Es ist kein Zufall, dass Kinder und junge Tiere so gerne spielen und neugierig alles ausprobieren. Die Spielfreude ist uns ebenso angeboren wie die Lust am Gestalten.

Fühl dich frei!
Die meisten von uns sind so erzogen worden, dass spätestens mit Schuleintritt der Ernst des Lebens beginnt. Je nach Kultur ist die Erziehung mehr oder weniger streng. Freiheit wird mit Zügellosigkeit, Launenhaftigkeit und Nachlässigkeit gleichgesetzt. Die Ansicht, dass aus jungen Menschen nichts wird, wenn sie keine Härten erleben, ist immer noch weit verbreitet. Doch auch Zucht und Ordnung sind nur ein Teil des Spiels, das wir leicht durchschauen können, wenn es uns gelingt, ein wenig Distanz zum Ego zu bekommen. Egospielchen und Machtspielchen sind eher unerfreuliche Spielarten.
Die Spielregeln des Lebens
1) Man kann nicht NICHT spielen. Wer sein Spiel nicht bewusst wählt, wird zum Spielball von fremden Spielern oder spielt unfreiwillig „Mensch ärgere dich“.
2) Wer den Spielcharakter des Lebens nicht erkennt, humorlos, verbissen oder verzweifelt spielt, tut sich nichts Gutes.
3) Man kann sich jederzeit entscheiden, ein anderes Spiel zu spielen. Niemand muss in der Situation bleiben, in der er sich gerade befindet.
4) Für Gemeinschaftsspiele braucht man Mitspieler. Sobald andere Menschen oder Wesen beteiligt sind, gelten zusätzliche Spielregeln.
5) Man kann nicht mehrere Spiele gleichzeitig spielen, sondern in jedem Moment nur an einem bestimmten Ort sein und etwas Bestimmtes tun. Alle Spiele finden in der Gegenwart statt. Daher ist es wichtig, aufmerksam und präsent zu sein.
6) Jedes Umfeld ist anders und ermöglicht andere Spielformen.
7) Ein Spiel ist grundsätzlich nichts Ernstes, sondern eine lehrreiche Erfahrung. Es gibt nur selten Situationen, die ohne unser Zutun schlimm sind. In den allermeisten Fällen ist das Schlimme mit wertenden Gedanken verbunden.
8) Jeder schreibt sein Drehbuch selbst. Die Palette der Möglichkeiten ist riesig. Man kann sich auch für eine Reihe von Schwierigkeiten, Krankheiten und Dramen entscheiden. Manche Entscheidungen fallen bereits vor der Geburt oder ganz unbewusst während der Kindheit.
9) Jede neue Erfahrung ist lehrreich, egal wie angenehm sie ist. Die meisten Menschen verharren auf einer begrenzten Bühne, über die sie sich nicht hinauswagen. Manchmal muss man etwas Unerfreuliches tun, um die Grenzen zu sprengen.
10) Erfahrungen, die noch nicht beherrscht werden, möchten wiederholt werden.
11) Die Auswahlmöglichkeiten sind manchmal gering, aber meistens viel zahlreicher als gedacht, wenn wir bereit sind, unsere gewohnte Komfortzone zu verlassen.
12) Teure Spiele haben ihren Preis. Sind sie den Aufwand und die damit verbundenen Einschränkungen wert?
13) In einer Welt der freien Entscheidungen machen Neid, Verlustängste und Minderwertigkeitsgefühle wenig Sinn. Wer etwas Bestimmtes erreichen will, muss auch bereit sein, den dafür notwendigen Weg zu gehen.
14) Leiden kommt meist vom Festhalten am Bekannten oder Ablehnen von Unbekanntem, ohne das Spiel zu ändern. Es gibt einen Schiedsrichter namens Schicksalsschlag, der eingreifen und Veränderungen erzwingen kann, zum Beispiel durch Krankheiten oder Unfälle.
15) In der Regel verläuft das Drehbuch so kontinuierlich wie eine Story. Eine Szene geht in die andere über, mit fließendem Verlauf, manchmal spannend, machmal langweilig. Abrupte Szenenwechsel sind relativ selten.
16) Es ist von Vorteil, sich Spiele auszusuchen, die Spaß machen. Jeder ist seines Glückes Schmied. Alle Wünsche, Ziele und Einsätze sind frei.
17) Der Körper spielt immer mit, auch wenn wir schlafen, träumen oder mit unserem Verstand spielen. Daher sollten wir gut auf unseren Körper aufpassen und auf ihn hören.
18) Auch die Natur ist ein fixer Mitspieler, der sich nicht bekämpfen oder abschütteln lässt. Daher sollten wir niemals gegen die Natur arbeiten.
19) Wir werden geführt. Jeder Mensch hat so etwas wie einen Spielleiter oder Geistführer im Hintergrund, der bestimmte Erfahrungen nahelegt. Es ist sinnvoll, auf diesen „Coach“ zu hören.
20) Indem wir uns austauschen, zuhören, lesen, Filme ansehen oder Medien konsumieren, können wir auch an fremden Spielen teilhaben.
21) Alle Mitspieler und Statisten können als Alter-Egos angesehen werden, weil sie eigene Aspekte spiegeln, ähnlich wie Romanfiguren, die sich ein Autor selber ausdenkt.
22) Am Ende ist jeder für sich selbst verantwortlich. Niemand ist schuld, wenn ein Spiel nicht ausgeht wie gewünscht. Man kann nur sich selbst verändern.
Die im folgenden Video dargestellten Spielregeln des Lebens sind aus alten Sanskritschriften überliefert.
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