Kreative Ideen für die Stadtbegrünung von Conrad Amber

In seinem neu erschienenen Buch mit dem Titel „Bäume auf die Dächer – Wälder in die Stadt!“ präsentiert der engagierte Naturdenker, Natur-Fotograf und Erfolgsautor seine Visionen von einer Renaturierung unserer Städte.

Die Planung von Stadt-Wäldern und Alleen setzt verantwortungsvolles Denken für jahrhundertelange Zeiträume voraus. Foto (C) Beni Arnold / flickr
Die Planung von Stadt-Wäldern und Alleen setzt verantwortungsvolles Denken für jahrhundertelange Zeiträume voraus. Foto (C) Beni Arnold / flickr

 

Zurück zur Natur auch in der Stadt! Zeit wird es!

Schön langsam findet sie endlich zurück, die Natur in in die Städte! Nachdem sie Jahrzehnte lang an den Stadtrand und in kleine Grünpark-Bereiche verbannt war, sieht man sie nun öfter auf Auto-Parkplätzen wieder, vor Supermärkten, auf Verkehrsinseln, in Hinterhöfen, auf Flachdächern, an Fassaden und in Form von „Urban Farming“-Arealen. Bis vor 15 Jahren ungefähr stieß ich selten auf Begeisterung, wenn ich bei städtischen Architekturprojekten viele Bäumen und Grünflächen vorsah. Grün galt ebenso wie der Baustoff Holz in der Stadt als unstädtisch, uncool, unpassend, rustikal und erhaltungsaufwändig. Wenn große Wohnsiedlungen für die Grünraumpflege unpersönliche Firmen engagieren müssen, wird alles zum Kostenfaktor, was über einen schlichten Rasen hinausgeht. Begrünungsmaßnahmen lassen sich nur bedingt mit wirtschaftlichen Argumenten untermauern. Es liegt jedoch nicht nur am Geld. Denn echte Gegner des Wildwuchses, von denen es leider nicht zu wenige gibt, handeln wider jede Vernunft und scheuen keinen finanziellen Aufwand, um ihre Gartenflächen möglich akkurat und steril zu halten.

 

Die wirtschaftlichen Vorteile von Begrünungsmaßnahmen …

… liegen nicht immer auf der Hand, aber es gibt sie! Conrad Amber skizziert in seinem Buch nicht nur romantische Vorstellungen, sondern denkt auch darüber nach, wie Baumpflanzungen sich rechnen können. Um Grünflächen einen maximalen Nutzen abzugewinnen, sollte man sich vom reinen Dekorations-Grün abwenden und entweder naturnahe oder funktionelle Grünanlagen bevorzugen.

Pflanzen können eine ganze Palette von Funktionen erfüllen, die uns mit technischen und anderen Ersatzmaßnahmen viel teurer zu stehen kommen.

 

Grünflächen führen zu Einsparungen …

  • bei Schallschutzmaßnahmen.
  • bei Wärmedämm-Maßnahmen auf den Dächern und vor den Fassaden.
  • bei der Klimatisierung von Gebäuden durch ausgleichende, erfrischende und kühlende Effekte.
  • bei Freizeit-Einrichtungen.
  • bei gesundheitlichen Kosten.
  • bei der Lebensmittel-Beschaffung.
  • beim Tier- und Arten-Schutz.
  • bei Klimaschutz-Maßnahmen.
  • bei der Fremdenverkehrswerbung.
  • bei der Kanalisierung, weil Sickerwasser nicht abgeführt werden muss.
  • bei der Beschaffung von Biomasse für Heizkraftwerke.
  • bei Beschattungsmaßnahmen.

Mit anderen Worten: Grünräume können Tourismus-Attraktionen sein, Nutzholz liefern (Brennholz, Biomasse), das Klima in der Stadt verbessern, Schall schlucken, die Luft reinigen, essbare Produkte liefern (Obst, Nüsse, Blattgrün, Beeren, Kräuter, Honig, Feldfrüchte), Lebensraum für die Tierwelt schaffen, den Bienen helfen, Spiel und Sportflächen darstellen, der Erholung dienen, Identität schaffen, so manchen Arzt einsparen, das Kanalsystem entlasten, Schatten spenden und die Lebensqualität verbessern.

