Geomantie Gruppe Graz – ein Arbeitsbericht

Die “Geomantie Gruppe Graz” ist eine kleine Gruppe von “klassischen” Geomanten, die sich einmal im Monat trifft und sich ehrenamtlich um sogenannte “Erdheilung” bemüht. Die Aufmerksamkeit gilt hier vor allem der Vegetation und allen Hinweisen aus früheren Kulturen. Wie ist die ursprüngliche Energie und Wesenheit des Ortes? Wie sehr und wodurch ist sie eingeschränkt?

Mädchen-Skulptur im Park, Foto (C) Irmgard Brottrager
Mädchen-Skulptur im Park, Foto (C) Irmgard Brottrager

Laut Marko Pogacnik hat Graz mehrere Energiezentren, zu denen auch das Schloss St. Martin gehört. Am 21. September 2012 traf sich die Gruppe mit 6 Personen unter der Leitung von Margareta Foroutan aus Gleisdorf, um die Energie-Situation im Bereich des Schlosses zu untersuchen und die Blockaden zu harmonisieren.

Das Schloss St. Martin in Graz beherbergt eine landwirtschaftliche Hauswirtschafts-Schule, eine Einrichtung für Erwachsenenbildung und eine kleine Kirche. Auf dem hügeligen Gelände befindet sich der Schulhof in der untersten Reihe, darüber ist ein Schulgarten angelegt, daneben erstreckt sich der Schlosspark mit verschiedenen Skulpturen und seltenen botanischen Gewächsen, und ganz oben throhnt die alte Schloss-Kirche. Die Schule wird naturgemäß fast nur von jugendlichen Frauen besucht.

Die Gruppen-Arbeit begann mit einer Einstimmung zum Thema “Vertrauen”. Danach verteilten sich die Teilnehmer intuitiv auf dem Gelände, um ihre Fühler auszustrecken und Wahrnehmungen zu sammeln. Im dritten Schritt wurden die einzelnen Erfahrungen berichtet, ausgetauscht und dokumentiert. Die persönlichen Erlebnisse waren sehr verschieden, einerseits fanden sich außergewöhnlich vitale Plätze und liebliche Situationen, andererseits auch Chaos, Verwirrung und Energiemangel. Der vierte Schritt galt der gemeinsamen Lösungsfindung und zuletzt wurden die energetischen Reparatur-Maßnahmen mit Visualisierungen durchgeführt. Um eine Vereinnahmung oder Fehl-Interpretation der Gruppen-Mitglieder auszuschließen, beschränke mich hier auf meine eigenen Wahrnehmungen als Gast-Teilnehmerin.

Wie so oft scheinen auch an diesem Ort die weiblichen Qualitäten unterdrückt zu werden. Im Schlosspark sind zwei unnatürlich magere Frauenskulpturen zu sehen, die eine betend oder in ein Lehrbuch vertieft, die andere gebeugt und mit einer Sichel in der Hand. Man könnte hier im künstlerischen Bereich neue Zeichen setzen, um die Vormachtstellung der Kirche zu entkräften. Die Kirche hat gefühlsmäßig keine erhebende Wirkung, sondern wird an diesem Ort als Belastung empfunden. Die Energie der jungen Frauen, die den Ort beleben, wird zu sehr im Zaum gehalten, sie ist nicht zufällig “ganz unten” angesiedelt. Und auch das Ausbildungsangebot des Volksbildungswerkes passt in ein sehr rückständiges Frauenbild. Hier gibt es Kurse für Pflege-Helferinnen, Trachtenmode, Bastelarbeiten, Kuchenbacken, Kinderbetreuung, Handarbeiten, Volkstanzen, Brauchtum, Seifen sieden, Klöppeln, Keramik, Floristik, Volkskultur, Bibelkunde, Hirten- und Krippenlieder …

Schloss St. Martin, Schulgarten und Einfahrt, Foto (C) Irmgard Brottrager
Schloss St. Martin, Schulgarten und Einfahrt, Foto (C) Irmgard Brottrager

