Passiver Widerstand im Alltag

Dieses zwischenmenschliche Energie-Thema hat zwei Seiten. Wie leiste ich passiven Widerstand gegen einen übermächtigen Gegner? Und wie wehre ich mich dagegen, wenn mich jemand blockiert?  

Auch ein Gemüsegarten kann eine Form des Widerstandes sein. Foto (C) Jennifer C. / flickr
Auch ein Gemüsegarten kann eine Form des Widerstandes sein. Foto (C) Jennifer C. / flickr

 

Psychologische Kampfkunst

Wenn man „Passiver Widerstand“ hört, denkt man in erster Linie an Mahatma Gandhi, an Hausbesetzungen, an Demonstrationen und Petitionen, an Streiks und an Leute, die Verkehrswege blockieren und sich wegtragen lassen. In diesem Fall ist eine Form von Protest-Aktion gemeint, ein gewaltloser Widerstand gegen die Staatsgewalt oder andere Machthaber, eine Art von zivilem Ungehorsam und ein Druckmittel, um Unterlassungen oder Änderungen durchzusetzen. Aber es gibt auch im Alltag viele Situationen, wo es sinnvoll ist, mit den Möglichkeiten des passiven Widerstandes vertraut zu sein – egal ob man selber Widerstand leisten möchte oder sich gegen widerständige Mitmenschen wehren möchte.

Passiver Widerstand ist grundsätzlich nur möglich, wenn es auf der anderen Seite jemanden gibt, der aktiv etwas tut oder erreichen möchte. Mit Passivität allein kann man nicht direkt etwas bewirken, sondern nur etwas verhindern und andere Menschen nötigen, etwas zu tun, was sie sonst nicht tun würden. Jeder passive Mensch braucht einen aktiven Gegenspieler. Somit ist schon mal klar, wie der Widerstand auf der aktiven Seite gebrochen werden kann. Der aktive Part muss nur seine Aktivitäten beenden, verstecken oder abändern, ohne sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Politiker machen einfach irgendwelche Zugeständnisse, damit mal Ruhe ist und damit sie die nächsten Wahlen gewinnen, aber bald ist alles vergessen und das Gesetz oder der Vertrag, gegen das sich das Volk auflehnt, bekommt einfach einen anderen Namen, wird inhaltlich leicht überarbeitet oder geheim unterzeichnet.

 

Der Widerspenstige als Übeltäter

Nicht jeder, der passiven Widerstand leistet, ist automatisch ein armes Opfer, das sich auf intelligente Weise wehrt. Trotzende Menschen können auch auf unsoziale Weise Macht ausüben und destruktiv agieren, entweder ganz offen oder verdeckt und hintenherum. Woran erkennt man diese Spezies?

  • Sie merken sich keine Vereinbarungen oder halten sich nicht daran.
  • Sie stimmen ihre Entscheidungen und Handlungen mit niemandem ab, sondern agieren eigenwillig und unberechenbar.
  • Sie sprechen nicht über ihre Vorhaben.
  • Sie ignorieren die Interessen ihrer Mitmenschen.
  • Sie hören brav zu, verweigern aber die Aussage und erteilen keine Auskünfte.
  • Falls sie nicht schweigen können, reden sie eben Unsinn oder wechseln das Thema.
  • Sie machen keine klaren Zusagen, sondern lassen viel Interpretationsspielraum.
  • Ausweichen, Zerstreuen, Ablenken und Hinhalten gehören zu ihrem ganz „normalen“ Verhaltens-Repertoire.
  • Wenn man ihnen was vorwirft, lachen sie erst mal. Oder sie lachen überhaupt bei jeder Gelegenheit, um niemanden an sich heranzulassen.
  • Auch gegen absichtliche Missverständnisse und gespielte Ahnungslosigkeit kommt man kaum an.
  • Sie mauern in allen Formen, auch durch Verweigerung des Blickkontaktes, durch Weggehen, durch häufiges Unterbrechen und so weiter.
  • Sie beantworten keine Mails und heben das Telefon nicht ab.
  • Sie sind nicht greifbar, weder verbal noch persönlich.
  • Sie treten rätselhaft auf, drücken sich kryptisch, fehlerhaft und unvollständig aus und hinterlassen mehr Fragezeichen als Klarheiten.
  • Sie betreiben verdeckte Sabotage, weil sie aus bestimmten Gründen kein Interesse haben, dass ein Projekt vorankommt.
  • Sie kommen meistens zu spät oder liefern Arbeiten nicht rechtzeitig ab.
  • Sie sind immer dagegen und finden tausend Einwände.
  • Sie kooperieren nicht und finden ständig Ausflüchte.
  • Sie lügen oft, leugnen viel, verdrehen Dinge, behaupten allerlei und täuschen etwas vor.
  • Sie arbeiten mit Ausblendungen und lassen vieles unter den Tisch fallen.

