Am letzten Dienstag startete ich die Beitragsreihe über Farben im Feng Shui und forderte unsere Leser auf, uns ihre Lieblingsfarbe zu verraten. Ich bekam viele Emails, in denen vor allem nach „Problemfarben“ gefragt wurde. Problemfarben sind die Farben, die sich nicht nur einer Wandlungsphase zuordnen lassen. Der Spitzenreiter in der Kategorie ist die Farbe Gelb, bei der sich wörtlich die Feng-Shui-Geister streiten.
Mal wird Gelb zur Wandlungsphase Erde, mal wieder dem Feuer zugeordnet. Wer hat recht? Um die Antwort zu finden, brauchen wir keinen alten Meister zu fragen, sondern dürfen ganz einfach selbst nachdenken.
Es fängt damit an, dass Sie vor Ihrem geistigen Auge garantiert einen anderen Gelbton als ich oder die übrigen Leser haben.
Jeder von uns hat eine ganz persönliche Farbvorstellung. Je weniger man im täglichen Leben mit Farben zu tun hat, weil man z.B. keinem Beruf, der Farbverständnis voraussetzt, nachgeht, desto geringer ist die Vielfalt der Farbnuancen, die wir uns vorstellen können. Deshalb rede ich mit meinen Kunden nicht über Farben, sondern zeige sie anhand von Farbfächern, Musterflächen oder Fotos.
Das Problem mit Gelb ist ein Problem der Farbnuancen. In der Natur haben wir eine gelbe „Quelle“, die über alles dominiert. Das ist die Sonne. Ein Gelb, das eine starke Leuchtkraft der Sonne in sich trägt, wird der Wandlungsphase Feuer zugeordnet. Im täglichen Sprachgebrauch nennen wir die Farbe das „strahlende Sonnengelb“.
Ruhiges, dezentes und blasses Gelb hat dagegen starke Erdeanteile in sich. Ein gutes, hochwertiges Vanilleeis hat genau diese Farbe.
Das gesamte Gelbspektrum erstreckt sich vom Übergang zwischen Holz und Feuer (Grüngelb) über sonniges Sommergelb bis hin zu Vanillegelb als Übergang zur Wandlungsphase Erde. Schöne Gelb-Nuancen können wir entdecken, wenn wir aktuell, bei schönem Wetter aus dem Fenster schauen. Die Blätter an den Bäumen und viele andere Pflanzen verfärben sich und werden dabei gelblich. Dieses Gelb steht an der Schwelle zwischen Feuer und Erde und repräsentiert damit den Spätsommer bzw. Frühherbst. Wir nennen diese Jahreszeit zutreffend „Altweibersommer“. Das Weibliche daran ist die Erde und über das Alter brauchen wir uns nicht zu streiten ;-) .
Für die verbreitete, jedoch nicht korrekte Annahme, Gelb wäre immer Erde, ist der Kaiser verantwortlich. Welcher Kaiser? Der, der in der Mitte des Lo Shu sitzt und mit der Zahl 5 gekrönt wird. Die Mitte des Lo Shu wird nämlich der Wandlungsphase Erde zugeordnet. Und der Kaiser trägt gelbe Kleider (zumindest in der Mythologie rund um Feng Shui). Einfach abgeleitet aber leider falsch. Die Kleider des Kaisers sind Gelb, weil sie aus „Gold“ sind oder zumindest so aussehen sollen. Gold wird aber dem Metall zugeordnet und ist nicht alleine als Farbe zu verstehen. Das Gelbe daran soll den Kaiser stärken und Erde wird vom Feuer gestärkt. Deshalb zählt Gelb grundsätzlich zu Feuer.
Ähnlich wie bei Gelb, haben wir auch bei anderen Farben mit Übergangsfarben zwischen zwei Wandlungsphasen zu tun. Diese Farben werde ich gerne in den nächsten Beiträgen näher vorstellen, um so manches Missverständnis aus dem Weg zu räumen.
Genießen Sie bis dahin mit der Kraft des Herzens (Feuer) die Gemütlichkeit (Erde) des goldenen Herbstes (Metall).
Mit kaiserlichen Grüßen
Hedwig Seipel
www.fengshui-classic.de
Hinterlasse jetzt einen Kommentar