Was man mit den fünf Sinnen nicht wahrnehmen kann, kann der Gesundheit nicht schaden. So einfach ist es wohl doch nicht. Ultraschallwellen sind für Menschen zwar nicht oder kaum hörbar, sie können aber möglicherweise richtig krank machen.
Dieser Vermutung geht der britische Ultraschall-Experte Timothy Leighton mit seinen Studien nach. Zunächst nahm er sich wissenschaftliche Untersuchungen zum Thema Ultraschall aus den vergangenen 40 Jahren vor. Sein Ergebnis: Es ist nicht auszuschließen, dass intensive Ultraschallwellen gesundheitsschädlich sind. Für Leighton ist das durchaus naheliegend. Denn dass hörbare Schallwellen in zu großer Intensität schädlich sind, ist nachgewiesen. Warum also sollte das nicht auch für nicht hörbaren Schall gelten?
Ultraschall in der Luft
Wer jetzt annimmt, dass Ultraschall hauptsächlich in der Arztpraxis vorkommt, liegt sehr falsch. Ultraschallwellen schwirren praktisch überall durch die Luft, wo sich üblicherweise viele Menschen aufhalten: in Bahnhöfen, Einkaufszentren, Bibliotheken, Museen oder Schwimmbädern. Die Lautsprecher für Durchsagen in solchen Einrichtungen sind große Ultraschallquellen, hat Timothy Leighton festgestellt.
Der britische Forscher hat die Klagen von Betroffenen zum Anlass genommen, öffentliche Plätze und Gebäude mit Ultraschall-Messgeräten zu untersuchen. Es hatten sich nämlich bei ihm verschiedene Menschen gemeldet, die Ultraschallwellen für ihre Beschwerden wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erschöpfung, Schwindel und Migräne verantwortlich machten.
Veraltete Grenzwerte
Die Betroffenen konnten auch sagen, an welchen Orten ihre Ultraschallbeschwerden auftraten. Und so begab sich Timothy Leighton mit Messgeräten auf die Spur der nicht hörbaren Schallwellen. Bei seinen Messungen stellte er zwar fest, dass geltende Grenzwerte eingehalten wurden. Aber diese Grenzwerte, so seine Kritik, seien gar nicht mehr zeitgemäß und müssten angepasst werden. Außerdem gelten die Ultraschall-Regelungen nur für den Arbeitsplatz. Was an anderer Stelle an hochfrequenten Schallwellen durch die Luft schwirrt, unterliegt keinen Vorgaben.
Der britische Ultraschall-Experte Timothy Leighton möchte nun der Frage nach den gesundheitlichen Folgen der Ultraschallbelastung auf den Grund gehen. Er ist Vorsitzender eines Zusammenschlusses von Ärzten, Wissenschaftlern, Politikern und anderen Mitgliedern mit Namen HEFUA. Die Abkürzung steht für Health Effects of Ultrasound in Air. Es handelt sich also um eine Vereinigung zur Erforschung der Gesundheitsauswirkungen von Ultraschall in der Luft.
Ultraschall selber messen
Übrigens kann jeder bei der Erforschung von Ultraschall in der Luft mitmachen und den Experten die eigenen Erfahrungen mitteilen. Wegen der dürftigen Datenlage ist das sogar sehr erwünscht. Wer über ein Smartphone oder Tablet verfügt, kann damit nicht nur hörbare Töne, sondern auch Ultraschall in der Luft messen und diesen bildlich darstellen lassen. Dazu ist eine App notwendig, die Schallwellen misst und grafisch sichtbar macht. Die Details zu dieser App werden auf der HEFUA-Seite erklärt. Eine deutschsprachige Beschreibung findet sich hier.
Manche Menschen sind davon überzeugt, auch Ultraschall zu hören, dessen Frequenzbereich ja eigentlich außerhalb der menschlichen Hörfähigkeit liegen soll. Wenn ich an die unangenehmen Erfahrungen mit einem Ultraschall-Maulwurf-Vertreiber aus Nachbars Garten denke, zähle ich mich zu denjenigen, die Ultraschall wahrnehmen. Eine Erfahrung, auf die ich gern verzichten würde.
Grenzbereiche des Hörens
Tatsächlich scheint es bei dem Thema noch reichlich Forschungsbedarf zu geben. Das bestätigt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB). Sie hat zu den Grenzbereichen des Hörens geforscht. Jedenfalls für Infraschall – das sind Töne mit sehr tiefen Frequenzen – hat sich gezeigt, dass Menschen mehr hören können als bislang angenommen wurde. Da scheint es nicht unwahrscheinlich, dass das auch für die hohen Frequenzen gilt, in dem der Ultraschall zuhause ist.
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