Als Ursache darf man annehmen, dass diese Typen keine Möglichkeit sehen, ihre Interessen offen einzubringen und zu diskutieren. Entweder wissen sie, dass ihre Interessen auf Ablehnung stoßen und daher nicht durchsetzbar sind auf fairem Wege. Oder sie haben Probleme mit (vermeintlichen) Autoritäten und scheuen die Konfrontation. Auch schüchterne Menschen, die sich nicht trauen, ganz offen zu sagen, was sie möchten, können zu defensiven Methoden greifen, um ihre Ziele zu erreichen. Um mit derart widerspenstigen Typen auf einen grünen Zweig zu kommen, kann man entweder die Aktivitäten auf ein Minimum einschränken – denn ohne aktives Mitspielen können sie nicht passiv reagieren. Sie sind dann gezwungen, sich selbst zu engagieren oder bleiben auf der Strecke. Oder man entlarvt das geheime Interesse, das ein Verweigerer zu verbergen versucht, und lehnt es ausdrücklich ab. Wenn zum Beispiel ein Mann versucht, seine Frau zu betrügen und daher nicht ansprechbar ist, ist es vollkommen klar, warum er sich wie ein Aal verhält. Wenn es sich um einen konfliktscheuen Menschen handelt, kann man versuchen, sein Vertrauen zu gewinnen und Auseinandersetzungen zu üben. Es gibt freilich auch Personen die sich sprachlich unterlegen fühlen, weil sie eher leise oder stockend sprechen und sich nicht so gut ausdrücken können. Wer in der Kindheit oft die Erfahrung gemacht hat, dass er sowieso keine Diskussion gewinnen kann, sucht sein Glück eben auf passiven Wegen.

Ob es nun keine Selbstheilung gibt oder nur Selbstheilung gibt, steht jedem frei zu glauben. Zweiteres ist zugleich eine Form von Pharma-Boykott. Foto (C) Oli Lee / flickr
Ob es nun keine Selbstheilung gibt oder nur Selbstheilung gibt, steht jedem frei zu glauben. Zweiteres ist zugleich eine Form von Pharma-Boykott. Foto (C) Oli Lee / flickr

 

Passiver Widerstand gegen gesellschaftlichen Druck

In Zeiten wie diesen gibt es viele Gründe, warum man etwas nicht so machen möchte, wie es die Gesellschaft von einem erwartet. Zum einen kann man die oben genannten Punkte adaptieren, um sich fremden Erwartungen zu widersetzen, die den eigenen Interessen entgegenstehen. Denn auch wenn man ein konfliktfähiger Mensch ist, so gibt es doch viele Situationen im Leben, wo einfach die Gesprächsbasis fehlt oder man sich nicht verstanden fühlt oder wo man keine Lust hat, sich endlos zu rechtfertigen und verbal durchzukämpfen. Zudem gibt es auch ganz praktische, faire und völlig legale Möglichkeiten, um sich dem Erwartungsdruck zu entziehen und aus dem Geldsystem auszusteigen – egal ob eher heimlich oder eher lautstark-provokant. Folgende Möglichkeiten verstehen sich nicht als Empfehlungen, sondern sollen nur zum Nachdenken anregen!

  • Minimierung des Konsums.
  • Freies Lernen und Verweigerung des Schulbesuches.
  • Verzicht auf eine verbriefte Berufsausbildung.
  • Wahlboykott, solange nur austauschbare Parteien zur Wahl stehen.
  • Selbstständigkeit und Selbstversorgung statt abhängige Beschäftigungsverhältnisse.
  • Familiäre Zusammenarbeit und Nachbarschaftshilfe.
  • Tauschen und Schenken im privaten Umfeld.
  • Boykott der Mainstream-Medien.
  • Zurückweisung von Werbeprospekten, Spams und Keileranrufen.
  • Minimierung des Gebrauches von Giralgeld.
  • Verzicht auf alle Versicherungen, sofern sie nicht aufgezwungen werden.
  • Verweigerung von Organspenden.
  • Ablehnung der meisten Supermarkt-Artikel.
  • Ablehnung von Profit- und Konkurrenzdenken.
  • Verzicht auf Schminke und Missachtung von Modediktaten.
  • Austritt aus der Kirche.
  • Vermeiden jeder Zugehörigkeit zu Parteien und Kammern.
  • Verweigerung von Impfungen.
  • Verweigerung von unnötigen Arztbesuchen.
  • Übernahme der Eigenverantwortung bei Arztbesuchen.
  • Verweigerung von Tierprodukten.
  • Verweigerung von Plastik und von allen Produkten, die nicht biologisch und nachhaltig hergestellt wurden.
  • Rückzug ins Privatleben.
  • Auswanderung oder Nomandenleben ohne festen Wohnsitz.

 

 

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Irmgard Brottrager, Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur,

Ganzheitliche Raum-Gestaltung und Europäisches Fengshui 

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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