Der Biophilia-Effekt ist vor allem durch das gleichnamige Buch von Clemens G. Arvay bekannt geworden. Ein Spaziergang im Wald wirkt nicht nur entspannend und hebt unsere Stimmung, sondern ist nachweislich gesund!
Biophilie
Biophilie bedeutet so viel wie Liebe zum Leben, zur Natur und zu biologischen Wachstumsprozessen. Im Gegensatz dazu stehen Menschen, die sich von der Natur abwenden, eher technisch orientiert sind, ihre Gesundheit vernachlässigen und vor Tötungen und anderen destruktiven Handlungen nicht zurückschrecken. Biophile Bestrebungen in der Gesellschaft führen dazu, dass Qualitäten wie Umweltschutz, Tierschutz, Artenvielfalt, Leben im Einklang mit der Natur, Lebensqualität, Frieden und Gesundheit Vorrang haben vor Werten wie Gewinnstreben, Machtstreben, Einkommen und Prestige. Der Begriff geht auf eine Definition von Erich Fromm zurück, der für eine biophile Ethik plädierte.
Wald-Bäder, Biophilia-Kuren und Biophilia-Wanderungen
Dass Naturerfahrungen eine Art Medizin sind und die Gesundheit fördern, wussten bereits unsere alten Vorfahren. Kur-Aufenthalte werden nicht zufällig an bestimmten Kurorten verschrieben, wo die Natur noch intakter ist als in städtischen Krankenhäusern. An typischen Kurorten sind entweder natürliche Thermalquellen, Heilquellen oder ausgedehnte Wälder vorhanden. Inzwischen werden auch Biophilia-Wanderungen angeboten, bei denen man mit allen Sinnen in Wälder eintauchen kann – begleitet von erfahrenen Naturlehrern und Coaches. Die Wanderungen lassen sich mit Meditation, Yoga, Atemübungen, autogenem Training und geomantischen Erfahrungen verbinden.
Die Heilwirkungen von Wäldern sind gut erforscht
Clemens G. Arvay erwähnt in seinem Buch viele wissenschaftliche Nachweise, die hier nicht aufgeführt werden können. Unter anderen werden die folgenden Heilwirkungen nachgesagt:
- Stärkung des Immunsystems
- Bessere Versorgung der Zellen mit Sauerstoff
- Normalisierung von Blutdruck und Kreislaufproblemen
- Beruhigung, Entspannung und Stressabbau
- Verbesserung der Konzentration und Gedächtnisleistung
- Aktivierung der Sinnesorgange
- Linderung von Schmerzen
- Senkung des Blutzuckerspiegels bei Diabetes-Patienten
- Unterstützung von komplexen und ganzheitlichen Heilprozessen
- Positive psychologische Effekte wie mehr mehr Mut, mehr Selbstvertrauen und mehr Zufriedenheit
- Verbesserung der kommunikativen Fähigkeiten
Der Wald spricht unser Reptilienhirn an
Unser reptiloides Stammhirn ist noch nicht in der modernen Industriegesellschaft angekommen. Die Triebe und starken Emotionen, von denen wir oft übermannt werden, können mit unbewussten uralten Erinnerungen zusammenhängen. Sie stammen aus einer Zeit, als wir noch in wilden Naturräumen lebten und diversen Gefahren ausgesetzt waren, die es heute nicht mehr gibt. Obwohl wir in der Wildnis kaum noch überleben könnten, fühlt sich ein Teil unseres Körpers immer noch wohler in der Natur als in gebauter Umgebung. Vor allem Naturräume, die nicht bedrohlich, sondern lebensfreundlich wirken, sprechen uns in der Tiefe unseres Wesens an. Im Wald darf jeder so sein, wie er ist. Es gibt keinen Grund, sich zu verstellen oder sich um irgendeine Fassung zu bemühen. Jeder Druck, irgendwas Bestimmtes zu leisten, fällt von uns ab. Wir kommen mit jedem Schritt mehr zur Ruhe und alle Gedanken, die vorher durch den Kopf jagten, zerstreuen sich.
Beglückende Flow-Erlebnisse im Wald
Als Flow bezeichnet man einen selbstvergessenen Zustand, in dem alles mühelos fließt. Man nimmt die Dinge, wie sie kommen, baut keine Widerstände auf, ist offen für alle Möglichkeiten und Chancen, und tut immer das Naheliegendste statt verbissen irgendwelchen Vorstellungen zu folgen. Ein Leben im Flow ist leicht und spielerisch, voller „Zufälle“ und Überraschungen. Der Aufenthalt im Wald fördert Flow-Erlebnisse. Obwohl wir im Wald von Sinnesreizen überflutet werden, werden wir nicht müde davon, sondern wir schalten unseren Ego-Willen recht schnell auf Sparflamme, um uns den Eindrücken voll hinzugeben. Das Aufgehen in der Natur und Verschmelzen mit den unzähligen Organsimen, die sich in einem Wald befinden, führt zu beglückenden Einheitserfahrungen. Ein Wald ist keine grüne Kulisse, sondern enthält mehr Leben pro Kubikzentimeter als jeder andere Raum.
Und wenn kein Wald in der Nähe ist?
Forschungen haben ergeben, dass wir sogar dann auf Wälder ansprechen, wenn wir sie nur auf Fotos, in Filmen oder vor unseren geistigen Augen sehen. Zur Not tut es also auch eine Wald-Tapete. Aber auch jede Zimmerpflanze, jedes Vorgartengrün, jeder Parkbaum und jeder Schrebergarten ist geeignet, um uns an unsere Herkunft und wahre Natur zu erinnern. Der ideale Lebensraum für Menschen scheint übrigens nicht der Wald zu sein, sondern die Savanne. Daher sind auch Streuobstwiesen wunderbare Orte, um sich zu erholen und Lebensenergie zu tanken.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar