Business-Fengshui: Fassaden, Eingangszonen & Geschäftsräume gestalten

Für Läden, Boutiquen, Kaufhäuser, Praxen, Dienstleister und Gastronomie-Betriebe, die von Laufkundschaft abhängig sind, sind der Eingang, die Optik und die Lage des Lokales das allerwichtigste. Welche Feng-Shui-Kriterien sind dabei zu beachten? 

Vorgeblendete Fassade als eye-catcher, Foto: PHNPhoto
Vorgeblendete Fassade als eye-catcher, Foto: PHNPhoto

Für Unternehmen, die hauptsächlich über das Internet aufgefunden werden oder wenig direkten Kundenverkehr haben, ist die Lage des Einganges nicht so maßgeblich, denn der unkontrollierte Zutritt von Interessenten ist möglicherweise gar nicht erwünscht. Sichtbarkeit und gute Erreichbarkeit sind jedoch für alle Anbieter/innen wichtig, denn jeder Selbstständige lebt davon, dass er bekannt ist und die Menschen über sein Angebot Bescheid wissen. Daher ist es schon mal von großem Vorteil, wenn sich die Räumlichkeiten nicht in einem gesichtslosen, anonymen Gebäude verstecken, sondern in einem eigenen, maßgeschneiderten Baukörper, der allein durch sein corporate Design ins Auge fällt. Denn kleine Beschriftungen werden im großen Schilderwald gerne übersehen, eine auffällige Gebäudeform hingegen, prägt sich viel tiefer in das Bewusstsein ein. Viele Menschen können sich unter Firmen-Bezeichnungen und Tätigkeits-Beschreibungen wenig vorstellen, sie brauchen Bilder oder noch besser 3-dimensionale Anhaltspunkte. Ein markantes Gebäude spricht für sich und sollte natürlich etwas über die Philosophie des Unternehmens aussagen. Ein Schlüsseldienst kommt hinter einer Holzfassade nicht optimal zur Geltung, denn Schlosser-Tätigkeiten haben mit Metall zu tun. Die Kundschaft eines Bioladens hingegen erwartet weichere Materialen, möglichst keinen Stahlbeton. Und wer ein Wirtshaus betreibt und Gäste anlocken möchte, sollte sich nicht zu abweisend geben, sondern wie ein guter Gastgeber auftreten, freundlich und entgegenkommend. Man möchte bereits auf den ersten Blick erkennen, was die Firma zu bieten hat. Kleinere Unternehmen setzen besser nicht auf ihren Namen setzen, sondern werben direkt mit ihren Inhalten.

Ins rechte Licht gerückt: corporate architecture in Graz-Strassgang, Foto (C) Irmgard Brottrager
Ins rechte Licht gerückt: corporate architecture in Graz-Strassgang, Foto (C) Irmgard Brottrager

