Verbrauchen weniger Treibstoff: Autos mit Wassereinspritzung

Sie verwenden eine Technik aus dem vorigen Jahrhundert, sparen bis zu 13 Prozent Sprit, sind aber bisher noch zu teuer. Dennoch gehören sie zu den innovativen Fahrzeug-Typen, die vermutlich in den nächsten Jahren auf den Markt drängen.

 Der BMW M4 DTM Champion Edition ist ein Sportwagen der Extra-Klasse. Foto (C) Kärlis Dambräns / flickr
Der BMW M4 DTM Champion Edition ist ein Sportwagen der Extra-Klasse. Foto (C) Kärlis Dambräns / flickr

Wassereinspritzung ist eine alte Methode, um die Leistung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu verbessern. Dabei wird ein feiner Nebel aus destilliertem Wasser mit hohem Druck in die Luft des Ansaugtraktes gespritzt. Weitere Vorteile sind Kühleffekte durch Verdampfung, sowie eine Verringerung der Abgas-Schadstoffe. Das erste Serien-Fahrzeug mit Wassereinspritzung war ein Traktor im Jahr 1937. Im zweiten Weltkrieg und in den 1950er-Jahren gab es Maschinen mit Einspritzung in der Luftfahrt. Das erste Serien-Auto, der Saab 99 Turbo, wurde bis in die 1980er gebaut. Auch in der Formel 1 wurden Rennwägen mit dieser Technologie verwendet. Später wurde die Technik verfeinert und für das Tuning von Fahrzeugen eingesetzt. Und auch bei Blockheizkraftwerken ist sie im Einsatz.

Senkung des Treibstoffverbrauchs

In letzter Zeit gewinnt der Energiespar-Effekt an Beachtung. Zirka vier bis dreizehn Prozent Treibstoff-Einsparung sollen mit der Einspritzung möglich sein, je nach Leistungsabruf. Für das Wasser ist ein 5-Liter-Tank vorgesehen, der spätestens bei jedem fünften Tanken nachgefüllt werden muss. Es verdampft noch vor der Verbrennung des Treibstoffs im Motor, weshalb Rostschäden nicht zu befürchten sind. Die Methode funktioniert nicht nur bei Benzinmotoren, sondern auch bei Diesel-Fahrzeugen.

Der Bosch-Water-Boost sorgt mit einem feinen Sprühnebel für Kühlung. Symbol-Foto (C) Toshihiro Oimatsu / flickr
Der Bosch-Water-Boost sorgt mit einem feinen Sprühnebel für Kühlung. Symbol-Foto (C) Toshihiro Oimatsu / flickr

Die ersten Serienmodelle stammen von BMW

Vor allem BMW setzt auf diese Technologie und es existieren bereits mehrere Prototypen. In konventionellen Autos wird für die Motorkühlung Benzin verwendet – und verschwendet, denn Wasser erfüllt diese Aufgabe genauso gut. Da die Technik bereits lange bekannt und bewährt ist, sollte es nicht mehr lange dauern, bis alle neuen Fahrzeugmotoren mit einer Wassereinspritzung ausgestattet sind. Der Durchbruch wird in den Jahren 2018 bis 2019 erwartet. Ein komplettes Einspritz-System ist von der Firma Bosch bereits fertig entwickelt. Es besteht aus einem Wassereinspritz-Ventil, einer Wasserleitung, einer Wasserpumpe, einen elektronischen Pumpensteuergerät, einem elektronischen Motorsteuergerät, und einem Wassertank. Es ist als Ergänzung für Verbrennungsmotoren gedacht. Jetzt kommt es nur noch darauf an, dass die Autohersteller dieses in ihre Fabrikation aufnehmen.

Das erste neue Serienmodell war der BMW M4 GTS. Er benötigt weniger als vier Sekunden, um von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen, hatte allerdings einen stolzen Preis. 142.600 Euro waren dafür zu berappen und somit liegt das Gefährt weit jenseits von dem, was sich ein durchschnittlicher Haushalt leisten kann. Bei dem Modell von BMW steht der sportliche Nutzen im Vordergrund und es wurde auch entsprechend aggressiv beworben. Die ersten 700 Stück waren bereits vor dem geplanten Verkaufsstart im Frühjahr 2016 ausverkauft. Im Oktober 2016 kam ein weiteres Modell auf den Markt mit der Bezeichnung „M4 DTM Champion Edition 2016“. Auch dieses besitzt eine Wassereinspritzung. Er beschleunigt binnen 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h, besitzt 500 PS und hat auch sonst mehr Ähnlichkeiten mit einem Rennwagen als mit einem gemütlichen Familienfahrzeug. Der BMW F10 535D 423Ps 818Nm 100-200 ist ein Diesel-Fahrzeug und besitzt ebenfalls eine Wassereinspritzung.

Fragwürdige Energiepolitik

Ob es nur an der „Philosophie“ liegt, dass man zuerst auf überteuerte Elite-Wägen setzt und nicht auf erschwingliche Kleinfahrzeuge, sei dahingestellt. Es ist zu hoffen, dass es sich bei diesen Sondermodellen um eine Art Test-Serie handelt, die eben nur bei einer überschaubaren Anzahl von betuchten Kunden absetzbar ist. Der Energiespar-Nutzen sollte längerfristig im Vordergrund stehen und nicht die Leistungssteigerung von ohnehin unnötig starken Motoren. Der Minimalismus im Autobau lässt bisher noch auf sich warten. Man wird den Eindruck nicht los, dass Energiesparen nur erwünscht ist, wenn ein Mehraufwand damit verbunden ist, um unterm Strich mehr produzieren und absetzen können als zuvor. Die Zusatz-Features haben nicht nur ihren Preis, sondern bedeuten auch ein Plus an Abfall und Energieaufwand. Es kann im Endeffekt umweltfreundlicher sein, bereits vorhandene Maschinen, Geräte und Fahrzeuge weiter zu verwenden, statt ständig alles zu erneuern, solange die Gesamtbilanz nicht eindeutig positiv ausfällt.

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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