Schwellenbereiche: Übergänge von außen nach innen

Türen und Tore werden oft unbewusst oder nachlässig gestaltet. Dabei gehören sie zu den wichtigsten Zonen des Hauses, weil sie unsere Beziehungen nachhaltig beeinflussen können.  

Eine nette Kombination aus Gastfreundlichkeit und Verschlossenheit. „Bitte gerne bis zur Tür, aber nicht weiter!“ Foto: Pixelteufel / flickr CC BY 2.0
Eine nette Kombination aus Gastfreundlichkeit und Verschlossenheit. „Bitte gerne bis zur Tür, aber nicht weiter!“ Foto: Pixelteufel / flickr CC BY 2.0

Tore sind immer zugleich Schwellenbereiche

Eingänge, Durchgänge und Übergänge trennen verschiedene Bereiche voneinander. Sie können aber auch wie Brücken wirken – einladend und verbindend. Je unterschiedlicher die Bereiche sind, umso stärker ist das Bedürfnis nach Separierung, Abtrennung und Schutz. So kommt es automatisch zu einem Rückzug, der sich auf verschiedene Weise ausdrücken kann: Durch hohe Mauern, Stacheldrahtzäune, blickdichte Hecken, zahlreiche Stufen, steile Böschungen, lange und verwinkelte Zufahrten, Gräben, Wasserflächen, Schranken, Schiedeeisen-Gitter, Türhüter, Wächterfiguren, bissige Hunde, Überwachungskameras oder dreifache Verriegelungen. Auch fehlende Namensschilder sind ein Hinweis darauf, dass jemand seine Ruhe haben möchte.

Was ist besser: Offenheit oder Verschlossenheit?

Die meisten Menschen finden einladende Eingangsbereiche sympathischer, was nicht heißen soll, dass Offenheit grundsätzlich besser ist als Verschlossenheit. Niemand muss sich kritisieren lassen, wenn er das Bedürfnis hat, seine Privatsphäre vor Einblicken und unkontrollierten Zutritten zu schützen. Wenn jemand ein Geschäft betreibt und daher Kundenkontakte möchte, ist es nicht sinnvoll, den Eingang zu verstecken oder zu verbarrikadieren. Auch für Menschen, die sich mehr Besucher wünschen oder bessere Nachbar-Kontakte ist ein abweisender Eingang nicht von Vorteil. Es ist nun mal wesentlich einfacher, ins Gespräch zu kommen, wenn der Zugangsbereich offen ist, frei von Zäunen und Absperrungen.

Anzeichen für Offenheit

Auch wenn man eher ein schutzbedürftiger Mensch ist, ist es erstrebenswert, den Eingang attraktiv, sauber und freundlich zu gestalten. Schließlich möchte man sich im eigenen Haus willkommen fühlen und alle Besucher sind besser gestimmt, wenn sie vor einem gepflegten Eingang stehen. Es ist durchaus möglich, Verschlossenheit mit freundlichen Signalen zu verbinden. Wenn man den Eingang bewusst offen gestalten möchte, sollte man die folgenden Punkte überprüfen:

  • Ist der Eingang gut sichtbar und leicht auffindbar?
  • Dürfen Besucher in das Haus blicken? (Glastür? Glasausschnitte neben oder über Tür oder in der Tür? Fenster neben der Tür?)
  • Gibt es eine Gartentür? Ist sie offen oder versperrt?
  • Gibt es einladende Objekte wie Sitzbänke, Blumen, Skulpturen und Laternen im Eingangsbereich?
  • Ist ein Besucherparkplatz vorhanden?
  • Ist der Weg gut befestigt?
  • Wirkt der Eingang persönlich oder steril?
  • Ist der Weg zur Tür mit Hindernissen gepflastert? (Mülltonnen, Pflanzenbehälter, Beete, Stufen, Gitterroste, Pfosten und Säulen, Fahrzeuge, Spielzeug, Besen, Löcher im Belag, vorstehende Fußabstreifmatten, Holzstöße, Bodenschwellen, herabhängende Ranken)
  • Ist die Oberfläche der Tür sauber und intakt oder verschmutzt und beschädigt?
  • Wirkt die Beschilderung klar und einladend? Ist vielleicht ein Willkommensgruß zu lesen?
  • Ist der Eingangsbereich hell oder verschattet?
  • Ist der Platz vor der Tür geeignet, um sich eine halbe Stunde lang gemütlich zu unterhalten?
  • Hat die Klingel einen harmonischen, fröhlichen Klang?
  • Sie die Farben und Proportionen ansprechend?
  • Wirken die Materialien eher bedrohlich, hart und streng oder friedlich, warm und gemütlich?
  • Ist ein Vordach vorhanden?
  • Werden Schwellenängste eher gefördert oder genommen?
  • Müssen die Schuhe ausgezogen werden?
  • Wie sieht es hinter dem Eingang aus? Was ist als erstes zu sehen? Stolpert man über einen Berg von Schuhen, Jacken und Müllsäcken?
  • Sind Figuren und Symbole vorgesehen und was sagen sie aus?
  • Wie fühlt sich der Türgriff an? Lässt sich die Tür sehr leicht oder eher umständlich öffnen?

An Schwellen konzentriert sich eine besondere Energie

Die Schwelle als Element, das verschiedene Bereiche definiert, hat nicht nur funktionale Auswirkungen, sondern eine besondere Energie. Diese Energie entsteht durch das Innehalten vor Türen und die bevorzugte Wahrnehmung von Türen. Wenn man ein Gebäude aufsucht, fällt immer zuerst der Blick auf den Eingang. Kein Fenster wird so häufig und mit allen Sinnen betrachtet wie der Zugang zu einem Haus. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit, lautet eines der wichtigsten Feng-Shui-Prinzipien. Der Eingang wird durch das häufige Begehen und aufmerksame Wahrnehmung zu einem Brennpunkt des Hauses. Vor und hinter dem Eingang finden sämtliche Begrüßungen statt. Hier werden Waren angeliefert und Informationen ausgetauscht. Alles, was in das Haus hineingetragen und aus dem Haus herausbefördert wird, geht durch die Tür. Je mehr Menschen durch eine Tür oder ein Tor gehen, umso stärker wird der Eingangsbereich mit Energie geladen. Vielleicht ist das der Grund, warum die freistehenden Torii in Japan als unzerstörbar gelten? Sie markieren den Übergang zwischen profanen und heiligen Bereichen und werden nicht nur von tausenden Menschen durchschritten, sondern sie erhalten als Landmarks und Kulturdenkmäler besondere Aufmerksamkeit.

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Irmgard Brottrager, Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur,

Ganzheitliche Raum-Gestaltung und Europäisches Fengshui 

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Literatur-Übersicht

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Geomantie.Netzwerk Graz + Umgebung

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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