Jäten, säen, ernten – längst werden diese Tätigkeiten nicht mehr nur auf dem Land, sondern mitten in der Stadt ausgeübt. Das Urban Gardening, also das Gärtnern im städtischen Raum, hat in den vergangenen Jahren immer mehr Anhänger gefunden. Mitten in Berlin entsteht nun die professionelle Variante: In einer 1800 Quadratmeter großen Anlage sollen Gemüse und Fische gemeinsam gedeihen.
Nachdem das Berliner Start-up-Unternehmen Geldgeber für das Vorhaben gefunden hat, soll Europas größte Stadtfarm noch in diesem Jahr in Betrieb genommen werden. Ab dem nächsten Jahr könnten dann laut ECF Farmsystems die ersten Speisefische an Berliner Restaurants und das erste Gemüse an die Kunden geliefert werden. 25 Tonnen Fisch sollen pro Jahr in einem Teil der Anlage gezüchtet werden, während im anderen Bereich der Stadtfarm bis zu 35 Tonnen Gemüse geerntet werden.
Zwar gibt es auch andernorts bereits große Stadtfarmen. So soll in Washington ein gigantisches Gewächshaus mit einer Fläche von 9300 Quadratmetern entstehen. Doch das Berliner Projekt funktioniert ein bisschen anders. Es nutzt die Erkenntnis, dass Fische und Gemüse besonders gut miteinander harmonieren: Während die Ausscheidungen der Fische den Pflanzen als Nährstoffe dienen, bekommen die Fische den von den Gemüsepflanzen produzierten Sauerstoff. Die Pflanzen wiederum nehmen das Kohlendioxid auf, das in der Fischzucht entsteht. So werden bei diesem Modell die Treibhausemissionen sowie der Wasserverbrauch minimiert. Im Vergleich zum Gemüseanbau auf dem Feld benötigt die Stadtfarm außerdem viel weniger Fläche. Die Öko-Bilanz spricht also deutlich für Ackerbau und Fischzucht in der Stadt.
Tomatenfisch: gefördert vom Bundesforschungsministerium
Das ausgetüftelte Prinzip mit dem offiziellen Namen ASTAF-PRO wurde am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) entwickelt und patentiert. Eingängiger klingt die von den Erfindern mitgelieferte Bezeichnung Tomatenfisch. Die Tomatenfischfarmen arbeiten besonders nachhaltig, da sie den Kreislaufgedanken weitestgehend umsetzen. Für die Pflanzen wird kein zusätzlicher Dünger eingesetzt, die Fische brauchen keine Medikamente, wie das bei herkömmlichen Aquakulturanlagen zumeist der Fall ist. Stehen die Anlagen mitten in der Stadt, dann sind zudem noch die Wege vom Produkt zum Konsumenten besonders kurz. In Berlin soll es übrigens Gemüsekisten von der Stadtfarm geben, die im Abo 60 Euro im Monat kosten.
Kein Abo, dafür aber Gemüse jederzeit und kostenlos gibt es in Andernach. Die Kleinstadt am Rhein braucht dazu keine Stadtfarm. Sie hat das Urban Gardening zum Prinzip gemacht und wurde so zur „essbaren Stadt“. Seit 2010 wachsen in Andernach auf öffentlichem Grund Kräuter, Obst und Gemüse statt Geranien und Bodendecker. Salat, Radieschen, Kartoffeln, Beerensträucher und allerlei weitere Nutzpflanzen stehen auf den Flächen, die in anderen Orten üblicherweise mit möglichst pflegeleichtem Grün gefüllt werden. Und das Beste: Das Ernten ist erlaubt und sogar ausdrücklich erwünscht. In Andernach hat sich das Urban Gardening nicht wie an anderen Orten von unten nach oben durchgesetzt. Ein Guerilla-Gardening wie es in vielen Städten betrieben wird, um Brachen zu bepflanzen, war in der kleinen Stadt gar nicht nötig. Denn in Andernach nahm der Stadtplaner die Sache in die Hand. So machte er die Stadt für ihre Bewohner urbar und verwandelte die öffentlichen Grünflächen in frei zugängliche Nutzgärten. Über die Möglichkeiten zum Gestalten des städtischen Lebens gibt es ein spannendes, informatives Kulturspiegelheft (siehe www.spiegel.de – Eine bessere Stadt ist möglich).
Quellen:
- green.wiwo.de – Fisch- und Gemüsezucht in Berlin: Startup baut größte Stadtfarm Europas
- www.ecf-farmsystems.com – Finanzierung zum Bau der größten innerstädtischen Aquaponik-Farm Europas erfolgreich abgeschlossen
- www.andernach.de – Die Essbare Stadt: Aufwertung öffentlicher Flächen durch Nutzpfl anzen
Hallo Leute,ich finde euer Projekt echt toll.Ich verfolge eure arbeit seit den anfängen als ihr das erste mal im Fernsehen vorgestellt wurdet mit eurem Projekt.Klar ist die anschaffung erst mal nicht billig aber die Nachhaltigkeit holt das ja wieder raus,toll macht weiter so es müssten noch viel mehr Leute geben die sowas machen.
Mfg Frenklin