Was ist Zeit? Wie können wir ihr entkommen? Wie frei ist unser Wille? Wie kommen wir energiesparend und nervenschonend durchs Leben? – Philosophische Betrachtungen über Orakelmethoden, geistige Programmierungen und einen zeitlosen Lebensstil.

Wie frei ist unser Wille?
Die meisten von uns fühlen sich frei in ihren Entscheidungen – abgesehen davon, dass es viele sachliche, naturgegebene und gesellschaftliche Zwänge gibt, denen man kaum entkommt. Doch wie ist es dann möglich, dass immer wieder Menschen auf sich aufmerksam machen, die mit erstaunlicher Genauigkeit zukünftige Entwicklungen voraussagen? Sind diese außergewöhnlichen Menschen geniale Zukunftsforscher oder Prognostiker? Meistens berufen sie sich nicht auf gründliche Recherchen und Überlegungen, sondern auf Visionen und intuitive Wahrnehmungen. Sie behaupten, dass sie die Zukunft mehr oder weniger deutlich sehen können. Die meisten dieser „Seher“ benutzen Hilfsmittel wie Glaskugeln, Orakelsteine, Tarotkarten, astrologische Daten, I-Ging-Orakel oder die Linien der Hand-Innenflächen. Auch Befragungen mittel Palmblatt-Bibliotheken, Bleigießen, Kaffeesatz oder Pendel gehören zu den gängigen Methoden. Des weiteren können Träume und Schamanenreisen in die Zukunft weisen. Interessanterweise sind auch manche Tierarten, die mit einem feinen Spürsinn ausgestattet sind, imstande, drohende Gefahren zu wittern. Daher macht es Sinn, die „Zeichen“ zu lesen, indem man das Verhalten der Tiere beobachtet.
Die Macht der Programmierungen
Vieles wirkt wahrscheinlich deswegen vorherbestimmt, weil eine starke Programmierung dahinter steht. Hier können wir folgende zehn „Bestimmungen“ unterscheiden:
1) Die geistigen Naturgesetze.
2) Die physischen Naturgesetze.
3) Unsere angeborenen Begabungen und Veranlagungen.
4) Unsere kulturelle Sozialisierung innerhalb eines bestimmten Sprachraumes.
5) Die Prägungen durch Schulungen und Berufsausbildungen.
6) Der Einfluss des politischen Systems.
7) Das Korsett des Zeitgeistes, der alle Menschen einschränkt, die ihrer Zeit voraus sind oder in früheren Zeiten steckengeblieben sind.
8) Die eigenen Glaubensmuster und festen Gewohnheiten, die unser Verhalten steuern.
9) Unsere eigenen Traumata sowie die unserer Ahnen, wenn sie nicht aufgelöst worden sind.
10) Die Vorhaben der eigenen Seele in Form eines Lebensplanes, der mehr oder weniger vergessen worden ist, aber die vielleicht stärkste Kraft besitzt.
Gibt es überhaupt eine Zukunft?
Genaugenommen gibt es nur eine Gegenwart, denn von der Vergangenheit exisitiert nur das, was im Moment als Erinnerung vorhanden ist. Diese Erinnerung ist sehr subjektiv und kann jederzeit verändert werden. Es ist daher nie zu spät, eine schöne Kindheit gehabt zu haben, denn die damaligen Bewertungen gelten heute nicht mehr. Die Zukunft ist immer nur eine Phantasie, eine Vorstellung oder ein Plan, niemals Realität. Die drei Bereiche, die auf einer Linie zu liegen scheinen, vermengen sich in der Gegenwart, indem wir uns gleichzeitig erinnern und Neues planen. Bei Deja-vu-Erfahrungen weiß man plötzlich nicht mehr, ob man etwas gerade wahrnimmt oder schon gesehen hat oder gerade einen Blick in die Zukunft erhascht. Dazu kommt noch, dass unsere Menschheitsgeschichte offenbar nicht chronologisch erfolgt ist, sondern zyklisch. Vieles deutet darauf hin, dass es vor unserer Zeitrechnung andere Hochkulturen gab, von denen wir sehr wenig wissen. Wenn wir alte Fotos betrachten, merken wir, sie stark der damalige Kontext war in Form von Moden, Bräuchen und Sitten. Der damalige „Geist“ lebt nur noch in Erinnerungsstücken weiter. Aber kann so etwas Flüchtiges wie ein Geist überhaupt einer Zeitrechnung unterliegen? Jedenfalls ist es unmöglich, das Alter des Geistes an Hand von Jahresringen oder Verwitterungsspuren zu bestimmen.
Der Zeit entkommen durch Nicht-Reagieren
Was uns vor allem an den Zeitgeist bindet, sind unsere Gedanken und Gefühle. Es ist durchaus möglich, ein weitgehend „zeitloses“ Leben zu führen, indem wir uns dazu erziehen, die Ereignisse wertfrei zu betrachen und keine Partei zu ergreifen. Die meisten Dramen sind Inszenierungen des Verstandes. Ja, nicht einmal ein Todesfall ist ein Grund, sich aufzuregen, denn das Sterben ist so normal wie das Geborenwerden. Wir können in den allermeisten Fällen völlig gelassen bleiben, egal was passiert. Ein Blick in ein jahrzehntealtes, vergilbtes Fotoalbum genügt, um zu erkennen, dass das Wesentliche nicht an die Zeit gebunden ist. Durch Nicht-Reagieren öffnet sich ein zusätzliches Tor für den freien Willen. Das automatische Reagieren auf Umstände ist neben den diversen Süchten das am weitesten verbreitete Hindernis, um in eine starke, selbstbestimmte Schöpferkraft zu kommen. Damit ist nicht gemeint, dass man sich um nichts und niemanden mehr kümmern sollte, sondern dass man nicht wie ein fremdbestimmes und programmiertes Wesen auf alles reagieren sollte. Das, was sich derzeit zeigt, ist das Ergebnis früherer Programmierungen. Schöpferische Menschen schaffen ihre eigenen Programmierungen und halten nicht an den Ergebnissen der Vergangenheit fest. Wenn in einem Gartenbeet gerade Karotten stehen, ist das für die Gartenplanung ziemlich uninteressant, denn diese Karotten werden sehr bald nicht mehr existieren.
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