 

Grünes Verkehrswege-Netz mit Wäldchen, Alleen und Buschwerk

Eine besonders schöne Idee von Conrad Amber sind die Nutz-Waldstreifen, die er sich neben allen Schnellstraßen vorstellt und die ein zusammenhängendes Netz in ganz Europa bilden könnten. Direkt neben den Straßen könnten Büsche für mehr Verkehrssicherheit sorgen und zur Befestigung des Straßenrandes beitragen. Lange Fahrten über mehrere hundert Kilometer wären dann nicht nur wesentlich angenehmer, sondern auch weniger ermüdend als zwischen monotonen Schallschutzwänden und technischen Böschungssicherungen. Wenn man nicht mehr weit fahren muss, um ins Grüne zu kommen, könnte der Freizeitverkehr erheblich zurückgehen. Unter so genannten „Korridorwäldern“ versteht Amber schmale Waldstreifen, die mit gestampften Naturwegen verbunden sind und für den nicht-motorisierten Verkehr zur Verfügung stehen.

 

Rechtsanspruch auf eine Grünfläche für jeden Einwohner

Eine tolle Idee ist auch die Forderung nach einem Minimum an Grünfläche pro Einwohner in unmittelbarer Nähe. Also nicht am Stadtrand oder zehn Häuserblocks entfernt, sondern jederzeit erreichbar. Dies hätte zur Folge, dass so manche städtische Baulücke nicht mehr bebaut werden dürfte, sondern als Grünraum genutzt werden müsste, um die entsprechenden Quadratmeter bereitstellen zu können. Obwohl Amber kein Freund von unnötigen Vorschriften ist, wäre er dafür, die Begrünung von neuen Flachdächern zwingend vorzuschreiben. In manchen Stadtbezirken ist das bereits der Fall.

 

Lustiges Hundertwasser-Portal in Wien, Foto (C) Sarah Ackermann / flickr
Lustiges Hundertwasser-Portal in Wien, Foto (C) Sarah Ackermann / flickr

 

Integration von Pflanzen in die Architektur

Bei der Beurteilung von Architektur-Projekten ist die Integration der Natur nur selten ein Thema. Doch das könnte sich ändern, denn es gibt immer mehr Beispiele für gelungene Fassaden-Begrünungen, das Einbinden von Bestandsbäumen, Innenhöfe und Atrien, Dachgärten und Balkontröge – auch für Hochhäuser und Gewerbebauten. Dies setzt freilich fundierte Fachkenntnisse voraus, denn sonst kann mehr Schaden als Nutzen entstehen. Wenn die Bewohner miteinbezogen werden und nicht alles den Stadtgarten-Ämtern überlassen bleibt, tritt das Kosten-Argument immer mehr in den Hintergrund, denn viele Stadt-Menschen haben genug Zeit, um sich der Gartenarbeit zu widmen, wenn es entsprechende Möglichkeiten gibt, sich einzubringen. Bei Urban-Gardening-Projekten gibt es lange Wartelisten und auch städtische Schrebergärten sind heiß begehrt.

Zum Nachlesen und Weiterschmökern: Das neue Buch von Conrad Amber ist im Frühjahr 2017 im Kosmos Verlag erschienen. Es enthält eine Fülle von Anregungen und Beispielen, die nicht nur für engagierte Bürger/innen, sondern auch für auch für professionelle Planer und Immobilienentwickler interessant sind.

Zum Nachlesen und Weiterschmökern: Das neue Buch von Conrad Amber ist im Frühjahr 2017 im Kosmos Verlag erschienen. Es enthält eine Fülle von Anregungen und Beispielen, die nicht nur für engagierte Bürger/innen, sondern auch für auch für professionelle Planer/innen und Immobilienentwickler interessant sind.

Beitrag teilen:
Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*