Transparenz und Klarheit gegen Schwellenängste

Die meisten Menschen empfinden eine gewisse Scheu, Schwellen zu übertreten, hinter denen sich etwas verbirgt, was nicht eingeschätzt werden kann. Transparenz ist daher fast immer ein Vorteil, denn somit können sich die Interessenten ganz unverbindlich nähern, ohne sich irgendwie rechtfertigen zu müssen, was sie denn eigentlich wollen. Je mehr Barrieren überschritten werden müssen, um an die gewünschten Informationen heranzukommen, umso schlechter. Denn nicht jeder Passant, der neugierig ist, möchte sich sofort als möglicher Kunde deklarieren. Er sucht vielleicht nur eine Anregung oder einen Vergleich, überbrückt gerade eine Wartezeit oder betreibt „window-shopping“ als Freizeitbeschäftigung. Es ist daher von Vorteil, den Laden so zu gestalten, dass unverbindliches Gustieren weitgehend möglich ist. Der Eingang selbst sollte großzügig und stufenfrei zu erreichen sein. Fluchttüren müssen nach außen aufgehen, für den Kundenverkehr ist es jedoch besser, wenn die Türen nach innen schlagen. Idealerweise öffnen sich die Türen automatisch. Drehtüren haben eine gewisse Bremswirkung und sind nur dann zu empfehlen, wenn das Kaufhaus einen vertrauenswürdigen Ruf genießt. Denn sensible Menschen könnten sonst Hemmungen bekommen, sich auf die „Gefangennahme“ in der Drehkabine einzulassen. Wie komme ich da wieder raus, wird sich so mancher fragen, ich habe es eilig! Und was ist, wenn das Karussell stecken bleibt? Gegenstände zum „Mitnehmen“ wie Prospekte, Visitenkarten, Produkt-Proben oder Einkaufsbehälter fördern die wohlwollende Bereitschaft der Kunden. Denn wer ein Geschenk annimmt, erteilt zugleich eine Zustimmung, er signalisiert Interesse und vielleicht den Wunsch nach „mehr“. Jede Werbung ist Kommunikation, jede Geschäftstätigkeit ist mit Kommunikation verbunden. Sie beginnt mit der Botschaft des äußeren Erscheinungsbildes und der einladenden Geste des Eingangs. Der Bereich hinter dem Entree ist zugleich die Kulisse für das erste mündliche Gespräch, er sollte entsprechend freundlich gestaltet sein und zum Verweilen einladen. Helligkeit, Klarheit, guter Geruch und eine entspannte Atmosphäre begünstigen das Wohlgefühl und die Vertrauensbasis. Zugleich können hier die speziellen Werte des Unternehmens transportiert werden, z.B. Zuverlässigkeit, Kreativität, Flexibilität, Effizienz, Nachhaltigkeit, Genauigkeit etc..

Transparenz hilft gegen Schwellenängste, Foto (C) Irmgard Brottrager
Transparenz hilft gegen Schwellenängste, Foto (C) Irmgard Brottrager

Die Gunst der Lage

Ohne einträgliche Geschäfts-Lage mit entsprechender Passanten-Frequenz nutzt leider der bestgestaltete Eingang wenig. Das sollte selbstverständlich sein, wird aber dennoch häufig übersehen oder unterschätzt. Lage und Zugänglichkeit sind extrem wichtig, auch Parkplätze müssen vorhanden sein. Wer ein Geschäft betritt, erwartet ein gewisses Service, jedoch keine Aufdringlichkeit oder gar Überwachung, sondern eine Ansprechperson, die bereit ist, Auskünfte zu erteilen. Der Eingang sollte daher an einer Stelle vorgesehen werden, die sich in Sichtweite einer dienstleistenden Person befindet. Es macht sich nicht gut, wenn man eine Firma betritt und dann mal in einem menschenleeren Vorbereich steht, ohne irgendwie empfangen zu werden. Bei größeren Unternehmen muss man oft erst fragen, wo sich das Sekretariat befindet. Die Sichtbarkeit eines Gebäudes hängt von seiner Höhe ab, aber auch vom Abstand zu den Nachbargebäuden. Je enger und niedriger die Verhältnisse, umso ungünstiger. Der Verkehrsfluss sollte möglichst langsam sein, denn um ein Geschäft zu besuchen, muss man sich zuerst zum Anhalten entschließen. Natürlich sollte man ganz nahe an das Gebäude herangehen können, dazwischen liegende Grüninseln, Schaukästen, Rangierflächen etc. sind nicht günstig. Größere Kaufhäuser und Supermärkte ziehen mehr Kunden an, indem sie mehrere Zu- und Ausgänge aufweisen. Ist eine Adresse schwer zu finden, können wegweisende Hinweistafeln vertrauensbildend wirken. Jede Vorankündigung im Umfeld des Unternehmens-Standortes zieht Aufmerksamkeit an, auch Kooperationen mit benachbarten Unternehmen versprechen Synergie-Vorteile.

Die Lage als Markenzeichen, "Am Kai Home & Business" in Graz, Foto (C) Irmgard Brottrager
Die Lage als Markenzeichen, „Am Kai Home & Business“ in Graz, Foto (C) Irmgard Brottrager
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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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