Gewachsene Möbelstücke: Möbelunikate aus der Natur

Auf Feldern in den englischen Midlands wachsen Stühle, Tische und Lampenschirme. Die ersten Möbelstücke sind bald ausgewachsen und in diesem Herbst reif für die Ernte. Allerdings müssen die gewachsenen Lampenschirme und Spiegelrahmen dann noch einige Zeit trocknen, bis sie als Einrichtungsstücke zum Einsatz kommen können.

Gavin Munro mit einem gewachsenen Lampenschirm aus seiner Kollektion
Gavin Munro mit einem gewachsenen Lampenschirm aus seiner Kollektion
(Bildquelle: fullgrown.co.uk)

Es erinnert an alte chinesische Gartenkunst, was der Brite Gavin Munro betreibt. Er pflanzt Bäume und gibt ihren Ästen die Richtung vor, in die sie wachsen sollen. Immer wieder wird im Laufe des Wachstums nachjustiert. Die Pflanzen werden sorgfältig beschnitten und gepflegt, bis schließlich das Bäumchen die Form des gewünschten Möbelstücks angenommen hat und seine Äste die nötige Stärke erreicht haben. Allerdings nutzt Munro für seine Baummöbelkunst schnell wachsende Pflanzen wie Weiden, Eschen oder Platanen. So dauert es nicht Jahrzehnte, aber doch mehrere Jahre, bis die angebauten Möbelstücke fertig sind.

Gewachsene Unikate

In solch einer Möbelfarm werden die Einrichtungsgegenstände herangezogen In solch einer Möbelfarm werden die Einrichtungsgegenstände herangezogen (Bildquelle: fullgrown.co.uk)

Die ersten Lampenschirme und Spiegelrahmen sollen in diesem Jahr geerntet und im nächsten Jahr fertig für den Verkauf sein. Die ersten Stühle werden wohl erst 2017 zu bekommen sein. Zugegeben, die gewachsenen Möbelstücke sind recht hochpreisig. Das günstigste Stück ist noch der Lampenschirm für 700 britische Pfund. Dafür scheint es kaum eine nachhaltigere Methode zu geben, Möbelstücke aus Holz zu fertigen. Und natürlich ist jedes Stück ein Unikat, selbst wenn hunderte Stühle nach dem gleichen Muster wachsen. Sicherlich ist das Sitzgefühl auf einem komplett gewachsenen Stuhl ganz anderes als auf einem aus geschnittenem Holz zusammengeleimten Möbelstück.

Im Gegensatz zur Herstellung herkömmlicher Holzmöbel gibt es beim gewachsenen Möbelstück weder Verschnitt noch lange Transportwege des Holzes. Stattdessen verspricht Gavin Munro eine sehr energieeffiziente Herstellung. So nutzt „Full Grown“ ausschließlich Solarenergie. Für die Herstellung eines gewachsenen Stuhls ist laut Munro ein Viertel der Energie nötig, die in die Herstellung eines herkömmlichen Holzstuhls fließt. Die gewachsenen Möbelstücke haben einen weiteren Vorteil gegenüber den herkömmlichen Varianten. Denn nach der „Ernte“ der Möbel wachsen die Pflanzen weiter und können sogar für neue Produkte genutzt werden.

Mit Gewalt geht es nicht

Um seine Geschäftsidee der wachsenden Möbel umzusetzen, musste Gavin Munro viel Geduld mitbringen. Bis die ersten Weiden tatsächlich die Form eines Stuhls annahmen, waren mehrere Versuche nötig. Munros wichtigste Erkenntnis aus der ersten Zeit: Ein Baum lässt sich nicht mit Gewalt in die gewünschte Form bringen. Ein gewaltsam gebogener Ast bricht ab, dafür sprießen an anderer Stelle unerwünschte Zweige.

Gewachsener Stuhl Gewachsener Stuhl (Bildquelle: fullgrown.co.uk)

Wie schön ist es, dass so ein Geschäftsmodell heute Aussicht auf Erfolg haben kann. Immerhin muss „Full Grown“ mit Produktionszeiten von mehreren Jahren für ein einzelnes Produkt rechnen. Und während der ganzen Zeit müssen sich Menschen täglich mit Geduld um die Pflänzchen kümmern, damit sie kräftig und wohlgeformt wachsen.

Hocker-Ernte nach fünf Jahren

Wer es ausprobieren möchte: Christopher Cattle beschäftigt sich seit vielen Jahren mit gewachsenen Möbeln. Sein Anliegen war es Ende der 1970er Jahre, angesichts der wachsenden Umweltproblematik Möbel mit weniger Energieeinsatz herzustellen. Inzwischen wächst sein Stuhl an verschiedenen Orten. Cattle möchte möglichst viele Menschen ermutigen, es selbst auszuprobieren. Dazu gibt es eine Anleitung zum Anpflanzen des dreibeinigen Hockers, der nach etwa fünf Jahren geerntet werden kann.

Quelle:

green.wiwo.de – Stuhl, Lampe, Tisch – diese Möbel werden angepflanzt

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Über Susanne Raven 116 Artikel
Susanne ist freie Autorin und als Feng Shui Enthusiastin seit 2007 Betreiberin von Everyday Feng Shui. Die gelernte Logopädin hat sich zum Ziel gesetzt, traditionelles Feng Shui im deutschsprachigen Raum populärer zu machen. Susanne erreicht ihr unter info@everyday-feng-shui.de

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