Ökologischer Holzschutz: Thermoholz und geflämmtes Holz

Fassaden aus schwarz verkohltem Brettern liegen stark im Trend. Behandlungen mit Feuer und Wärme sind chemiefreie und nachhaltige Methoden, um Holz lange haltbar zu machen.

Yakisugi-Fassade, Foto: japanese_craft_construction / flickr CC BY 2.0
Yakisugi-Fassade, Foto: japanese_craft_construction / flickr CC BY 2.0

Schwärze statt Ergrauung

Wenn unbehandeltes Holz mehrere Jahre lang der Witterung ausgesetzt ist, verwandelt sich die ursprüngliche Holzfarbe in einen matten Grauton. Die graue Farbe erinnert an billige, landwirtschaftliche Schuppen und ist daher im Wohnungsbau umstritten. Nicht jeder mag die schlichte Anmutung, die wenig hochwertig aussieht. Verkohlte Bretter sind keine neue Erfindung, sondern haben eine lange Tradition – nicht nur in Japan, sondern auch in Mitteleuropa. Im Gegensatz zu vergrauten Hölzern, haben geflämmte Fassaden eine edle und archaische Anmutung. Die verkohlte Strukur ist mehr oder weniger deutlich zu erkennen und überlagert die typischen Holzmaserungen. Angekohltes Holz wird auch als „Seidenholz“ bezeichnet. Das rauchschwarze Material sorgt auch im Innenausbau für Aufsehen. Im Sonnenlicht entsteht ein geheimnisvolles, silbriges Schimmern mit fast magischer Wirkung.

Flämmen von antiken Möbelstücke im DIY-Verfahren

Die außergewöhnliche Oberfläche wird durch kontrolliertes Verbrennen erzielt. Das Abflammen von alten Möbelstücken ist relativ einfach zu bewerkstelligen, aber nicht unbedingt ratsam, weil relativ gefährlich. Die weichen Teile lösen sich aus dem Holz heraus und die härteren Jahresringe treten verstärkt in Erscheinung. Hier eine Anleitung für geschickte Hobby-Handwerker: Abflammen von Holz in Eigenregie. Nach dem Versengen mit einem Gasbrenner wird die Struktur mit einer Messingbürste bearbeitet, um den losen Russ zu entfernen. Am Ende kann man die Oberfläche mit Wachs oder Holzöl versiegeln. Hier ein Beispiel für ein modernes Möbeldesign aus Fichte, geflammt, gebürstet und geölt: Clubtisch mit Glasplatte

Holzkonservierung mit Yakisugi

Hier wird die Oberfläche so lange beflammt, bis eine leichte Verkohlung entsteht. Durch diese Karbonisierung wird das Holz wasserdicht und schädlingsresistent. Bei starker Verkohlung entsteht eine rissige Struktur, die an eine Alligatorhaut erinnert. Das so genannte „Yakisugi-Holz“, das in Japan eine jahrhundertealte Tradition hat, ist jetzt auch im deutschen Handelsraum erhältlich. Eine andere Bezeichnung ist „Shou Sugi Ban“ oder „Karbonisiertes Holz“. Yakisugi bedeutet so viel wie verkohlte Zeder. Im Außenbereich muss das Material nicht weiter behandelt werden. Die oberflächliche Schicht aus Russ und Asche verfliegt mit der Zeit von selber. Um Flecken zu vermeiden, die bei Berührungen entstehen, kann die Oberfläche ebenso gebürstet und geölt werden, wie es bei Möbelstücken üblich ist. Ein markanter Hell-Dunkel-Kontrast lässt sich erzielen, indem man das verkohlte Holz mindestens zweimal bürstet.

Mehr zum Thema: Yakisugi-Methode, Holzveredelung durch Verkohlen

Yakisugi-Fassadendetail, Foto: japanese_craft_construction / flickr CC BY 2.0
Yakisugi-Fassadendetail, Foto: japanese_craft_construction / flickr CC BY 2.0

Thermisch modifiziertes Holz – kurz „Thermoholz“

Während Seidenholz nur bei ausgesuchten Holzhändlern erhältlich ist, gehören gewöhnliche Thermohölzer schon fast zu den Standardprodukten am Holzmarkt. Durch eine thermische Behandlung mit mindestens 160 Grad wird das Holz dunkler und haltbarer gemacht. Das Material wird praktisch in jedem Baumarkt angeboten, meist in Form von Terrassendielen, Saunahölzern und Fassadenbrettern. Ein kleiner Nachteil ist, dass die Oberfläche nicht mehr nach Holz duftet, sondern leicht verbrannt riecht. Das Holz wird nicht beflammt, sondern ohne Zusatz von Fremdstoffen „gebacken“. Je nach Intensität sind verschiedene Brauntöne erzielbar. Thermoholz ist nicht als Konstruktionsholz verwendbar, weil es während der Behandlung an Festigkeit verliert. Holzarten, die eigentlich nicht im Freien einsetzbar sind, werden durch eine Thermobehandlung witterungsfest. Thermoholz ist außerdem formstabiler als unbehandeltes Holz. Die dunklere Farbe haftet nicht nur an der Oberfläche, sondern ist homogen über den gesamten Querschnitt vorhanden. Das Material kann daher ohne weiteres zugesägt, gehobelt oder geschliffen werden.

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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