventionelle Keller haben den Nachteil, dass sie relativ viel kosten und wenig attraktiv sind.  Der Nutzen eines Kellers wird von den meisten Menschen überschätzt, in der Praxis werden die Räume dann „irgendwie“ angefüllt, nicht selten mit Gerümpel. Fengshuimäßig betrachtet steht der Keller für den Vergangenheitsbezug, er ist meist ein dunkler Bereich, wo allerlei angehäuft wird, was keine Zukunft mehr hat.  Menschen, die sich lieber im Keller aufhalten als in den oberirdischen Räumen haben ihre Vergangenheit vermutlich noch nicht ganz geklärt. Wie wir von Veranstaltungskellern und alten Stollenbauten wissen, ist das Gefühl „im Bauch der Erde“ ein ganz spezielles. Nicht nur die Temperaturunterschiede fallen weg, sondern auch die Schalldämmung ist vorzüglich, es gibt keine Aussicht, keinen Wind und keine Vibrationen.  Das Leben im Untergeschoß muss keinen Gruft-Charakter haben, wenn ausreichend Licht von oben oder von der Südseite hereinkommt.

Gründach-Ökohaus mit einer größeren und einer kleineren Wohnung. Die unteridischen Arbeitsräume werden über Gräben belichtet. (Entwurf und Modellfotos: © Irmgard Brottrager)
Gründach-Ökohaus mit einer größeren und einer kleineren Wohnung. Die unteridischen Arbeitsräume werden über Gräben belichtet. (Entwurf und Modellfotos: © Irmgard Brottrager)

 

Das Untergeschoß als ruhiger Arbeitsraum und kontemplative Rückzugszone

Meist werden Häuser auf einen Sockel gestellt, um sie möglichst weit über das Gelände hinauszuheben. Das vorgestellte Gründach-Ökohaus (siehe Abbildung) hat ebenfalls eine abgehobenes Obergeschoß, statts des Sockels jedoch wurde ein breiter umlaufender Graben vorgesehen, über den die Arbeitsräume im Untergeschoß belichtet werden. Auf einer Langseite befindet sich ein verglaster Schwimmkanal, an den Schmalseiten sind kleine Atrien eingelassen, die sich auch als Pausenräume anbieten und den Blick nach oben freigeben. Dadurch entfällt jeder Höhlencharakter, die Luft kann frei zirkulieren und auch das Element Wasser bekommt eine starke Präsenz. Das Gebäude sieht insgesamt viel niedriger aus als es ist, durch das begehbare und intensiv bepflanzte Gründach verschmilzt es zusätzlich mit der Landschaft.  Die großzügigen Verglasungen sorgen für einen Wintergarteneffekt, die Sonnenenergie wird eingefangen und in die unterirdische Speichermasse eingeleitet.

Passivhaus für einen Single-Haushalt. Die warme Aufenthaltszone ist auf 3 Seiten mit Nebenräumen, Wasserbecken und Hochbeeten „eingepackt“. (Entwurf und Modellfoto: © Irmgard Brottrager)
Passivhaus für einen Single-Haushalt. Die warme Aufenthaltszone ist auf 3 Seiten mit Nebenräumen, Wasserbecken und Hochbeeten „eingepackt“. (Entwurf und Modellfoto: © Irmgard Brottrager)

 

Wärmender und schützender „Erd-Mantel“ für oberirdische Gebäude auf ebenen Grundstücken

Steht ein Gebäude am Hang, ist es naheliegend, dass man einen Teil der Räume in die Erde schiebt. Wenn Sie unterirdischen Wohngefühlen nicht so viel abgewinnen können, sondern lieber zu Gänze „überirdisch“ leben, gibt es die Möglichkeit, das Haus mit Erde anzuschütten. Aber es muss nicht unbedingt ein Hügel sein, sondern auch Hochbeete und andere verglaste (oder überdachte) Hohlräume sorgen für den gewünschten Dämmeffekt. Besonders kleine Häuser sind sehr schwer in Passivhaus-Bauweise zu realisieren, weil das warmzuhaltende Volumen relativ groß ist verglichen mit der Hüllfläche, an der die Wärme abstrahlen kann. Statt feuchter Erde kann auch trockener Blähton verwendet werden, das hat den Vorteil, dass man ihn im Sommer entfernen kann, um den Hohlraum z.B. als Wasserbecken oder Tiergehege zu nutzen.

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Arch. Dipl.Ing. Irmgard Brottrager * Architektur, Natur + Bewusstsein in Graz / Steiermark

Link zur Homepage: www.irmgardbrottrager.npage.at

Link zum Everyday-Feng-Shui Berater-Profilhttp://www.feng-shui-katalog.de/berater/irmgard-brottrager-ganzheitlich-denkende-architektin-europaeisches-fengshui.html

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Weiterführender Link:

http://www.treehugger.com/files/2010/05/eco-friendly-hotel-underground-in-alps-matteo-thun.php

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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