Die ideale Stadt: Raumplanung im 21. Jahrhundert am Beispiel der Mohammed Bin Rashid Gardens

Die Ära der Metropolen ist angebrochen. Bis 2050 werden zwei Drittel der Menschheit in Städten leben. Daraus ergeben sich ganz neue Herausforderungen für die Stadtplanung weltweit. Anhand des Großprojektes „Mohammed Bin Rashid Gardens“ in Dubai wollen wir Trends der Raumplanung im 21. Jahrhundert aufzeigen und uns vorsichtig der Idee von der „idealen Stadt“ nähern.

So könnte es bald schon in Dubai aussehen: Der neue Stadtteil Mohammed Bin Rashid Gardens bei Nacht
So könnte es bald schon in Dubai aussehen: Der neue Stadtteil Mohammed Bin Rashid Gardens (Foto: mohammed-bin-rashid-gardens.com)

„Die ideale Stadt“, so etwas gibt es doch gar nicht. Stimmt. Noch nicht. Aber vielleicht schon recht bald. Geht es nach Muhammad bin Raschid Al Maktum, dem Herrscher des Emirats Dubai, zugleich Premier- und Verteidigungsminister sowie Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate, dann wird noch in diesem Jahr mit der Umsetzung eines der ehrgeizigsten Stadtplanungsprojekte der Welt begonnen: Dem Bau von Mohammed Bin Rashid Gardens, einem neuen Stadtteil Dubais, das sich über 88 Quadratkilometer erstrecken soll.

Es handelt sich dabei nicht um die Neugestaltung eines natürlich gewachsenen urbanen Raumes, sondern um eine Planstadt, die von Grund auf neu errichtet wird. 60 Milliarden US-Dollar soll der Bau der idealen Stadt kosten und das Emirat Dubai weiter auf die Zeit nach dem Erdöl vorbereiten. Dubai hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, in naher Zukunft das führende Finanz-, Industrie- und Touristenzentrum im Nahen Osten zu werden. Dies zu erreichen, dafür ist den Scheichs kein Petrodollar zu schade.

Gigantomanie unter neuen Vorzeichen

Neuer Stadtteil von Dubai: Mohammed Bin Rashid Gardens
Neuer Stadtteil von Dubai: Mohammed Bin Rashid Gardens (Foto: mohammed-bin-rashid-gardens.com)

Während vor 10 Jahren sämtliche Bauvorhaben in Dubai nicht groß- oder verschwenderisch genug geplant werden konnten (der Burj Khalifa ist nur eines dieser von abartiger Gigantomanie geprägten Beispiele), so sind inzwischen – vielleicht auch mit den Erfahrungen der Finanzkrise und der drohenden Ölverknappung im Rücken – etwas verhaltenere Töne aus dem Emirat am Persischen Golf zu vernehmen. Zugegeben, auch die Mohammed Bin Rashid Gardens sind ein Monumentalprojekt, jedoch ist die geplante Wüsten-Urbanisation auch ein Beleg für die Hinwendung Dubais zum Nachhaltigkeitsprinzip.

Mohammed Bin Rashid Gardens soll sämtliche Anforderungen erfüllen, die heutzutage an eine moderne Stadt in Bezug auf Transport, Erholung und Umwelt gestellt werden. 200.000 Menschen, denen der neue Stadtteil zukünftig Wohn- und Arbeitsstätte bieten wird, sollen jeweils im Umkreis von 300 Metern alles vorfinden, was sie im Alltag brauchen. So ist beispielsweise die Bereitstellung von Schulen und Hochschulen, Finanz- und Shoppingcentern, sowie einigen markanten Verwaltungs- und Kulturbauten geplant.

Mehr Grün als in London und New York zusammen

Die Urbanisation soll vor allen Dingen jedoch von touristisch attraktiven Landschaften geprägt sein. Wenn die Pläne so umgesetzt werden, wie sie der Londoner Architekt Eric Kuhne in seinem Masterplan vorgesehen hat, wird die ideale Stadt mehr Landschaftsparkfläche aufweisen als London und New York zusammen genommen. Ein 150 Kilometer langes Kanalnetz mit Schilfbiotopen und künstlich angelegte Seen sowie Parks und Gärten werden als grüne Lungen der City fungieren und sollen Lebensräume für Wildtiere und Pflanzen schaffen, Zugvögel anlocken und den bisher eingeschränkten Artenreichtum in Dubai fördern.

Das Astrolabium: Gestaltungsgrundlage für die Mohammed Bin Rashid Gardens
Das Astrolabium: Gestaltungsgrundlage für die Mohammed Bin Rashid Gardens (Foto: mohammed-bin-rashid-gardens.com)

Als Feng Shui Liebhaber hätten wir uns gewünscht, dass die chinesische Harmonielehre bei der Raumplanung berücksichtigt worden wäre. Davon ist uns jedoch nichts bekannt. Kuhne versuchte bei seinen Planungen an die großen Stadtgründungen des Orients anzuknüpfen, wie z.B. die der Stadt Isfahan. Gestaltungsgrundlage war dabei das „Astrolabium„, ein antikes Messgerät, das im arabischen Raum einst zur Winkelmessung am Himmel diente. Die Entwürfe des britischen Architekten sehen daher auch wie gezirkelt aus.

Ganzheitlicher Ansatz bei der Planung

Mohammed Bin Rashid Gardens gliedert sich in vier sogenannte Häuser. Diese entsprechen eher Stadtvierteln als tatsächlichen Gebäuden und widmen sich jeweils einem Thema. Gemeinnützige Einrichtungen sowie Museen rund um das Thema Zivilisation befinden sich im „Haus der Menschlichkeit“. Im „Haus des Handels“ sollen überwiegend internationale Firmen und Banken untergebracht werden. Das „Haus der Weisheit“ umfasst eine Moschee, Universitäten, eine Bibliothek sowie Hochschulen für Geschichte und Naturwissenschaften. Das „Haus der Natur“ widmet sich schließlich der Umwelt und soll neben zoologischen Gärten Parks und Forschungseinrichtungen zur Erhaltung der Natur Raum geben.

Bestandteil des ganzheitlichen Ansatzes: Das Verkehrskonzept
Das Verkehrskonzept ist Bestandteil des ganzheitlichen Planungsansatzes (Foto: mohammed-bin-rashid-gardens.com)

Dass das städtebauliche Großprojekt auf einem ganzheitlichen Ansatz beruht, merkt man spätestens beim Verkehrskonzept. Auch hier wurde versucht, sowohl den Wirtschafts- und Versorgungsverkehr als auch den Personenverkehr Nachhaltigkeitsgesichtspunkten unterzuordnen. Dabei wird auf eine Kombination von Verkehr aus Autostraßen, verzweigten Wasserwegen, öffentlichem Schienenverkehr (Dubai Metro), Omnibuslinien und Rad- und Fußgängerwegen gesetzt. Versorgungsgüter können so z.B. über die Kanäle geliefert oder Pkw-Fahrten im Berufsverkehr durch Solar-Wassertaxis ersetzt werden.

Grundsätzlich halten wir Projekte wie Mohammed Bin Rashid Gardens für sehr spannend, weil sie allein schon durch ihre Größe meist wegweisend sind und Vorbildcharakter haben für anstehende Raumplanungsprojekte in der ganzen Welt. Deswegen haben wir uns auch dafür entschieden, diesen etwas ausführlicheren Beitrag über „die ideale Stadt“ zu veröffentlichen. Was uns natürlich besonders interessieren würde ist die Frage, wie viel Feng Shui hier möglicherweise drin steckt, ohne dass die Planer bewusst Feng Shui angewendet haben. Schließlich geht es hier um „die ideale Stadt“. Da führt eigentlich kein Weg an Feng Shui vorbei. Was meint ihr?

Video: Mohammed Bin Rashid Gardens

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Über Long Wang 326 Artikel
Meister Long Wang ist seit 2007 Teil des Everyday Feng Shui Redaktionsteams und bereichert seither als Experte für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit seiner fernöstlichen Perspektive auf die Welt unsere Plattform. Zu erreichen ist er unter l.wang@everyday-feng-shui.de

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