Ganzjährig auf Rädern Wohnen in Wohnwagen & Wohnmobilen

Sie sind Fahrzeuge und Unterkünfte in einem. Und bieten Aussteigern eine komfortable Art, allen gesellschaftlichen Normen und Pflichten davonzufahren, frei herumzureisen und ein modernes Nomaden-Leben zu führen.

Modernes Wohnmobil , Foto (C) Karsten Planz / flickr
Modernes Wohnmobil , Foto (C) Karsten Planz / flickr

Normalerweise werden sie nur zur Urlaubszeit in Betrieb genommen, angemietet oder ausgeborgt. Viele Menschen, die sich nach einem einfacheren Leben mit weniger Arbeit und mehr Freizeit sehnen, kommen auf die Idee, ihre festen Wohnsitze abzumelden, das Inventar zu reduzieren und in ein Wohnmobil umzusteigen. Neben dem Trend zum „Tiny House“ (winzige Häuschen in Gartenhaus-Größe) sind auch Wohnwägen eine Möglichkeit, minimalistisch zu wohnen und gleichzeitig mobil zu sein. Immer mehr Singles, Pensionisten, Paare und Kleinfamilien berichten in Netzwerken wie Youtube und Instagram über ihre Abenteuer mit Camping-Fahrzeugen. Sie stehen ein paar Wochen hier und ein paar Monate da, fahren quer durch Europa und haben oft auch Kinder an Bord, die sie selbst unterrichten und somit aus dem Schulsystem heraushalten.

5 verschiedene Fahrzeug-Typen

  1. Wohnwägen sind einachsige PKW-Anhänger ohne Motor. Der PKW kann auch ohne Anhänger benutzt werden, um die Gegend zu erkunden.
  2. Wohnmobile sind luxuriösere Fahrzeuge mit integriertem Führerhaus, zwei Achsen und Längen bis über zehn Metern. Hier ist insgesamt mehr Platz vorhanden als in einem Anhänger-Wohnwagen, aber die Mobilität ist eingeschränkter.
  3. Schmale Tiny-House-Anhänger, meist aus Holz oder alternativen Baustoffen. Sie sind für einen längeren Aufenthalt gedacht.
  4. Umgebaute alte Busse und andere Sonderanfertigungen mit individueller Ausstattung.
  5. Hausboote, wie sie in den Niederlanden und vielen anderen Hafengegenden üblich sind.
Auch Hausboote sind eine Form von mobilen Behausungen, Foto (C) Angel Ganev / flickr
Auch Hausboote sind eine Form von mobilen Behausungen, Foto (C) Angel Ganev / flickr

 

Vorteile:

  • Ganzjähriges Urlaubsgefühl.
  • Es gibt keine ungemütlichen Jahreszeiten, denn man kann sich immer dort aufhalten, wo es gerade am schönsten ist.
  • Die beschränkte Fläche im Fahrzeug wird erweitert durch die Freiflächen im Außenraum und die Ausflugsmöglichkeiten in die Umgebung.
  • Der Haushalt macht wenig Arbeit, denn es gibt nicht viel zu putzen.
  • Fahrräder und Sportgeräte können mitgeführt werden.
  • Es ist insgesamt viel mehr Gepäck möglich verglichen mit Reisen mit dem Flugzeug oder PKW.
  • Kein Übernachten in teuren und unpersönlichen Hotelzimmern.
  • Keinerlei Bindung an einen Ort. Umdisponieren ist jederzeit möglich.
  • Es gibt keine nervigen Nachbarn, denen man nicht davonfahren könnte.
  • Die Wohnungskosten sind geringer als in einer Mietwohnung.
  • Keine Wartezeiten auf öffentliche Verkehrsmittel.

 

 Nachteile:

  • Es gibt keinen Garten und daher auch keine Anbaumöglichkeiten.
  • Die Küche ist winzig und bietet wenig Lagerflächen für Lebensmittel.
  • Kaum Gestaltungsmöglichkeiten bei der Einrichtung.
  • Sehr beschränkter Stauraum für Kleidung und Hausrat.
  • In vielen Ländern ist freies Campieren nur kurz oder gar nicht erlaubt.
  • Die Kosten können beachtlich sein. Die Investitionen für ein komfortables Wohnmobil sind nicht zu unterschätzen und auch die Stand-Mieten auf den Campingplätzen sind nicht zu vernachlässigen. Wer mehr als ein Jahr lang unterwegs ist, wird wahrscheinlich kein Fahrzeug mieten wollen, sondern ein „Eigenheim“ bevorzugen.
  • Die Fahrzeug-Ausstattung besteht üblicherweise aus Kunststoffen.
  • Große, sperrige Fahrzeuge können auf normalen Parkplätzen nicht parken.
  • Wenig Privatsphäre und beschränktes Sozialleben.
  • Gefahr, dass einem trotz aller Freiheit die Decke auf den Kopf fällt.
  • Der Aufbau von Nachbarbeziehungen und langfristigen sozialen Bindungen ist kaum möglich.

Digitale Nomaden, pensionierte Paare und andere mobile Wohntypen

Ob jemand glücklich wird mit einem Wohnmobil oder nicht, hängt wohl hauptsächlich vom Sozialleben ab. Familien mit älteren Kindern und Teenagern, die nicht mehr gerne in einem Bett schlafen, sondern mehr Abstand und Eigenleben möchten, werden es in dem engen Gehäuse kaum aushalten. Auch Paare, die über die Flitterwochen hinaus sind, können einander schnell auf die Nerven gehen, wenn es keinerlei Rückzugsmöglichkeiten gibt. Manche behelfen sich mit zusätzlichen Zelten, um eine gewisse räumliche Separierung zu schaffen. Das Wohnen auf Rädern ist eine schöne Lösung für Freigeister, die wirklich unterwegs sein wollen und offen sind für neue Bekanntschaften. Solange die Kinder noch klein sind, kann das mobile Wohnen eine gute Alternative sein, um dem Nähe-Bedürfnis der Kleinen gerecht zu werden. Für Familien ist Campen meist nur eine Wohnform für eine gewisse Zeit – auch wenn es mehrere Jahre dauert. Für minimalistische und abenteuerlustige Singles mit ortsunabhängigen Berufen ist langjähriges Dauerreisen eher geeignet.

Beitrag teilen:
Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

1 Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*