Seebälle eignen sich hervorragend als Dämmstoff für Fassaden, Dächer, Wände und Fußböden. Dies ergab eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Stuttgart. Da die Fasern der Seebälle ein reines Naturprodukt sind, eignen sie sich zudem für Allergiker und Menschen mit Chemikalienunverträglichkeiten.
Abgestorbene Pflanzenteile, die zum Teil massenhaft als mehr oder weniger große Kugeln an Stränden weltweit anzutreffen sind, werden als Seebälle oder auch Neptunbälle bezeichnet. Der überwiegende Teil dieser faserigen Bällchen besteht aus Pflanzen- und Wurzelresten des Neptungrases (Posidonia oceanica), das besonders im Mittelmeer weit verbreitet ist.
Die Kugelform der Seebälle entsteht durch Wellenbewegungen in Flachwasserbereichen. Diese bewirken, dass die abgestorbenen Pflanzenteile des Seegrases so lange hin und her bewegt werden, bis die Laubblätter abgerieben und die stabilen Rippen des Blattes wie ein Semmelknödel zusammengeballt werden. Im Rahmen von Strandreinigungen werden Seebälle meist zusammen mit anderem Treibgut von den Stränden entfernt und anschließend als Abfall deponiert.
Materialeigenschaften der Seebälle
Eine Eignungsprüfung des faserigen Bällchen-Materials (Posidonia-Fasern) als Dämmstoff durch das Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Stuttgart hat nun ergeben, dass das natürliche „Abfallprodukt“ hervorragende Materialeigenschaften aufweist:
- Wärmedämmung (sehr gut): Die Wärmeleitzahl (lambda) beträgt zwischen 0,037 und 0,0428 W/(m· K) bei einer Dichte von ca. 85 bis 130 kg/m3. Der Rechenwert beträgt 0,049 W/(m· K). Durch die verhältnismäßig hohe Dichte des Materials ergibt sich auch im Sommer ein hervorragender Wärmeschutz für Gebäude.
- Das Material ist ein reines Naturprodukt, d.h. es kommt vollkommen ohne weitere Zusätze oder Behandlung aus. Aus diesem Grund ist der Dämmstoff besonders gut für Allergiker und Menschen mit Chemikalienunverträglichkeiten geeignet.
- Die Seegrasfasern sind aufgrund ihres hohen Silikatgehalts nur schwer entflammbar (Brandklasse B2).
- Sie enthalten keine Eiweiße und verfügen somit über eine hohe Resistenz gegen Schimmel, Schädlinge und Fäulnis.
- Die Fasern enthalten nur ca. 0,5 bis 2% Salze. Daher sind sie kaum hygroskopisch und nicht korrosiv.
- Als Dämmstoff ist das Material auch deswegen besonders gut geeignet, weil die Fasern zwar Wasserdampf aufnehmen, ihn aber genauso wieder abgeben, ohne dass sich die Wärmedämmfähigkeit verschlechtert.
- Auch an die Entsorgung bei einem späteren Abbruch zeigen sich viele Vorteile gegenüber künstlichen Materialien: Statt sie aufwendig entsorgen zu müssen, können sie einfach kompostiert, zur Auflockerung unter die Erde gemischt oder als hervorragendes Pflanzsubstrat zur Anzucht z.B. von Tomaten verwendet werden
Die Fasern der Neptunbälle sind inzwischen von der Bauaufsicht offiziell als Dämmstoff zugelassen. Prof. Richard Meier, ehemals tätig in der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Architektur an der SRH Hochschule Heidelberg, hat die hohe Qualität der „Neptunfasern“ mit als erster erkannt und produziert inzwischen mit seiner Firma NeptuTherm® „Seebällchen-Wolle“ als Dämmstoff zum Stopfen und Einblasen für Dächer, Fassaden, Wänden, Böden und Decken bei Renovierungen und Neubau von Wohnhäusern.
Seebälle als Dämmstoff: Weitere Infos unter www.neptutherm.de
Quellen:
www.materialarchiv.ch – Seegrasfasern aus Neptunbällen
www.neptutherm.de – NeptuTherm® – was wird daraus?
www.baubegriffe.com – Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung
www.ict.fraunhofer.de – Herstellung ressourceneffizienter und klimaneutraler hochwertiger technischer Dämmstoffprodukte – „Posidonia-Dämmstoff“
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