Es wird wohl letztlich an den beteiligten Personen selbst liegen, diesen in der Zeitgeschichte etwas zurückgebliebenen Ort mit dem gegenwärtigen Zeitgeschehen in Verbindung zu bringen und auf diese Weise eine Transformation zu vollziehen. Die Geschichte der Mächtigen und ihre Machterhaltung über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg könnte bald unter den Erschütterungen des aktuellen Bewusstseinswandels zusammenbrechen … “Erdheilung” in dem Sinne wie man sich das vorstellt, gibt es nicht. Wir heilen nicht die Erde, sondern die Erde heilt uns. Und bei Geomantie sowie Feng-Shui geht es immer um das Zusammenspiel zwischen Natur bzw. gebauter Umgebung und den MENSCHEN, die sie benutzen. Kein Machtsystem kann aufrecht erhalten werden, solange es nicht auch Menschen gibt, die das Dienen verinnerlicht haben und diese Rolle bereitwillig annehmen.

Meine persönliche Frage bei dieser Aufgabe war, wie sehr dieser Kraftort mit den angrenzenden Siedlungsgebieten zu tun hat – zumal in der näheren Umgebung wenig von seiner Kraft zu bemerken ist. Im Gegenteil, das Wäldchen, das das Schloss vom städtischen Gebiet abschirmt, wirkt sehr müde, ausgelaugt und fahl. Es könnte an den geistigen Inhalten liegen, die in St. Martin verbreitet werden. Das erz-konservative Gedanken- und Glaubensgut kann keinen pulsierenden Stadtteil befruchten. Es scheint vielmehr so zu sein, dass sich der ehemalige Kraftort von den Energien der jungen Frauen ernährt, die hier zu angepassten Bauersfrauen erzogen werden. Helfen, Dienen, Betreuen und Pflegen stehen ganz groß am Lehrplan. Ist das noch zeitgemäß? Die unweit entfernte Landwirtschaftsschule Alt-Grottenhof wirkt wesentlich dynamischer und aufgeschlossener.

Abschließend möchte ich noch betonen, dass die Untersuchung dieses Ortes NICHT mit der Methode des “Europäischem Fengshui” erfolgt ist, bei der bekanntlich eine systematische Zuordnung aller Wahnehmungen nach den 8 Wandlungsphasen erfolgt und auch die Nutzer der Baulichkeiten mit einbezogen werden. Ich möchte hier trotzdem auf die zwischenmenschlichen Verhältnisse eingehen. (Alle Einschätzugen sind selbstverständlich nur Vermutungen!) Derzeit kommen die Menschen aus der Umgebung kaum mit den Schülern/innen in Kontakt. Verbindend könnte z.B. die Errichtung einer öffentlichen Gaststätte sein, denn gekocht wird sowieso und es gibt auch einen Schanigarten. In den Kursplan der Erwachsenenbildung könnten aktuellere Lehrgänge wie z.B. Permakultur, Urban Gardening oder Generationen-Wohnen aufgenommen werden. Es könnten mehr Burschen angesprochen werden, um das brave Hausfrauen-Image zu durchbrechen. Man könnte die Sportler stärker integrieren, die zum Wandern oder Laufen oder Biken auf den Berg kommen. Die Kirche wäre zu modernisieren und stärker zu begrünen, um ihr die Dominanz zu nehmen. Auch die Einrichtung eines Kinderspielplatzes wäre denkbar, davon gibt es in der Stadt ja nie genug und es wäre ein Anreiz für die Nachbarschaft, um öfter einen Spaziergang zum Schloss zu unternehmen. Öffentlich erntbare Obstbäume liegen im Trend der Zeit, um Stadt- und Bauersleute näher zusammen zu bringen. Man könnte Verkostungen veranstalten, Weihnachts- und Osterschmuck zum Verkauf anbieten. Das kleine Wäldchen würde sich für die Gestaltung als Fitness-Parkour anbieten … Der Botanische Garten und die Kunst-Objekte sind ein guter Ansatz, diesen könnte man noch ausbauen, um den Tourismus anzukurbeln.

Fotogalerie zum Schloss St. Martin:

http://baukultur44irmgardbrottrager.wordpress.com/2012/09/22/schloss-st-martin-in-graz/

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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