Superfood: Besser Brombeere statt Goji!

Dieser Trend geht auch an mir nicht vorbei: Wo im Supermarktregal sonst Tütensuppen oder Haferflocken standen, finde ich jetzt sogenanntes Superfood in allen erdenklichen Ausführungen. Gojibeeren und Chia-Samen stehen neben kleinen Fläschchen mit grünen Smoothies.

Die bei uns heimische Brombeere ist ein ausgesprochenes "Superfood" Die bei uns heimische Brombeere ist ein ausgesprochenes „Superfood“ (Foto: Steve Lodefink)

Nicht dass mir Tütensuppen und Haferflocken lieber wären. Im Gegenteil, ich finde die exotischen Beeren, Samen, Körner und Pulver sehr interessant. Denn bisher waren sie mir allesamt völlig unbekannt. Neues entdecke ich ohnehin gern, und dass es im Supermarkt um die Ecke neue Nahrungsmittel zu finden gibt, hätte ich gar nicht erwartet.

Superfood wie Astronautennahrung

Gleichzeitig muss ich zugeben, dass ich außer den Gojibeeren bislang noch nichts vom Neuen probiert habe. Das liegt sicherlich hauptsächlich daran, dass ich mir gar nicht so viel teures „Superfood“ leisten könnte. Die Bezeichnung allein macht mich aber auch skeptisch. Mir wäre es wichtig, dass etwas gut schmeckt und dabei gesund ist. Superfood klingt in meinen Ohren nach Astronautennahrung. Sie soll platzsparend möglichst alle wichtigen Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente enthalten. Superfood macht wahrscheinlich außerdem noch glücklich.

Soweit meine Vorurteile. Die getrockneten Gojibeeren, die ich auf dem Markt angeboten bekam, waren übrigens nicht schlecht. Besonders gut waren aber auch nicht, und die Frage nach der Herkunft blieb leider unbeantwortet. Genau diese Frage ist aber offenbar gar nicht so unwichtig. Jedenfalls lassen die Ergebnisse einer Untersuchung der Zeitschrift Ökotest darauf schließen, dass in nicht wenigen Superfood-Produkten Pestizide, Schwermetalle und andere Schadstoffe zu finden sind. Noch nicht einmal Bio-Produkte müssen frei von Pflanzenschutzmitteln sein, denn die Messungen orientieren sich an den Frischprodukten. Im getrockneten Zustand können die Werte dann ganz anders aussehen. Bei herkömmlichen Produkten ist in Sachen Schadstoffe noch größere Vorsicht angesagt. Die Lektüre der Ökotest-Ergebnisse jedenfalls ist alles andere als beruhigend.

Lange Lieferwege

Auch in anderer Hinsicht ist die Herkunftsfrage interessant. Denn die sogenannten Superfoods haben zumeist einen sehr langen Weg hinter sich, bis sie bei uns in den Verkaufsregalen landen. Das allein wäre nicht allzu bedenkenswert, wenn es in der näheren Umgebung keine ähnlichen Nahrungsmittel gäbe. Das ist aber offenbar sehr wohl der Fall. So sind Brombeeren oder Johannisbeeren ebenso hervorragende Vitamin- und Mineralienlieferanten wie die exotischen Gojibeeren. Und statt Maqui tun es auch Heidelbeeren, Sauerkirschen, Schwarze Johannisbeeren oder Rotkohl, wenn es um das darin enthaltene Antioxidans Anthocyan geht. Spinat ist das heimische Weizengras, und Leinsamen sind ebenso eiweißreich wie Chiasamen.

Auch Johannisbeeren zählen zu "Superfood" Auch Johannisbeeren zählen zum „Superfood“ (Foto: Henri Sivonen)

Die Frage ist außerdem: Warum sind Superfood und Co plötzlich so beliebt? Kann es etwas damit zu tun haben, dass Ernährungsstile einerseits modische Erscheinungen, andererseits aber auch Teil der Persönlichkeitsbildung sind? Vegan essen ist hip, und eine Lactoseintoleranz oder die Glutenunverträglichkeit sind schon beinahe alltäglich.

Weg vom „Ernährungswahn“

Ernährungswissenschaftler Uwe Knop
Ernährungswissenschaftler Uwe Knop (© Uwe Knop)

Der Ernährungswissenschaftler und Buchautor Uwe Knop plädiert dafür, auf die eigene „kulinarische Körperintelligenz“ zu hören statt dem herrschenden „Ernährungswahn“ zu erliegen. Den Trend zu immer neuen Ernährungsstilen erklärt der Ernährungspsychologe Thomas Ellrott mit den Motiven Selbstinszenierung, Abgrenzung oder Wunsch nach Zugehörigkeit.

Wenn ich mich kritisch umsehe und -höre, erscheint mir das nicht abwegig. In meinem Bekanntenkreis sind von Low Carb über laktosefrei bis zu vegan wahrscheinlich alle Varianten der aktuellen Ernährungsstile vertreten. Zwar möchte ich niemandem unterstellen, sich nur aus Gründen der Abgrenzung, als Selbstinszenierung oder wegen der sozialen Anerkennung in einer bestimmten Weise zu ernähren. Dass aber solche Motive hier und da eine Rolle spielen, kann ich wiederum auch nicht ausschließen. Ein Hören auf die eigene „kulinarische Körperintelligenz“ könnte da tatsächlich angeraten sein.

Quellen:

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Über Susanne Raven 116 Artikel
Susanne ist freie Autorin und als Feng Shui Enthusiastin seit 2007 Betreiberin von Everyday Feng Shui. Die gelernte Logopädin hat sich zum Ziel gesetzt, traditionelles Feng Shui im deutschsprachigen Raum populärer zu machen. Susanne erreicht ihr unter info@everyday-feng-shui.de

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