Dem Geist des Wassers auf der Spur

Das Wasser ist wesentlicher Bestandteil der Betrachtungen und Interpretationen in Feng Shui und Geomantie. Stefan Brönnle beleuchtet in einem mehrteiligen Gastbeitrag die verschiedenen Facetten geomantischer Wassernutzung in der Sakral- und Profangeomantie.

Wasserfall: Lebendiges Wasser
Wasserfall: Lebendiges Wasser?

Wichtigste Aufgabe für den Geomanten war es einst, den Standort von Grabstätten, Tempeln oder Stätten zu bestimmen. In der etruskischen Geomantie, “disciplina etrusca” genannt, kam es z.B. bei einer Stadtgründung darauf an, die zukünftige Stadt in Harmonie mit der spirituellen und materiellen Welt in der sie umgebenden Landschaft zu verwurzeln. Daher wurde eine Stadt nur dort gegründet, wo zuvor der Augur während der Inauguration, das “templum”, die Umrisse der zukünftigen Stadt, am Himmel hatte schweben sehen. Durch den rituellen Akt wurde dann die himmlische Stadt in die Landschaft projiziert.

Natürlich waren auch “profane” Faktoren, wie strategische Lage und besonders die Anwesenheit von Wasser wichtig für die Entwicklung einer blühenden Stadt. Deshalb gehörte die Wasserfindung mit zu den wichtigsten Aufgaben der Geomanten. Die Etrusker besaßen dazu eine spezielle Kaste von Auguren, die “Aquilices” genannt wurden. Vermutlich spürten diese das unterirdische Wasser durch eine Form der Radiästhesie auf, die sie mit dem Lituus, dem Krummstab, durchführten.

Bei der Radiästhesie reagiert der Pendler oder Rutengänger auf Inhomogenitäten des örtlichen Strahlungsmilieus, wie sie über unterirdischen Wasserläufen auftreten können, durch unbewusste Muskelkontraktionen, die dann den Wünschelrutenausschlag hervorrufen. Nach dem Physiker und Radiästheten Reinhard Schneider kann die Wünschelrute auf der Grundlage der Antennenphysik als Dipolantenne aufgefasst und durch Veränderung ihrer Länge auf bestimmte Frequenzen abgestimmt wird. Ebenso wirkt im Grunde jeder Gegenstand in Abhängigkeit von seiner Größe und Form als Resonator oder Antenne für bestimmte Frequenzen. Deshalb konnte der Lituus ohne Zweifel als radiästhetisches Instrument dienen, mit dem unterirdisches Wasser zu finden war.

Korbinian erweckt Quelle
Korbinian erweckt Quelle

Auch in der Bibel finden sich Hinweise auf ein derartiges Vorgehen bei der Wasserfindung: Moses wurde vom Herrn aufgefordert: “Tritt hin vor das Volk und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir und nimm deinen Stab in deine Hand, mit dem du den Nil schlugst, und gehe hin. …Da sollst du an den Felsen schlagen, so wird Wasser herauslaufen, dass das Volk trinke.” (2. Mose 17, 5-6). Warum sollte er den Stab nehmen, mit dem er “den Nil schlug”? Hatte er verschiedene Stäbe? Gar mit verschiedenen Längen auf bestimmte Wellenlängen abgestimmt?

Auch in den Heiligenlegenden finden sich oft Geschichten, in denen ein Heiliger (wie z.B. der Heilige Korbinian oder der Heilige Wolfgang) mit seinem Stab (meist ein Bischofsstab) Wasser findet, oder aus anderer Betrachtungsebene “Wasser aus dem Felsen schlägt”.

Nun wäre es für unser Thema bei weitem zu banal, die Wasserfindung mittels Radiästhesie bereits der Geomantie gleichzusetzen. Geomantisches Wissen wird aber deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass die Römer (und auch andere Völker) ihr Wasser nach bestimmten qualitativen Richtlinien zu finden wussten. Sie unterschieden genau zwischen Wasser für Gebrauchszwecke, heilendem Wasser für Heilbäder und heiligem Wasser für religiöse Zeremonien (Corpus Agrimensores Romanorum). So fassten die Römer nach Reinhard Schneider nur sogenanntes “rechtsdrehendes” Wasser für ihre Aquädukte. Auch für die Juden war es wichtig, dass das Wasser, das sie für kultische Zwecke nutzten, “lebendiges Wasser” war.

