Spießige Grundrisse in Altbauwohnungen modernisieren

Grundrisse mit vielen Gängen und Türen sind in vielen alten Häusern vorhanden, aber nicht mehr modern. Wie lässt sich mit möglichst wenig Aufwand ein luftigeres Ambiente erreichen?

Ruhig gestaltete Altbau-Küche mit viel Weiß. Foto (C) Kendyl Young / flickr CC BY 2.0
Ruhig gestaltete Altbau-Küche mit viel Weiß. Foto (C) Kendyl Young / flickr CC BY 2.0

Umbaumaßnahmen sind teuer, weil zuerst Bauteile abgerissen werden müssen, bevor etwas Neues entstehen kann. Daher rentiert es sich oft nicht, alte Häuser zu renovieren. Wer ein altes Haus erhalten möchte, muss sich auf jeden Fall mit Kompromissen anfreunden, denn man kann nicht alles über den Haufen werfen, was man bei einem Neubau anders machen würde.

Klare Entscheidungen treffen

Bei der Planung von Umbauten ist es wichtig, dass klare Entscheidungen getroffen werden, was erhaltenswert ist und beseitigt werden soll. Da nicht jeder genug Stilsicherheit und Entscheidungsfreude besitzt, ist es sinnvoll, die Planung an einen sympathischen Architekten beziehungsweise an eine Architektin abzugeben. Ein Umbau erfordert mehr Fingerspitzen-Gefühl und Raumvorstellungsvermögen als ein Neubau. Genaue 3-D-Darstellungen sind oft nicht möglich, weil die Bestandsaufnahme von allen Details zu aufwändig wäre.

Die Nachteile von Altbauwohnungen

Alte Grundrisse weichen meist in vielen Punkten von dem ab, was man sich heute wünscht. Die Küchen sind schmal und lang, ebenso die „halben Zimmer“ oder Kammern, die als Schlafzimmer oder Speisekammern benutzt werden. Sie sind oft nicht mehr als zwei Meter breit und das Fenster öffnet sich zu einem schattigen Hinterhof. Es gibt lange Gänge mit vielen Türen. Nicht selten kann man auf einer einzigen Etage über 30 Türen zählen, weil nicht nur jedes Zimmer abschließbar ist, sondern auch mehrere Vorräume voneinander getrennt sind. Viel Nutzfläche geht für Verkehrsflächen und Durchgangszonen verloren, die obendrein schlecht belichtet sind, und zu eng, um sie möblieren zu können.

Die Vorteile von Altbauwohnungen

Alte Häuser bestehen in der Regel aus biologischen Baustoffen und besitzen trotz aller Enge eine gewisse Großzügigkeit, was die Raumhöhen und auch das Raumangebot betrifft.

Entfernen von Bauteilen, die sich leicht abreißen lassen

Nicht alle Abtrennungen bestehen aus meterdicken Mauern. Was sich relativ leicht entfernen lässt, sind alle Holzwände, Holztüren samt Stöcken und die Brüstungswände unter den Fenstern. Indem man aus den Fenstern französische Fenstertüren macht, ist schon viel gewonnen. Französische Fenster gehen wie Balkontüren bis zum Boden und haben auf der Außenseite ein Eisengitter wie ein Balkon. Wenn man das Fenster öffnet, hat man eine Art Balkon-Ersatz und bekommt auch mehr Tageslicht in den Raum.

Französische Fenster, Foto (C) Sandra Cohen-Rose and Colin Rose / flickr CC BY 2.0
Französische Fenster, Foto (C) Sandra Cohen-Rose and Colin Rose / flickr CC BY 2.0

Durchbrüche in dünnen Wänden

Gemauerte Wände bis zirka 15 cm lassen sich relativ leicht mit Mauersägen zerlegen. Wer handwerklich begabt ist, kann sich diese Aufgabe sogar selber zutrauen und erspart sich damit die Kosten für eine Abbruchfirma. Auf diese Weise lassen sich Innenfenster gestalten, die für mehr Durchblick sorgen oder auch als Regale genutzt werden können.

Durchgehende Bodenbeläge

Da die Bodenbeläge meist sowieso erneuert werden müssen, ist es vielleicht möglich, denselben Belag in allen Räumen zu verwenden. So wirken die Räume gleich viel großzügiger.

Vorhänge und Springrollos statt Türen

Je spießiger ein Grundriss ist, umso mehr sollte man darauf achten, dass man ihn mit Türen und Schränken nicht zusätzlich verengt. In vielen Fällen genügt eine leichte optische Trennung mit Vorhängen, Innenjalousien oder Springrollos. Auch Paravents und Milchglas-Elemente wirken luftig.

Spiegel gezielt einsetzen

Spiegel können dazu benutzt werden, um Tageslicht zu reflektieren, Mauerpfeiler „unsichtbar“ zu machen, Öffnungen vorzutäuschen und schmale Gänge optisch zu verbreitern. Man muss natürlich darauf achten, dass man die Verdoppelungseffekte nicht übertreibt, denn sonst stellt sich eine unangenehme Unruhe ein. Vor allem in Schlafzimmern sollte man mit Spiegeln vorsichtig sein.

Orientierung nach mehreren Seiten, Tageslichtlenkung

Kleine und enge Räume werden erträglicher, wenn sie nicht nur auf einer Seite ein Fenster besitzen, sondern auf zwei oder drei. Wo kein Fenster möglich ist, lässt sich vielleicht eine andere Form von Öffnung anbringen. Zum Beispiel eine Reihe von runden Bohr-Löchern oder ein kleines Bullauge. Auch Lichtkamine in der Decke sind eine Möglichkeit, um mehr Lichtquellen in den Innenraum zu bringen. Im Notfall tut es auch künstliches Licht.

Viel Weiß und wenig Details

Je enger die Verhältnisse sind, umso ruhiger sollte die Möblierung sein. Die Farbe Weiß lässt alles größer erscheinen und reflektiert am meisten Licht. Starke gegliederte Einrichtungen mit vielen Details und Kontrasten sind zu vermeiden.

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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