Wenn Farben schmecken und Bilder zu hören sind

Können Sie sich vorstellen, wie ein Bild von Picasso klingt oder welche Farbe der Montag hat? Wenn nicht, dann gehören Sie wahrscheinlich nicht zu Synästhetiker, den Menschen, die Wahrnehmungen nicht isoliert, sondern verknüpft erfahren.

Neil Harbisson kann mit seinem Eyeborg Farben hören, die er nicht sehen kann.
Neil Harbisson kann mit seinem Eyeborg Farben hören, die er nicht sehen kann. Video: Neil Harbisson über sein Knochenohr (republica 2013, 3:58 Min)

 

Auf die Idee, mich mit dem Thema näher zu beschäftigen, bin ich gekommen als ich letzte Woche den interessanten Blogbeitrag „Wie saftig klingt Grasgrün?“ von Heike Schauz gelesen habe. Das, was Sie auf der Möbel-Messe mit dem Klang der Tapeten erlebt hat, ist mehr als ein Marketinggag. Es basiert auf einem natürlichen Phänomen, nämlich der Synästhesie. Ich finde das Thema total spannend, weil es im Feng Shui durch das Prinzip der „Fünf Wandlungsphasen“ schon immer verankert war. Nach der daoistischen Lebensvorstellung ist alles mit allem verbunden und so können Farben die gleiche Wirkung auf uns wie bestimmte Formen, Farben, Materialien oder Düfte ausüben.

Aber was sagt die Synästhesie dazu?

Mit Synästhesie wird die Verbindung zweier oder mehrerer Bereiche der Wahrnehmung, die normalerweise getrennt voneinander regieren, bezeichnet. Bei Menschen mit Synästhesie sind die Sinne auf besondere Weise miteinander verknüpft. Bei ihnen löst ein Sinnesreiz (z.B. ein gesprochenes Wort) zusätzlich zur Hörempfindung eine weitere aus (etwa einen Farbeindruck oder einen Geschmack). So können zum Beispiel Farben gehört werden. Diese Tatsache half eine elektronische Prothese zu entwickeln, die dem farbblinden Neil Harbisson ein farbiges Hören ermöglicht (siehe Videobeitrag).

Machen Sie den Test!

Synästhesie ist keine Störung oder Krankheit. Es ist eine Laune der Natur, die häufig vererbt wird. Ob Sie vielleicht auch zum Kreis der Synästheten gehören, dass können Sie in einem Test der Universität Düsseldorf sehr leicht feststellen: https://www.uni-duesseldorf.de/home/sonder/ebp/assotest

Arten der Synästhesie

Die Synästhesie tritt in unterschiedlichen Formen auf. So können alle möglichen Verknüpfungen der Sinne einzeln oder sogar mehrere gleichzeitig auftreten. Eine Person kann zum Beispiel eine Farbe wahrnehmen, während sie Musik hört. Häufig werden auch bestimmte Farben mit geschriebenen Buchstaben, Zahlen und/oder Wörtern verknüpft. Deshalb ist es möglich, dass Wochentage oder Stunden immer mit bestimmten Farben oder geometrischen Formen assoziiert werden. Von den Verknüpfungen sind auch unsere Emotionen nicht ausgeschlossen. Beim empfinden von Freude kann ein bestimmter Geschmack oder Geräusch wahrgenommen werden. Doch es gibt keine allgemein gültigen Zuordnungen der Sinnenseindrücke. Jeder Synästhet scheint seine einzigartigen synästhetischen Erfahrungen zu haben. Deshalb wundert es nicht, dass für den einen Grün sauer schmeckt und für den anderen sich schrill anhört.

Es ist keine Einbildung.

Synästhesie darf auf keinem Fall mit einer Halluzination verwechselt werden. Ein Synästhet ist sich voll bewusst, dass zum Beispiel die Töne, die er bei einer Farbe hört nicht wirklich von der Farbe verursacht werden, sondern nur in seiner Vorstellung entstehen.

Interessant ist, dass die Verknüpfungen zwischen den Sinneseindrücken nur in eine Richtung funktionieren. Wenn jemand zum Beispiel beim Sehen der Farbe Rot die Zahl 3 assoziiert („Rot ist 3“), dann bedeutet es nicht, dass die Vorstellung der Zahl 3 von roter Farbe begleitet wird.

Die Fähigkeit der Synästhesie nehmen die Betroffenen als selbstverständlich wahr und vollkommen natürlich. Viele erkennen ihre Synästhesie erst, wenn man sie darauf aufmerksam macht.

Wie viele Synästheten gibt es?

Wie häufig Synästhesie vorkommt, lässt sich nur schätzen. Wahrscheinlich liegt der Anteil der Synästheten bei ca. 4% aller Menschen. Allerdings gibt es Hinweise, dass unter Künstler und künstlerisch talentierten Menschen Synästhesie deutlich häufiger anzutreffen ist.

Ich finde das Phänomen der Synästhesie faszinierend und bin gespannt, was die Wissenschaftler noch so herausfinden werden. Der Blick in die Tiefen des Wissens, das auch dem Feng Shui zugrunde liegt, erlaubt mir die Vermutung, dass wir alle im Unterbewusstsein synästhetisch reagieren. Und nur bei wenigen macht es sich auf der bewussten Ebene bemerkbar. Auf diese Personen stürzen sich die Wissenschaftler.

Mit farbenfrohen Grüßen, die süß schmecken

Hedwig Seipel
www.fengshui-classic.de

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Über Hedwig Seipel 112 Artikel
Hedwig Seipel wandelte 1998 ihr Leben um und machte ihr Hobby - die asiatische Lebensphilosophie - zum Beruf. Nach fundierten Ausbildungen im Feng Shui, Geomantie, Coaching und Training gründete sie eine eigene Praxis. Sie ist Sachbuchautorin, Dozentin, Seminarleiterin und Beraterin.

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