Sprossenzucht: Jederzeit frisches Gemüse mit Sprossen

Die Sprossen-Zucht ist ideal für Stadtmenschen, denn sie ist überall und ganzjährig möglich. Man benötigt nichts außer Saatgut, Wasser und Licht – und bis zur Ernte dauert es nur wenige Tage.

Für die Anzucht von Erbsen-Sprossen oder -Keimlinge werden keine grünen Erbsen verwendet, sondern ausgereifte Erbsensamen. Foto (C) Irmgard Brottrager
Für die Anzucht von Erbsen-Sprossen oder -Keimlinge werden keine grünen Erbsen verwendet, sondern ausgereifte Erbsensamen. Foto (C) Irmgard Brottrager

Superfood und wichtige Eiweißquelle für Veganer

Sprossen haben eigentlich nur Vorteile und gehören zu den gesündesten Lebensmitteln überhaupt. Sie besitzen eine höhere Nährstoffdichte als die ausgewachsenen Pflanzen, sind zarter und leichter zu verdauen. Für Veganer ist der Gehalt an Proteinen und B-Vitaminen bedeutsam. Außerdem sie sind beinahe unschlagbar preisgünstig.

 

Sprossen sind nicht gleich Sprossen

Wenn man Sprossen sagt, meint man meistens Keimlinge. Denn man wartet in der Regel nicht so lange, bis aus den Keimlingen Sprösslinge werden. Es gibt aber auch Saaten, bei denen man nicht nur die Keimlinge, sondern auch die Sprossen verwendet. Dazu gehören:

  • Weizengras
  • Gerstengras
  • Roggengras
  • Kamutgras
  • Sonnenblumenkerngrün
  • Erbsengrün
  • Kresse
  • Rettichgrün, Daikonrettich
  • Salatrauke, Rucola
  • Leinsamen
  • Brokkoli
  • Senf
  • Rotkohl
  • Radieschen
  • Chiasamen
  • Rotklee

Sprossen sind grüne Baby-Jungpflanzen. Sie haben den Vorteil, dass sie mehr Chlorophyll enthalten. Die Anzucht ist jedoch langwieriger und funktioniert nicht immer ohne Erde. Für die Herstellung von Keimlingen benötigt man keine Erde. Keimlinge könnte man als Pflanzen-Embryos bezeichnen, denn sie werden meist geerntet, bevor sie dem Samenkorn entschlüpft sind. Bei der Umwandlung vom Kern zur Grünpflanze findet ein grundlegender Transformationsprozess statt. Die Keimlinge und Sprossen haben wesentlich weniger Kalorien als die Körner und eine völlig andere Nährstoff-Zusammensetzung mit viel weniger Fett, kaum Kohlenhydraten, viel Eiweiß, vielen Vitaminen und Mineralstoffen. Während der Keimung wird die Phytinsäure abgebaut, die vor allem in Hülsenfrüchten enthalten ist.

Von diesen Saaten verwendet man üblicherweise nur die Keime:

  • Mungobohnen
  • Linsen
  • Süßlupinen
  • Erbsen
  • Bockshornklee
  • Alfalfa (Luzerne)
  • Kichererbsen
  • Buchweizen
  • Sesam
  • Nackthafer
  • Einkorn
  • Fenchel
  • Quinoa

Wie man sieht, gibt es eine große Auswahl an Saatgut, das für die Anzucht von Keimlingen und Sprossen geeignet ist. Für Abwechslung ist selbst dann gesorgt, wenn man jeden Tag Sprossen isst.

Nicht jedes Körnchen ist eine Keimsaat

Bei den Samen ist darauf zu achten, dass sie ausgereift und keimfähig sind. Geschälte Samen wie rote und gelbe Linsen nicht nicht keimfähig. Braune und schwarze Linsen hingegen sind keimfähig. Die meisten Bohnen lassen sich nicht ankeimen. Sonnenblumenkerne und Kürbiskerne aus dem Supermarkt sind nicht keimfähig, weil sie geschält sind. Ebenso ist es bei den Getreidearten. Außerdem sollte die Qualität entsprechend hoch sein, denn es ist ärgerlich, wenn nicht alle Körner weich werden. Winzig kleine Samen sind schwierig zum Keimen zu bringen, weil sie beim Spülen durch jedes normale Sieb fallen. Selbstverständlich müssen alle Keimsaaten roh sein. Bei hitzebehandelten Körnern ist der Keim abgetötet.

Anzucht-Gefäße und Hygiene

Die Samen werden zuerst ein paar Stunden in Wasser eingeweicht. Danach werden sie gründlich durchgespült und so aufgestellt, dass sie abtropfen können. Das Spülen und Abtropfen ist mindestens zweimal täglich zu wiederholen. Die meisten Sprossen sind nach zwei bis drei Tagen fertig. Wer häufig Sprossen zieht, sollte sich spezielle Anzuchtbehälter zulegen. Grundsätzlich genügt ein Sieb, das man über eine Schale oder eine Schüssel hängt. Mit Sprossengläsern oder Sprossentürmen geht die Anzucht schneller und sauberer vonstatten, weil die Keimlinge abgedeckt sind. Sie benötigen ein feuchtes Milieu, in dem sich auch andere Keime wie Schimmel wohl fühlen. Daher ist strikt auf Sauberkeit zu achten. Bei Saatmischungen ist zu beachten, dass die Anzuchtdauer unterschiedlich sein kann. Frische Keimlinge sind eine lebendige Rohkost und keine sterile Kochkost. Im Zweifelsfall kann man die Sprossen auch kochen, braten, dünsten oder blanchieren.

Aufbewahrung

Die Lagerung von bereits gekeimten Pflanzen ist möglich, aber heikel. Am ehesten eignet sich der Kühlschrank dafür oder ein anderer dunkler und kühler Ort. Die Keimlinge müssen weiterhin mindestens zweimal täglich durchgespült werden. Die Sprossen wachsen umso langsamer, je kühler die Umgebungsluft ist.

Nachteile

Ein paar Nachteile sollen nicht unerwähnt bleiben. Sprossen erfordern eine regelmäßige Betreuung und sind nicht für Menschen geeignet, die oft unterwegs sind. Im Sommer wachsen die Sprossen fast schneller, als man sie essen kann. Außerdem ist die Spontaneität ein wenig eingeschränkt, denn man kann die Sprossen nicht sofort zubereiten, sondern muss zwei bis drei Tage warten, bis sie reif sind. Wenn man von einer Reise zurückkommt, dauert es ein paar Tage, bis wieder Sprossen zur Verfügung stehen. Es gibt auch fertige Sprossen zu kaufen, aber diese müssen sofort aufgebraucht werden, weil sie nicht lange halten.

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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