Die Kunst unterirdisches – also nicht sichtbares – Wasser bereits in seiner Qualität zu bestimmen, setzt voraus, dass sich diese Qualität über bestimmte Frequenzen, bzw. deren Polarisation (rechts-, linksdrehend) in den Raum verbreitet. Erst hieraus wird die Nutzbarkeit des Wassers für die Geomantie verständlich.

Das Wasser im Kult

Wie in meinem Buch “Landschaften der Seele” näher ausgeführt wird, findet das Wasser in Kulten und Bräuchen auf drei verschiedene Arten Verwendung. Zum einen ist es das Wasser der Reinigung. Diese Nutzung findet ihre Begründung in der Fähigkeit des Wassers, Stoffe zu lösen und abzuwaschen, weswegen das Wasser schon früh in zahllosen Reinigungsriten Verwendung fand. Bei den Kelten war es z.B. Sitte, ihre Neugeborenen Kinder an den Rhein zu tragen, um sie beim Eintritt ins Leben zu reinigen. Die Hindus reinigen sich durch ein Bad im heiligen Ganges und bei den eleusinischen Weihen war das Bad im saronischen Golf Teil der Zeremonie. Auch die Totenwaschung, die bis zurück zu Homer belegbar ist, wird in der Absicht ausgeführt, die Leiche ihres “Ätherleibes” zu entkleiden, der nicht mit ins Grab gelangen soll.

Queckbrunnen in Dresden
Queckbrunnen Dresden (Foto: realname)

Die zweite Nutzungsart des Wassers im Kult ist die des Lebensspenders und Fruchtbarkeitssymboles. So begossen die Nornen täglich die Zweige der Weltenesche mit dem Wasser des himmlischen “Urdarbrunnens”. Oft wird das Wasser in den Volksbräuchen auf die Geschlechtsorgane aufgetragen oder soll, wie beim “Queckbrunnen” bei Dresden, unfruchtbare Frauen stärken.

Der dritte Nutzungstyp aber ist das Wasser als Träger des Numinosen und seiner Energien. Hier kommen wir zurück zur Geomantie, denn “Energien” sind in der Physik nichts anderes, als bestimmte Frequenzen, die ein bestimmtes Objekt – in unserem Fall das Wasser – aussendet. Es ist also gar nicht notwendig, dass das Wasser am heiligen Ort unbedingt sichtbar war, vielmehr reichten seine ausgesandten Wellenlängen um den Ort positiv oder auch negativ zu beeinflussen. Nehmen wir das inzwischen bekannte Phänomen der “geopathogenen Zonen”. Ein über einer Wasserader schlafender Mensch wird, wie die Rutengängerin Käthe Bachler in zahlreichen Fallbeispielen beschrieb, schlaflos, geschwächt oder gar krank.

Dies bedeutet nun nicht, dass unterirdische Wasseradern per se “böse” sind, vielmehr kommt es auf die vorhandenen Frequenzen und natürlich deren Nutzung an. Auch die Dauer dieser Nutzung spielt wie so oft eine Rolle: Menschen, die nie dem Sonnenlicht ausgesetzt sind, werden schwächlich und krank, wie viele Beispiele von Kindern aus Arbeitersiedlungen in der letzten Jahrhundertwende zeigten. Wer sich jedoch stundenlang ungeschützt der Sonne aussetzt, erhält Verbrennungen, die je nach Intensität sogar das Leben gefährden können. Genauso verhält es sich bei der Nutzung der Energien einer Wasserader.

Unter sakralen Orten finden sich sehr oft Wasseradern. Dr. Jörg Purner untersuchte in seiner Dissertation “Radiästhetische Untersuchungen an Kirchen und Kultstätten” zahlreiche Kirchen und fand auffallend häufig die Anwesenheit unterirdischen Wassers. Nach meinen eigenen Untersuchungen befinden sich in der Mitte von megalithischen Steinkreisen oft sogenannte “Blind Springs” (Blinde Quellen), also Wasser, das unter artesischem Druck in einer Säule nach oben befördert wird, die Erdoberfläche aber nicht erreicht. Radiästhetisch wird dieses Phänomen in Form konzentrischer Kreise wahrgenommen. Die Steine des Steinkreises formen somit sichtbar nach, was an unsichtbarer energetischer Qualität am Ort vorherrscht.

