Wie gefährlich ist der Geruch von Moos?

Ist ein Herrenduft leicht erdig mit einer waldfrischen Note, enthält er wahrscheinlich Auszüge aus Baummoos und Eichenmoos. Die meisten Herrenparfums großer Hersteller beziehen ihren Grundton aus den Moosextrakten. Eine neue EU-Duftstoff-Richtlinie könnte diese und weitere pflanzliche Duftstoffe bald verbieten – und damit die Naturkosmetik-Branche hart treffen.

Mini-Moosgarten für das Fensterbrett oder den Schreibtisch. Fällt auch Moosgeruch bald dem EU-Regulierungswahn zum Opfer?
Mini-Moosgarten für das Fensterbrett oder den Schreibtisch. Fällt auch Moosgeruch bald dem EU-Regulierungswahn zum Opfer? (Foto: zedmelody)

 

Millionen Menschen leiden unter Duftstoff-Allergien

Den EU-Verbraucherschützern geht es bei dem Entwurf der EU-Duftstoff-Richtlinie darum, Allergiker zu schützen. Denn ätherische Öle und andere Duftstoffe lösen bei manchen Menschen Allergien aus. Etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung sind nach Schätzungen davon betroffen. Das sind in der gesamten Europäischen Union fünf bis 15 Millionen Menschen.

Beim Erarbeiten der Richtlinie wird die EU-Kommission vom Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS) beraten, das die allergischen Reaktionen auf verschiedene Duftstoffe untersucht hat. Im Ergebnis dieser Untersuchung empfiehlt das SCCS für die Richtlinie, dass 127 Duftsubstanzen auf Verpackungen deklariert werden müssen, bei zwölf Stoffen soll die eingesetzte Höchstmenge reduziert werden, und drei Substanzen müssten laut SCCS komplett verboten werden. Das sind die eingangs erwähnten Extrakte aus Baummoos und Eichenmoos sowie der synthetisch hergestellte Maiglöckchenduft mit der chemischen Abkürzung HICC.

ARD Panorama zum EU Duftverbot (Start bei 20:35min)

Beim genaueren Betrachten erscheint dieser Richtlinien-Vorschlag geradezu absurd. Denn bei den beiden laut Untersuchung besonders
gefährlichen Düften handelt es sich eben nicht um chemische Keulen aus dem Labor, sondern um natürliche Produkte. Diese ätherischen Öle finden sich nicht nur in zahlreichen Herrendüften großer Hersteller, sondern auch in den unterschiedlichsten Naturkosmetikprodukten.

Gefahr für Naturkosmetik-Branche

Naturkosmetik liegt stark im Trend. Ein Verbot natürlicher Duftstoffe würde die Kosmetik-Branche hart treffen
Ein Verbot natürlicher Duftstoffe würde
die Naturkosmetik-Branche hart treffen
(Foto: Memphis CVB)

Hersteller wie Weleda oder Dr. Hauschka setzen gemäß ihrem ganzheitlichen Konzept ausschließlich auf natürliche Pflanzenextrakte. Kunden wählen Produkte dieser Marken, weil sie auf Inhaltsstoffe aus der Natur Wert legen. Allerdings können gerade ätherische Öle bei empfindlichen Menschen heftige Hautreaktionen auslösen.

Eine strenge EU-Duftstoff-Richtlinie könnte demnach nicht nur Konsequenzen für die Parfumindustrie haben, sondern auch die gesamte Naturkosmetik-Branche treffen. Die Hersteller müssten im Zweifel ihre gesamte Produktpalette überprüfen und verändern – oder womöglich von ihrem Grundprinzip der natürlichen Inhaltsstoffe abweichen. Ihre Geschäftsgrundlage wäre damit zerstört.

 

Natürlicher Duft ist kompliziert

Künstlich hergestellte Duftstoffe, wie sie im großen Stil von vielen Parfumherstellern eingesetzt werden, sind nicht nur kostengünstiger als natürliche ätherische Öle. Künstliche Düfte haben zudem den praktischen Vorteil, dass sie sich aus relativ wenigen verschiedenen Molekülen zusammensetzen. Mögliche Allergieauslöser können somit leicht isoliert werden. Anders ist es bei natürlichen Düften, die nicht selten aus Hunderten unterschiedlichen Molekülen bestehen. Diese Vielfalt macht den olfaktorischen Reichtum der natürlichen Düfte aus.

Effektiver Allergikerschutz?

Auch die großen Parfumlabore verarbeiten hochwertige ätherische Öle. Allerdings werden diese in den Laboren zumeist so bearbeitet, dass sie exakt die gewünschte Duftnote liefern. Auf diese Weise lassen sich auch bestimmte allergene Bestandteile entfernen. Möglicherweise würde das aber den jeweiligen Duft entscheidend verändern.

Allergische Hautreizung: Immer mehr Menschen sind von solchen oder ähnlichen allergischen Reaktionen des Körpers betroffen
Allergische Hautreizung: Immer mehr Menschen sind von solchen oder ähnlichen allergischen Reaktionen des Körpers betroffen (Foto: Cyron)

Ein praktikabler und vergleichsweise recht kostengünstiger Weg, Allergiker zu schützen, wäre die Volldeklaration der Inhaltsstoffe. Wer seine Allergien kennt, kann so die entsprechenden Produkte meiden. Schwierig könnte das allenfalls bei synthetisch hergestellten chemischen Verbindungen mit zum Teil sehr langen Bezeichnungen sein. Wenn es aber um natürliche Duftstoffe geht, dürften die allermeisten Allergiker gut über die jeweiligen Allergie-Auslöser informiert sein – und zwar aus eigener Erfahrung, die sie mit den Pflanzen in der Natur gemacht haben.

Quellenangabe:

www.zeit.de – Keine Chance für Chanel?

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Über Astrid Albrecht-Sierleja 152 Artikel
Astrid Albrecht-Sierleja verfügt als langjährige Malerin und Lackiererin über ausgesprochen praxisorientiertes Wissen und kennt als Produkt-Designerin die Vielfalt gestalterischer Möglichkeiten im Wohn- und Arbeitsbereich. Astrid erreicht ihr unter a.albrecht@everyday-feng-shui.de

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