Geomantie ist heutzutage eine ganzheitliche Erfahrungswissenschaft und war ursprünglich eine Weissage-Kunst. Sie hat mit dem Erspüren von Raum-Qualitäten zu tun und verfolgt ähnliche Ziele wie Feng-Shui-Methoden.
Baubiologie und Radiästhesie
Für viele Geomanten spielen diese Zweige eine große Rolle. In diesem Artikel sollen sie nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Bauen mit biologischen Materialien sowie eine schadstoff-freie Innenraumluft sind von nachvollziehbarer gesundheitlicher Bedeutung und fördern das Wohlbefinden. Weniger nachvollviehbar ist die Radiästhesie, wo es um Wasseradern und Erdstrahlen geht. In Zeiten wie diesen haben Funkwellen, elektromagnetische Wellen und andere technische Störquellen schlimmere Auswirkungen als unterirdische Verwerfungen. Dass auch „Formwellen“ sehr störend sein können, weiß eigentlich jeder aus eigener Erfahrung, aber die meisten Menschen haben kein Bewusstsein dafür, dass auch die Formen der Bebauungen energetische Wirkungen haben. In der sogenannten „Gründerzeit“ war das vollkommen klar. Formen haben nicht nur akustische Wirkungen, sondern tragen auch zur „Ausstrahlung“ eines Ortes bei. Außerdem sind die Proportionen und Zahlenverhältnisse maßgeblich, wenn es um Harmonie und Ästhetik geht. Farben, Formen, Oberflächen und Zahlenverhältnisse erzeugen zusammen ein Schwingungsfeld, das eigentlicher jeder wahrnehmen kann. In der modernen Architektur wird auf diese Feinheiten leider selten geachtet. In der Gründerzeit war es selbstverständlich, Bauwerke möglichst harmonisch in die natürliche Umgebung einzubetten und nicht einfach auf ein Tablett zu stellen so wie es heute bei Fertighäusern üblich ist. Die Topografie wurde nicht planiert, sondern ganz bewusst genutzt, um die energetische Gesamtwirkung zu steigern. Die Architektur wurde ähnlich komponiert wie Musikstücke – auf der Basis von Formen und Bauelementen, die sich wie Musiknoten kombinieren ließen.
Warum ist das Feingefühl beim Bauen verlorengegangen?
Architektur ist keine ganzheitliche Kunst mehr, sondern es geht bestenfalls um Ästhetik und nicht um das Zusammenspiel von energetischen Komponenten. Zu diesem Zusammenspiel gehören auch die Einrichtung und die Menschen, die die Räume nutzen. Zwar verwenden auch moderne Architekten gestalterische „Rezepte“ – auch Baustile genannt, um ansehnliche Ergebnisse zu erzielen. Aber es gibt kein allgemeingültiges „Rezeptbuch“ mehr. Daher hängt alles vom Talent der Architekten ab, das verloren gegangene Wissen intuitiv zu ersetzen. In der Praxis wird oft viel entworfen und herumprobiert, um zu Lösungen zu kommen, die sich stimmig anfühlen. Und allzu oft geraten energetische Ziele ins Hintertreffen, wenn Bauträger den Rechenstift ansetzen und maximale Gewinne erwirtschaften möchten. Möglichst billig und effektvoll bauen, um möglichst teuer verkaufen zu können, lautet die profane Devise. Wir können uns keinen Stuck und keine Türmchen mehr leisten.
Weibliche Qualitäten in der Natur
In der Alten Geomantie wurden Plätze, die weibliche Energien unterstützen, besonders geschätzt und geehrt. Wenn Weiblichkeit bedeutet Fruchtbarkeit, Vermehrung, Nahrung, Wohlstand und Leben. Der Sinn dafür, woher das Leben eigentlich kommt, ist in der modernen Welt verloren gegangen. Stattdessen interessieren wir uns dafür, woher das Geld kommt. Idyllische Orte, die an einen weiblichen Schoß erinnern, sind selten geworden. Wir finden sie noch in den Schluchten von Wäldern, in der Nähe von Teichen, Tümpeln und Bächen, in Gräben und Tälern. Zu den weiblichen Kraftplätzen zählen außerdem Höhlen, Grotten, Quellen, Wasserfälle und abenteuerliche Klamm-Abschnitte. Nicht nur Frauen, sondern auch Männer fühlen sich hingezogen. Auch jedes schöne Biotop mit viel Feuchtigkeit und reichhaltiger Biodiversität ist ein Ort zum energetischen Auftanken. In größerem Maßstab finden wird ganze Beckenlandschaften – zum Beispiel das Grazer Becken – und weibliche Formen in den Konturen von sanften Hügel-Landschaften. Oft heißen sie sogar „Frauenberge“. Unter dem Stichwort „Frauenberg“ findet man unzählige Wallfahrtsorte und uralte Kraftplätze. Man kann auch „Sankt Anna“ oder „Marienkirche“ in eine Suchmaschine eingeben, um fündig zu werden.
Kreuzungspunkte von Kraftlinien
Alte Bildstöcke und Menhire deuten auf alte Kraftlinien hin und stehen oft an Kreuzungspunkten von verschiedenen Sichtverbindungen zwischen markanten Bauwerken, herausragenden Felsen oder Berggipfeln. Orte, die Ausblicke in mehrere Richtungen gewähren, wirkend besonders erhebend und mächtig. Wir gehen automatisch mit der Umgebung in Resonanz und fühlen uns mit allem verbunden. Dabei spielt nicht nur die Sicht eine Rolle, sondern auch das, was wir hören und erleben können. Wenn an einem Ort dissonante Energien vorherrschen, fühlen wir uns belastet, müde oder gestresst. Verkehrsknotenpunkte sind meistens sehr energiearme Orte, wo sich viele Menschen tummeln, die einander als Hindernisse betrachten oder auf öffentliche Verkehrsmittel warten. Die Stimmung ist hektisch, genervt, abgeneigt oder latent aggressiv. Daher sollten Plätze, an denen mehrere Straßen zusammenkommen, ganz bewusst als Aufenthaltsorte gestaltet sein, damit ein bereichernder Austausch zwischen den Menschen stattfinden kann.
Kraftplätze, die uns tief berühren
Geomantie ist das Bewusstsein dafür, dass jeder Ort eine bestimmte Wirkung hat, die unsere Stimmung anheben oder senken kann. Es ist daher nicht ratsam, sich lange in Bereichen aufzuhalten, die müde machen. Dazu gehören nicht nur ehemalige Schlachtfelder, Richtstätten, Henkerplätze, Opferstätten und Krieg-Antiquitäten-Händler, sondern auch Umspannwerke, Fabriksgelände, Ramschläden, Schlachthöfe, Parkplätze, Tiefgaragen und Einkaufszentren. Wir müssen wieder ein feineres Gespür für die Qualität von Plätzen entwickeln! Orte können unglaublich wertvoll und berührend sein. Und jeder, der ein Eigenheim mit Garten besitzt, kann etwas dazu beitragen, damit es mehr Plätze gibt, an den wir uns energetisch aufladen können.
Zum Weiterlesen: Schon mal einen Kraftplatz gespürt?
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