Friedlicher Widerstand: Wie geht das?

Hier soll nicht von passivem Nichtstun die Rede sein, sondern von sanften und gewaltfreien Methoden, um sich gegen politische Missstände zu wehren.  

Foto: BildungsstreikDresden / flickr CC BY 2.0
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Energie folgt der Aufmerksamkeit

Widerstand ist manchmal notwendig, aber grundsätzlich gefährlich, weil wir die Aufmerksamkeit auf Negatives lenken. Das, worauf die Aufmerksamkeit fällt, wird verstärkt. Außerdem besteht die Gefahr, dass man viel Energie verliert, sich aufreibt oder aufregt. Wenn irgendwie möglich, sollte man harte Konfrontationen vermeiden, sondern sich eleganter durchschlängeln. „Bleibt geschmeidig!“ ist ein wunderbarer Abschiedgruß, der es treffend auf den Punkt bringt. Bleibt locker und humorvoll und schön im Flow, strengt euch nicht zu sehr an, seid kreativ und folgt euren Impulsen! Eine Schlacht wird selten auf Anhieb geschlagen und selten mit körperlichen Mitteln. Meistens geht es um Informationen, Argumente und Überzeugungen. Wer er eine starke Intuition besitzt, ist klar im Vorteil, denn ohne gesunde Instinkte ist kein Kampf zu gewinnen.

Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung

Das klingt selbstverständlich, aber es ist in der Praxis oft gar nicht so einfach, sich Gehör zu verschaffen. Denn viele Menschen haben eine Herdenmentalität und machen sich keine eigenen Gedanken, sondern richten sich nach dem Leithammel. Abweichende Meinungen werden nicht gerne gesehen und können zum Ausschluss aus der Herde führen. Wer sich wehren möchte, muss den Mund aufmachen – egal in welcher Form die Botschaften transportiert werden. Man muss nicht unbedingt ein bekannter Autor sein oder zigtausende Social-Media-Follower haben, um ein Publikum zu erreichen. Je größer das Netzwerk, umso besser natürlich. Mindestens gleich wichtig wie Aktivitäten im Internet ist die Verbreitung von aufklärenden Informationen im direkten Bekanntenkreis. Im Internet erreicht man eher Opinion-Leader, aber keine hartnäckigen Schäfchen, die nur auf ihre gewohnten „Hirten“ hören.

Ein Herrscher ohne Gefolgsleute kann nichts ausrichten

Wenn die Unterdrückung von einer Regierung ausgeht, sollte man sich im Klaren sein, dass die Regierenden zahlenmäßig unterlegen sind und dass sie davon abhängig sind, dass alle Untergebenen gehorchen. Jeder Polizist und jeder Soldat kann den Dienst verweigern oder die Seite wechseln. Im Kampf gegen Obrigkeiten ist es besonders wichtig, eine Masse zu bilden und einen Schulterschluss zu erreichen. Ab einer gewissen Menge von Widerstandskämpfern sind das Militär und die Polizei überfordert. Man kann nicht jeden einzelnen verhaften, bestrafen oder wegsperren. Schon gar nicht ohne trifftigen Grund. Daher sollte man unbedingt friedlich bleiben und sich an die Gesetze halten, um den Überwachungsorganen keinen Grund für Festnahmen zu liefern. Der berühmteste Vertreter des „Passiven Widerstandes“ ist Mahatma Gandhi, der es in Südafrika geschafft hat, die Diskriminierung der indischen Rasse zu beenden.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich ohne Gewalteinsatz zu wehren!

Hier eine Reihe von Beispielen:

  • Streiks
  • Kundgebungen und Protestaktionen
  • Störende Aktionen im legalen Rahmen
  • Petitionen
  • Demonstrationen
  • Öffentliche Briefe
  • Veranstaltung von Konferenzen im Internet oder in geeigneten Räumen
  • Leserbriefe
  • Schreiben an Politiker
  • Liebevolle Affirmationen
  • Fasten und Hungerstreiks
  • Gründung von Interessensgruppen, Parteien oder Bürgerbewegungen
  • Anzeigen und juristische Klagen
  • Kommentare in Internet
  • Gesetzesanträge
  • Bürgerinitiativen
  • Volksbegehren
  • Botschaften auf Kleidungsstücken
  • Aktivitäten in sozialen Medien
  • Unterstützung von Videokanälen und Blogseiten durch positive Bewertungen, Kommentare und Teilen
  • Schweigen, Fernbleiben, Verweigerung von Kontakten
  • Bewusstes Einkaufen
  • Selbstbestimmter Lebensstil
Foto: Enrique Dans / flickr CC BY 2.0
Foto: Enrique Dans / flickr CC BY 2.0
  • Ausschalten von unerwünschten Einflussnahmen durch Gratiszeitungen, Fernsehen, Werbeanrufe und so weiter
  • Aktive Suche nach Alternativen
  • Die Aufmerksamkeit auf die gewünschten Lösungen lenken
  • Humor in allen Varianten, Satire und Kabarett
  • Verhandlungen
  • Außergerichtliche Streitschlichtungen
  • Boykottmaßnahmen und Blockaden
  • Besetzungen
  • Ausgrenzungen
  • Verweigerung der Kooperation
  • Bereiten von Umständen
  • Krankmeldung, Beurlaubung
  • Aussteigen auf Zeit (Sabbatical Jahr) oder auf Dauer
  • Umziehen oder Auswandern
  • Das Nützen von künstlerischen Freiheiten, zum Beispiel Liedtexte mit einschlägigen Botschaften  
  • Flugzettel und wilde Plakate
  • Meditationen und Gebete, allein oder organisierte Massenmeditationen
  • Infomails in privaten Verteilerkreisen
  • Private und öffentliche Diskussion
  • Videos, Vorträge und Ansprachen
  • Bücher und Broschüren, digital oder gedruckt
  • Vergrößerung der privaten Netzwerke durch gezielte Kontaktanfragen
  • Solidarität und Austausch mit Gleichgesinnten
  • Aufkleber auf den eigenen Fahrzeugen
  • Ziviler Ungehorsam im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten
  • Die Suche nach Alternativen, um ungerechte Vorschriften legal zu umgehen
  • Kündigung von Verträgen, Abonnements, Mitgliedschaften usw.
  • Verweigerung des Engagements, wenn Kündigung nicht möglich ist
  • Austritt aus Parteien, Glaubensgemeinschaften, Vereinen usw.
  • Errichtung von autonomen Organisationen
  • Offenlegungen und Enthüllungen von vertuschten Missständen
  • Aufdecken von Lügen, Täuschungen und Manipulationen
  • Entlarven von Vorführen von unredlichen Absichten
  • Kampagnen
  • Interne Umfragen und Abstimmungen
  • Revolutionäre Ideen

Weiterführende Informationen: Gewaltfreier Widerstand & Ziviler Ungehorsam Das Konzept vom gewaltfreien Widerstand

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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