Der „Weltacker“ in Berlin: Nachhaltige Landwirtschaft im Test

Es klingt beeindruckend: Jedem Menschen auf der Erde stehen 2000 Quadratmeter Ackerfläche zur Verfügung. Allerdings ist das nur ein theoretischer Wert, der sich ergibt, wenn man die gesamte weltweite Anbaufläche durch die Zahl der Weltbevölkerung teilt. Tatsächlich sind die landwirtschaftlichen Flächen alles andere als gerecht verteilt.

Verteilung der durchschnittlichen Pro-Kopf-Anbaufläche innerhalb der EU (=2000m²) sowie die Verteilung der Anbaufläche, die jeder EU-Bürger im Durchschnitt zusätzlich benötigt (=700m²)
Verteilung der durchschnittlichen Pro-Kopf-Anbaufläche innerhalb der EU (=2000m²) plus die Verteilung der Anbaufläche, die jeder EU-Bürger im Durchschnitt zusätzlich verbraucht (=700m²)
(Bildquelle: www.2000m2.eu)

Auf der Gewinnerseite stehen die Menschen in den wohlhabenden Industrieländern. Für ihren Bedarf wird überdurchschnittlich viel landwirtschaftliche Fläche gebraucht. Jeder von uns isst also mehr als das, was auf einem 2000 Quadratmeter großen Feld angebaut wird. Tatsächlich verbraucht der Durchschnittseuropäer jedes Jahr fast eine ganze Tonne Lebensmittel. Allerdings wird längst nicht alles konsumiert, eine Menge davon wandert in den Müll. Gerechte Verteilung sieht anders aus.

Wie groß sind 2000 Quadratmeter?

Wie groß ist also diese 2000-Quadratmeter-Fläche überhaupt, die uns theoretisch zur Verfügung steht? Vorstellen müsste man sich ein Feld, das 40 Meter breit und 50 Meter lang ist. Was könnte darauf alles wachsen? Wäre es für einen Menschen möglich, sich über das Jahr vom Ertrag dieses Durchschnitts-Feldes zu ernähren? Diesen spannenden Fragen kann man sich in Berlin ganz praktisch nähern: Mit einem Besuch auf einem kleinen „Weltacker“.

Der Der 2000m² Weltacker am Kladower Damm 57 in 14089 Berlin
Der Der 2000m² Weltacker am Kladower Damm 57 in 14089 Berlin (Bildquelle: www.2000m2.eu)

Auf diesem 2000 Quadratmeter messenden Feld an der Havel wuchs im vergangenen Jahr all das, was weltweit in der Landwirtschaft angebaut wird – und zwar in dem Verhältnis, in dem es auf den global 1,4 Milliarden Hektar Ackerfläche wächst. In der Hauptsache stand auf dem kleinen Weltacker folglich Getreide, denn das macht weltweit mehr als die Hälfte des Anbaus aus. In diesem Jahr startet auf dem Berliner Feld ein neues Experiment. Es soll zeigen, wie sich ein Mensch von dem Ertrag des 2000-Quadratmeter-Feldes ein ganzes Jahr lang gut ernähren kann.

Tatsächlich wird wohl nicht nur ein Mensch von der Jahresernte satt. Geplant ist jedenfalls, dass einiges für die Bewirtung von Gästen übrig bleiben müsste. Vorab errechnet wurde, dass der Berliner Weltacker 1,8 Menschen ernähren kann. Das gilt jedenfalls, solange kein Fleisch auf dem Speiseplan steht. Dann nämlich wäre die zur Verfügung stehende Fläche ruckzuck zum Großteil bestellt mit all den Pflanzen, die für das Tierfutter nötig wären. Für den eigenen Bedarf an Grundnahrungsmitteln bliebe nicht genügend Platz.

Erkenntnis bei der Feldarbeit

Hinter dem Weltacker-Projekt steht ein Bündnis mehrerer Nichtregierungsorganisationen aus Deutschland und der europäischen Plattform für nachhaltige Landwirtschaft Arc2020. Projektträger ist die Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Die gemeinsame Idee der Weltacker-Initiatoren: Die weltweite Ernährungs- und Agrarpolitik soll gerechter und ökologischer werden. Was ein kleines Versuchsfeld in Berlin-Gatow dazu beitragen kann? Es kann die Probleme anschaulich machen und obendrein jede Menge Spaß bei der Arbeit liefern.

Gemeinsame Pflanzaktion auf dem Weltacker in Berlin Gatow
Gemeinsame Pflanzaktion auf dem Weltacker in Berlin Gatow (Bildquelle: www.2000m2.eu)

Denn der Weltacker am Kladower Damm an der Havel steht nicht nur ganzjährig für Besucher offen. Wer möchte, kann auch mit Schaufel und Harke aktiv werden. Ende April wird das Feld gemeinsam bestellt. Wer dabei ist, wird bald merken, wie verschwenderisch wir mit dem Land umgehen, das uns theoretisch zur Verfügung steht. 2000 Quadratmeter sind nämlich eine ziemlich große Fläche, wenn man sie selbst beackern soll. Und tatsächlich ist es ja eine viel größere landwirtschaftliche Fläche, die wir Europäer in Anspruch nehmen. Und es werden auf „unseren“ Ackerflächen nicht nur Getreide, Obst und Gemüse angebaut. Es „wachsen“ dort auch Kleidung oder Biosprit – eben alles, was wir wie selbstverständlich aus dem Boden nehmen.

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Über Astrid Albrecht-Sierleja 152 Artikel
Astrid Albrecht-Sierleja verfügt als langjährige Malerin und Lackiererin über ausgesprochen praxisorientiertes Wissen und kennt als Produkt-Designerin die Vielfalt gestalterischer Möglichkeiten im Wohn- und Arbeitsbereich. Astrid erreicht ihr unter a.albrecht@everyday-feng-shui.de

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