Einkaufen ohne Müll: Verpackungsfreier Supermarkt eröffnet in Berlin

In Berlin soll im Sommer ein Supermarkt der besonderen Art öffnen. In den Regalen werden sich ähnliche Produkte finden wie in allen anderen Märkten. Eins jedoch wird allen Waren fehlen: die Verpackung.

In Kiel bereits Realität - in Berlin ab Sommer 2014 auch: Ein Supermarkt, der auf Verpackungen verzichtet
In Kiel bereits Realität – in Berlin ab Sommer 2014 auch: Ein Supermarkt, der auf Verpackungen verzichtet (Foto: Berit Ladewig / www.unverpackt-kiel.de)

Idee, Konzept und Startkapital sind vorhanden. Beim Crowdfunding über das Internet kam sogar viel schneller viel mehr Geld zusammen, als es die Gründerinnen erwartet hatten. Nun bereiten die Berlinerinnen die Eröffnung ihres Supermarkts namens „Original unverpackt“ vor. Dort soll es sämtliche Produkte ohne die sonst übliche, bunte Umverpackung geben. Aus großen Behältern werden Mehl, Zucker, Getreide, Reis, Nudeln, Nüsse oder Müsli abgefüllt. Aber auch Waschmittel, Obst, Gemüse, Milch und Milchprodukte gibt es – wie alles bei „Original unverpackt“ – ohne Verpackung. Zum Einkauf kann man eigene Behälter mitbringen oder die im Laden angebotenen Mehrwegbehälter nutzen.

Der Verpackungsberg, der sich bei einem gemeinsamen Kochabend der Berliner Freundinnen bildete, war für die Frauen Anlass, über das verpackungsfreie Einkaufen nachzudenken. Nun, da ihr eigener Laden bald Wirklichkeit werden soll, geht ihre Vision sogar über Berlin hinaus. Für die Zukunft stellen sich Sara Wolf und Milena Glimbovski verpackungsfreie Supermärkte deutschlandweit vor.

Ganz neu ist ihr Konzept, das im vergangenen Jahr beim Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg einen ersten Preis gewann, nicht. Vor allen Dingen im Ausland gibt es schon Erfahrungen mit unverpackten Waren. Zumeist handelt es sich dabei aber um zusätzliche Angebote im Geschäft. Daneben finden sich in den Läden weiterhin Schachteln, Dosen, Flaschen und Plastikfolie. Völlig verpackungsfreie Einkaufsmöglichkeiten sind hierzulande selten. In Kiel hat im Februar „Lose – unverpackt, nachhaltig, gut“ eröffnet. Inhaberin Marie Delaperrière hat ein Sortiment an Lebensmitteln ohne Verpackung, darunter viele Bio-Waren. Ganz ähnlich funktioniert das Konzept der Wiener Maß-Greißlerei von Andrea Lunzer. Hier stammen die Produkte zudem noch aus der Region und sind bio-zertifiziert.

Lose Ware, die im Stil des guten alten Tante-Emma-Ladens angeboten wird, könnte in den Berliner Bezirken Prenzlauer Berg oder Kreuzberg ihre Kunden finden, so die Einschätzung des Bundesverbands des Lebensmittelhandels. Dem verpackungsfreien Supermarkt räumt er kaum durchschlagende Wirkung ein. Dabei betonen die Gründerinnen, dass ihr Modell keineswegs eine elitäre Angelegenheit sein soll. So wollen sie keineswegs nur Bio-Ware, sondern auch konventionelle Produkte anbieten. Die Preise und auch das Sortiment sollen denen eines herkömmlichen Supermarkts gleichen. Einen entscheidenden Unterschied neben der Verpackungsfreiheit wird es aber geben: Die Berlinerinnen kündigen an, von jedem Produkt nur eine Sorte zu führen.

In verpackungsfreien Supermärkten dürfte Verpackungsschwindel bald der Vergangenheit angehören
In verpackungsfreien Supermärkten dürfte Verpackungsschwindel bald der Vergangenheit angehören (Foto: foodwatch / Flickr)

Der Gang durch den ersten verpackungsfreien Supermarkt verspricht daher, eine äußerst entspannte Erfahrung fürs Auge zu werden. Keine bunte Überfüllung über zig Regalmeter hinweg. Vermissen wird man die in allen Farben und Größen gedruckten Werbebotschaften wohl kaum. Besonders der Einkauf mit der Familie dürfte ohne die andauernden Aufforderungen, mehr zu kaufen, Schnäppchen zu machen oder etwas für die Gesundheit zu tun, ruhiger ausfallen. Vielleicht ist ja das Abfüllen der unverpackten Ware weniger eine zeitliche Belästigung für die Kunden, wie es der Bundesverband des Lebensmittelhandels erwartet. Es könnte vielmehr ein schönes Erlebnis sein, die Ware schon beim Kauf und nicht erst zu Hause beim Entfernen und Entsorgen der Verpackung zu sehen. Diese besteht allzu oft aus Plastik und stellt daher eine riesige Belastung für die Umwelt dar. Zudem wird man im verpackungsfreien Supermarkt nicht zum günstigen Doppelpack oder zur reduzierten Großpackung greifen können, sondern nur die benötigte Menge kaufen. So trägt das Konzept auch dazu bei, eine immense Lebensmittelverschwendung zu verhindern, die täglich stattfindet. Laut Bundesernährungsministerium landen pro Kopf und Jahr durchschnittlich 82 Kilo Lebensmittel in der Mülltonne.

Der Laden der Berliner Gründerinnen ist schon vor der Eröffnung ein Erfolg: Innerhalb weniger Tage fanden sich mehr als 2500 Unterstützer, die bereit waren, Geld für die Idee zu geben. So bleibt zu hoffen, dass sich möglichst viele Menschen dadurch animiert fühlen, einmal den Verpackungsberg kritisch zu betrachten, der beim üblichen Einkauf anfällt. Dabei dürfte deutlich werden, wie viel doch der bewusste Einkauf zu einem nachhaltigeren Umgang mit der Umwelt beitragen kann.

www.everyday-feng-shui.de

 

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Über Astrid Albrecht-Sierleja 152 Artikel
Astrid Albrecht-Sierleja verfügt als langjährige Malerin und Lackiererin über ausgesprochen praxisorientiertes Wissen und kennt als Produkt-Designerin die Vielfalt gestalterischer Möglichkeiten im Wohn- und Arbeitsbereich. Astrid erreicht ihr unter a.albrecht@everyday-feng-shui.de

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