Japangarten vs. Zen-Garten: Was ist der Unterschied?

Japangärten und Zen-Gärten weisen wesentliche Unterschiede auf. Während ein Japangarten Natur in Miniaturform darstellt und damit zur „Erbauung und Freude von Geist und Seele“ beitragen soll, dient ein Zen-Garten durch die symbolische Verwendung von gestalterischen Elementen eigens dem Erkennen und Begreifen.

Traditioneller Japangarten im Adachi Museum, Tottori, Japan
Traditioneller Japangarten im Adachi Museum, Tottori, Japan (Foto: Clapon)

In unserem Beitrag „Japanisch Wohnen: Der japanische Einrichtungsstil“ haben wir euch bereits einen Einblick in die traditionelle japanische Architektur gegeben. Wesentliches Merkmal dabei ist eine gewisse Naturnähe, die sowohl in der architektonischen Gestaltung als auch in der Verwendung von Materialien für den Hausbau und die Inneneinrichtung zum Ausdruck kommt. Darüber hinaus gehört – zumindest im ländlichen Raum – ein Garten zu jedem traditionellen japanischen Haus dazu. Gärtnern ist für viele Japaner eine Leidenschaft und so klein ihr Grundstück auch sein mag, ein Eckchen Grün muss sein und wird meist mit viel Aufwand gehegt und gepflegt.

Häufig sind gerade wir Deutschen ganz fasziniert von diesen kunstvoll und perfektionistisch gestalteten Oasen. Manch einer fühlt sich sogar inspiriert, seine Garten- und Feng-Shui-Kenntnisse an einem Zen-Garten auszuprobieren und macht sich sogleich voller Aktionismus auf den Weg, Bonsai zu erwerben. Kaum jemanden scheint dabei zu stören, dass Bonsai mit Zen-Gärten gar nichts zu tun haben, sondern in einen Japangarten gehören.

Bonsai gehören in einen Japangarten
Bonsai gehören in einen Japangarten (Foto: Rennett Stowe)

Japangärten und Zen-Gärten weisen wesentliche Unterschiede auf und müssen als Begriffe voneinander getrennt werden.

Der Japangarten

Charakteristisch für den Japangarten ist, dass er die Natur in Miniaturform darstellt. Alle Gestaltungselemente haben dabei nur diesen einen Zweck: Nachempfindung der Natur in all ihren Facetten zur „Erbauung und Freude von Geist und Seele“. Je nach zur Verfügung stehender Fläche werden das Gelände und der Bewuchs so dimensioniert, dass ähnlich einem romantischen Gemälde stets ein beeindruckendes Landschaftsbild mit Bergen, Wasser und Pflanzen entsteht. Je kleiner die Fläche, desto miniaturhafter gerät die Gestaltung. Alles ist jedoch echt: Berge werden zu Hügeln, Seen zu kleinen Pfützen und Bäume zu Bonsai. Eine über diese Ästhetik hinausgehende tiefere Symbolik trägt der Japangarten in der Regel nicht.

Der Zen-Garten

Es waren Zen-Buddhisten, welche den als Trockengärten umarrangierten japanischen Landschaftsgärten ihren Namen gaben. Zen-Gärten sind im Gegensatz zu Japangärten meist äußerst reduziert gestaltet. Sie sollen nur noch an Landschaften erinnern, anstelle diese unmittelbar darzustellen. Der Zweck eines Zen-Gartens liegt dabei vornehmlich im Erkennen und Begreifen. Dem Besucher soll sich beim Betrachten des Gartens mehr offenbaren, als sich beim bloßen Anblick durch das Auge erfassen lässt.

Zen-Garten im Ryōan-Ji Tempel, Kyoto, Japan
Zen-Garten im Ryōan-Ji Tempel, Kyoto, Japan (Foto: mroach)

So schweift der Blick des Betrachters über geharkten Kies, wenige mit Bedacht gesetzte Steine und sparsam verteilte Pflanzen. Diese dienen dabei als Symbole, die den Geist herausfordern sollen:

„So kann der aufmerksame Betrachter im ausgelegten Kies das Wesen von Wasser erkennen, ein aus der Fläche herausragender Stein erscheint wie ein mächtiger Fels oder eine Insel im weiten Ozean. Die mit Moos und kleinblättrigen Büschen bedeckten Hügel vermitteln dem Auge weit in der Ferne aufragende, bewaldete Berge. Eine harmonisch zusammengestellte Steingruppe stellt sich als mächtiges Gebirgsmassiv dar, das in seiner Erhabenheit die unerschütterliche Kraft und Einheit der Dinge unterstreicht.“ (Quelle: Dr. Wolfgang Hess, www.zengardens.de)

Auf diese Weise soll der Betrachter des Gartens erkennen, dass er durch sein Erkennen nicht nur selbst zum Teil des Gartens geworden ist, sondern dass er Bestandteil eines noch viel größeren Ganzen ist.

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Über Long Wang 326 Artikel
Meister Long Wang ist seit 2007 Teil des Everyday Feng Shui Redaktionsteams und bereichert seither als Experte für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit seiner fernöstlichen Perspektive auf die Welt unsere Plattform. Zu erreichen ist er unter l.wang@everyday-feng-shui.de

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