Gartenbesitzer mögen es in der Regel nicht: Moos im Rasen wird mit allen Mitteln bekämpft. Oft nützt das noch nicht einmal etwas. Moose sind nämlich sehr hartnäckig. Immerhin existieren sie seit mehreren hundert Millionen Jahren. Sie können aber in unserer modernen Welt große Dienste leisten: als Luftreiniger.
Ich mag Moose sehr gern, weil sie so unauffällig und unaufdringlich sind. Niemals strebt Moos in die Höhe. Gleichzeitig sind Moose aber ganz erstaunliche Gewächse. Erde brauchen sie eigentlich gar nicht, die Nährstoffe ziehen sie aus der Luft und aus dem Niederschlag. So wachsen Moose auch auf alten Baumstämmen oder auf Steinen. Außerdem sind sie gar nicht einfach nur grün, sondern beim genaueren Betrachten sehr vielfältig.
Bekannt sind etwa 16000 Arten von Moosen. Einige davon stehen allerdings auf der Roten Liste. Sie sind gefährdet, weil ihnen der Lebensraum – unter anderem wegen intensiver Landwirtschaft – abhandenkommt. Wahrscheinlich nimmt aber kaum jemand davon Notiz. Denn Moos fällt oft nur dann auf, wenn es stört. Zum Beispiel im eingangs erwähnten gepflegten Rasen.
Märchenwald mit Moos
Dabei sind Moose sehr schön anzusehen. Kein verwunschener Märchenwald kommt ohne bemooste Baumstämme und moosweichen Waldboden aus. Moose haben zudem ganz besondere Fähigkeiten. Manche Arten eignen sich zum Beispiel zur Wundbehandlung, weil sie sehr saugfähig sind und antimikrobiell wirken. Nun sollen Moose sogar als Luftreiniger in großen Städten fungieren.
Erste Mooswände namens City Tree stehen bereits in Oslo. Auch für Stuttgart, das berüchtigt ist für seine hohe Feinstaubbelastung in der Innenstadt, sind Mooswände geplant. Sie sollen den Feinstaub aus der Luft holen. Die Idee stammt von einem Dresdener Start-up-Unternehmen.
Effektive Luftreiniger
Moos nimmt den Feinstaub auf und wandelt ihn in Pflanzenmasse um. So besteht nicht die Gefahr, dass der gefilterte Feinstaub an anderer Stelle wieder in die Luft gelangt. Da Moose eine besonders große Oberfläche haben, kann ein City Tree relativ viel Feinstaub aus der Umgebung herausholen. Die Erfinder haben berechnet, dass eine ihrer Mooswände so effektiv wirkt wie 275 Straßenbäume.
Die Luftreiniger mit Namen City Tree ähneln in ihrer Form großen Plakatwänden. Im unteren Bereich befinden sich zwei Sitzbänke. Die Wände sind auf beiden Seiten komplett mit Moos bestückt. Auf dem Moos wachsen aber noch weitere Pflänzchen. So wird nicht nur der Feinstaub beseitigt, sondern die Luftqualität weiter verbessert. Die Pflanzen nehmen Kohlendioxid und Stickoxid aus der Luft auf und geben Sauerstoff an die Umgebung ab.
An einem City Tree wachsen in 1682 einzelnen, über- und nebeneinander angebrachten Töpfchen verschiedene Pflanzen auf Moosuntergrund. Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem gehört dazu. Die Mooswände sind aber weitgehend autark, da sie Regenwasser nutzen und über eine eigene Solarstromversorgung verfügen.
100 Mooswände für Städte
100 Exemplare ihrer Mooswände wollen die Dresdener Unternehmer in diesem Jahr aufstellen. Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Städte sich auf den Versuch einlassen. Ich stelle es mir jedenfalls sehr angenehm vor, demnächst an besonders befahrenen Straßen auf lebendiges Grün zu schauen. Und eine Bank mit einer sehr großen, bewachsenen Rückenlehne ist bestimmt ein schöner Ort zum Ausruhen in der Stadt.
Wer übrigens trotzdem das Moos aus dem Rasen im Garten verbannen möchte, sollte auf Eisendünger oder andere Präparate verzichten. Manches ist gesundheitsschädlich und hilft auf Dauer noch nicht einmal gegen das Moos. Da ist es ratsamer, ein paar grundsätzliche Dinge zum Thema Moos zu beachten.
Quellen:
- www.deutschlandfunk.de – Mit Moos gegen Feinstaub
- www.uni-stuttgart.de – Aktive Reduzierung der Feinstaubbelastung mit Moosen
- www.mdr.de – Mit Moos gegen Feinstaub
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