Wasser führende Kanäle unter der Kathedrale von Chartres
Wasser führende Kanäle unter der Kathedrale von Chartres

Nach Robert Endrös steht der Freisinger Dom auf einem großen unterirdischen Wasserader Mäander und unter der Kathedrale von Chartres wurden sogar künstlich mehrere wasserführende Kanäle unter dem Altar zusammengeführt. Dieses für Architekten und Archäologen bislang ungelöste Rätsel wird erst durch die strahlungsmodifizierende Wirkung des Wassers am sakralen Ort verständlich.

Die Wirkung des Wassers im sakralen Raum

Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, wie der Wünschelrutenausschlag funktioniert: Der Rutengänger geht mit gespannter Rute über eine Wasserader. Das dort vorherrschende Strahlungsmilieu bewirkt unbewusste Veränderungen der Muskelspannung und löst damit einen Ausschlag der in einem labilen Gleichgewicht gehaltenen Rute aus. Das Wasser im Sakralraum kann daher dazu genutzt werden, einen Menschen körperlich zu beruhigen und zu entspannen.

Die Wirkung des Wassers geht jedoch noch weiter. Schnellfließendes Wasser reißt durch seine Bewegungsenergie die locker gehaltenen, äußeren Valenzelektronen der Moleküle ab. Die losen Elektronen bilden leicht mit anderen Molekülen oder Atomen negative Ionen. negative Ionen aber gelten in der Medizin allgemein als wohltuend, während positive – wie im Fall bestimmter Wetterlagen – Kopfschmerzen verursachen können.

Israelische Forscher fanden heraus, dass der Serotoninspiegel im Gehirn durch negative Ionen rasch fällt und der russische Forscher Schishewskij geht davon aus, dass die Einatmung negativer Ionen das System der roten Blutkörperchen stabilisiert und so der Heilung förderlich sein kann. Andere Forscher sehen einen starken Zusammenhang von höheren Bewusstseinszuständen, wie sie z.B. in der Meditation erreicht werden, mit negativen Ionen. Und in der Tat ist über unterirdischen Wasseradern (vor allem solcher, die “rechtsdrehend” polarisiert sind), die Zahl negativer Ionen stark erhöht. Unterirdisch fließendes Wasser kann also den Bewusstseinszustand positiv beeinflussen.

Wasseraderkrezung und Spindel im Altarbereich
Wasseraderkrezung und Spindel im Altarbereich

Im sakralen Raum wird so durch die Nutzung unterirdischen Wassers der Mensch sowohl körperlich als auch geistig auf einen Kontakt mit höheren Welten vorbereitet. Man kann diese Wirkung noch verstärken, indem ein “Resonator” über der entsprechenden Stelle (z.B. Wasseraderkreuzung) positioniert wird. Der heilige Baum der Wallfahrtstätte Maria Eich in Planegg bei München steht z.B. auf einer solchen Stelle. Der Baum wurde allerdings vom Blitz getroffen, doch der Stumpf ist nach wie vor hinter dem Altar zu besichtigen. Der Baum fungierte sozusagen als Resonator, der die Qualität des Ortes in den Raum verbreitete.

Weiter lesen: Teil 2: Fortsetzung von Teil 1

Über den Autor

Stefan Brönnle ist ausgebildeter Landschaftsökologe und Geomant. Er vermittelt sein Wissen über Radiästhesie und Geomantie in Vorträgen, Seminaren und Büchern:

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Über Stefan Brönnle 18 Artikel
Stefan Brönnle ist Autor, Berater und Ausbildungsleiter für Geomantie. Von 1993 bis 2006 war er im Vorstand von HAGIA CHORA - Schule für Geomantie. Seit 2006 leitet er sein eigenes Ausbildungsinstitut INANA. Stefan erreicht ihr unter s.broennle@everyday-feng-shui.de

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