Wwoof: Weltweit auf Ökofarmen wohnen und arbeiten

Das internationale Wwoof-Netzwerk vermittelt Praxisstellen für freiwillige Arbeit auf Biohöfen gegen Kost und Logis. Oder anders gesagt: Erlebnisurlaube am Bauernhof für Menschen mit kleinem Budget, viel Hilfsbereitschaft und großer Lernbereitschaft.

Foto: Mike Goren / flickr CC BY 2.0
Foto: Mike Goren / flickr CC BY 2.0

Urlaub gegen Mithilfe

Als „Wanderknechte“ bezeichnete man früher obdachlose Menschen im erwerbsfähigen Alter, die von Hof zu Hof zogen, um gegen ein Taschengeld, Kost und Unterkunft tatkräftig mitzuarbeiten. Heute wird jedoch niemand mehr geknechtet und es werden keine Vollzeit-Leistungen erwartet. Die Höfe bieten eine persönliche Betreuung, netten Familienanschluss, herzliche Gastfreundschaft und sind bereit, ihr wertvolles Wissen weiterzugeben. Die Angebote werden hauptsächlich von jungen Menschen genutzt, die Erfahrungen im biologischen Landbau sammeln möchten. Die Unterkunft ist kostenlos und die Verpflegung im Idealfall hundertprozentig „bio“. Als Gegenleistung arbeiten die Gäste zeitweise als Hilfsarbeiter am Hof und sind bereit, sich an die jeweiligen Umstände anzupassen.

Lehr- und Wanderjahre für angehende Biogärtner / innen

Man muss nicht unbedingt eine Landwirtschaftsschule besuchen oder eine Gärtnerlehre absolvieren, wenn man einen Biogarten anlegen möchte, einen Selbstversorgerbetrieb anstrebt oder von einem gewerblichen Biobauernhof träumt. Praktikanten lernen „by doing“. Und wenn es an einer Stelle langweilig wird, sucht man sich eine andere. Das Arbeitsverhältnis bleibt nur so lange bestehen, solange beide Seiten zufrieden sind. Als Gast – auch „Wwoofer genannt“ darf man nicht erwarten, für ein bisschen Mithilfe ganztägig betreut zu werden. Die Arbeitsleistung sollte rund 4-6 Stunden an Tag betragen und den Arbeitgebern tatsächlich was bringen. Erfahrene Wwoofer betrachten ihre Lehrstellen als Abenteuer und lassen sich gerne auf die unterschiedlichsten Bedingungen ein. Weltweit sind über 6.000 Bauern in 100 verschiedenen Ländern im Wwoof-Netzwerk organisiert. Wenn man international unterwegs ist, sind Fremdsprachenkenntnisse von Vorteil!

Richtlinien für interessierte Gäste

Die Arbeit auf einem Bauernhof kann anstrengend sein und läuft nicht immer nach Zeitplan. Die Helfer/innen sollten entsprechend flexibel sein und keine Bedienung erwarten. Es gibt keine fixen Arbeitszeiten, weil die Arbeit oft von der Witterung abhängt. Vorerfahrungen im biologischen Garten- oder Landbau sind nicht unbedingt erforderlich. Jeder Gast ist selbst für seine Gesundheit und seine Sicherheit verantwortlich. Die Kosten für die An- und Abreise werden vom Gastgeber nicht übernommen. Die freiwilligen Helfer dürfen nur für einfache Hilfsarbeiten herangezogen werden, nicht für gewerbliche Tätigkeiten wie Kellnern, Holzfällerarbeiten oder den Verkauf von Produkten.

Richtlinien für interessierte Anbieter

In das Wwoof-Netzwerk werden nur Betriebe aufgenommen, die nachhaltig und biologisch wirtschaften, egal ob zertifiziert oder nicht. Die Gastgeber müssen bereit sein, die Gäste in die Familie zu integrieren, sich mit ihnen zu beschäftigen und sie anzulernen. Es ist für eine angemessene Unterkunft zu sorgen, sowie die Versorgung mit Lebensmitteln sicher zu stellen. Die Tätigkeiten sollen abwechslungsreich und nicht überfordernd sein. Die Gäste dürfen nicht als Arbeitskräfte ausgenutzt werden, sondern sollen gleichzeitig einen Urlaub geboten bekommen mit gelegentlichen Ausflügen und reichlich Freizeit. Das Arbeitsverhältnis kann jederzeit beendet werden, egal von welcher Seite. Damit die Zusammenarbeit klappt, sollte man einander mögen und die Vorstellungen gründlich abklären, bevor man eine Kooperation eingeht.

Außergewöhnliche Erlebnisse an Bauernhöfen

Viele Anbieter befinden sich in außergewöhnlichen landschaftlichen Lagen oder betreiben ungewöhnliche Kulturen. Viele arbeiten mit Tieren, haben Kinder oder produzieren Spezialitäten. Auf manchen Höfen ist es auch möglich, Partner und eigene Kinder mitzubringen. Unter den Stichworten „Aktivurlaub“ und „Mithilfe am Bauernhof“ findet man auch zahlreiche andere Anbieter, die nicht im Wwoof-Netzwerk organisiert sind. In der Regel werden keine Löhne gezahlt, sondern es handelt sich um unentgeltliche Tauschgeschäfte auf freiwilliger Basis. Die freiwilligen Helfer sind besonders interessant für aufgeschlossene Landwirte, die freie Zimmer übrig haben und sich gerne mit Gästen unterhalten. Die Gäste haben oft keine Vorkenntnisse, kommen aus Großstädten, sind Studenten oder verstehen kein Deutsch, geschweige denn einen Dialekt. Sie sind nicht immer die geschicktesten und tüchtigsten Helfer, die man sich vorstellen kann, vielleicht körperlich untrainiert und wenig belastbar. Dennoch entsteht in der Regel für alle Beteiligten eine Winwin-Situation. Allein der Erlebniswert ist einzigartig und macht die Zusammenarbeit unvergesslich. Wer nur schnuppern möchte, kann sich für 3 Tage verpflichten oder für eine Woche. Alle Details sind frei vereinbar.

Weiterführende Links:

Wwoof in Österreich Wwoof in Deutschland Wwoof in der Schweiz Die Geschichte von Wwoof

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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