Autosuggestion: Mentale Bewusstseinsprozesse im Feng Shui

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Heilung eines Patienten entscheidend davon abhängt, inwiefern dieser an den Erfolg oder Misserfolg einer Therapie glaubt. Doch wie lässt sich der Glaube an den Therapieerfolg fördern? Eine Möglichkeit sind mentale Visualisierungen, wie sie im Feng Shui zum Einsatz kommen.

Jesus heilt einen Kranken
Jesus heilt einen Kranken

Viele Ärzte tun sich schwer mit einem Spiritualitätsbegriff in der Medizin. Dabei geht der Sinnspruch „Medicus curat, natura sanat“, zu Deutsch „Der Arzt hilft, die Natur heilt“, bereits auf Hippokrates (etwa 460-370 v. Chr.) zurück und verweist darauf, dass therapeutische Maßnahmen die Fähigkeiten und den Willen eines Patienten zu gesunden unterstützen sollen, die eigentliche Heilung jedoch im Patienten selbst stattfinden muss. Doch was ist Heilung und wie vollzieht sich diese?

Die moderne Medizin ist noch weit davon entfernt zu verstehen, welche Formen die Unterstützung eines Arztes genau annehmen sollte, damit ein bestmöglicher Heilungserfolg erzielt werden kann. Neueste medizinische Forschungen zeigen, dass Spiritualität und der Glaube an einen Therapieerfolg bzw. das Gegenteil, der Glaube an ein Misslingen der Therapie, deren Wirkung viel stärker beeinflusst als bislang angenommen.

Negatives Denken neutralisiert selbst starke Arzneimittel

Im Fachjournal „Science Translational Medicine“ wurde jüngst eine Studie deutscher Wissenschaftler veröffentlicht, in der Probanden freiwillig einem Schmerz ausgesetzt wurden, um die Wirkung des stark opioidhaltigen Schmerzmittels Remifentanil unter verschiedenen Bedingungen zu testen. Das Ergebnis erstaunte sogar die Wissenschaftler: Wussten die Testpersonen, dass ihnen ein schmerzlinderndes Medikament verabreicht wurde, verstärkte sich die Wirkung des Mittels. Wurden die Testpersonen hingegen in dem Glauben gelassen, dass sie nach einer Infusion mehr Schmerzen verspüren würden, fehlte nicht nur der Verstärkungseffekt, sondern das Schmerzmittel verlor sogar gänzlich seine Wirkung.

„Die negative Erwartung und die Angst vor dem Schmerz haben den Effekt des Medikaments vollständig zerstört“, sagt Studienleiterin Bingel. „Der Schmerz war bei den Probanden genauso stark, als hätten sie überhaupt kein Medikament bekommen.“ (Quelle: www.welt.de)

Mittels funktioneller Magnetresonanztomografie schauten die Forscher zusätzlich auf die Schmerzverarbeitung im Gehirn der Probanden. Dabei zeigte sich, dass sobald die Testpersonen an die Wirkung der Behandlung glaubten, körpereigene schmerzhemmende Systeme im Gehirn aktiviert wurden und so die schmerzlindernde Wirkung des Medikaments verstärkt wurde.

Denkmal von Émile Coué in Nancy, Frankreich
Denkmal von Émile Coué in Nancy, Frankreich (Foto: dalbera)

Die Erkenntnisse der Studie sind nicht revolutionär. Bereits im 19. Jahrhundert entdeckte der französische Apotheker Émile Coué, dass die Wirkung von Medikamenten, die er seinen Kunden gab, davon beeinflusst wurde, mit welchen Worten er sie ihnen überreichte.

Aus dieser Beobachtung entwickelte er die Theorie, dass jeder Mensch in der Lage ist, sein Wohlbefinden zu steigern, wenn er sich selbst Suggestionsformeln vorsagt. Solche Prozesse, bei denen man durch Suggestion sein Unterbewusstsein trainiert, werden in der Psychotherapie als Autosuggestion bezeichnet.

Die Wirksamkeit autosuggestiver Gedankenformeln kann durch mentale Visualisierung des erwünschten Effekts erhöht werden. Je konsistenter und länger die Autosuggestion angewendet wird, desto wahrscheinlicher wird ihr Erfolg. Dieses Phänomen ist nicht nur vor dem Hintergrund der derzeit laufenden Wirksamkeitsdebatte über homöopathische Arzneimittel interessant, sondern berührt auch zwei wesentliche Aspekte des Feng Shui: Zum Einen die fundamentale Bedeutung von positivem Denken und zum Anderen die Verinnerlichung eines energetisch geprägten, bildlichen Wahrnehmungsmodells.

Visualisierung des Chi-Flusses
Visualisierung des so genannten Chi-Flusses (Foto: osh Mazgelis)

Feng Shui anwenden bedeutet also nicht nur mit Messgeräten nachweisbare negative Einflüsse der physischen Welt auf unseren Körper zu beseitigen, sondern auch, die angewandte Methodik mit mentalen Visualisierungen und positiven Assoziationen zu untermauern. Die Wahrscheinlichkeit, dass auf diese Weise Bewusstseinsprozesse in Gang gesetzt werden, die bei uns selbst oder bei den betreffenden Personen am Ende eine positive Wirkung zeigen, steigt dadurch immens.

Anders als ein Arzt, der in seiner Ausbildung nur wenige Mittel und Wege an die Hand bekommt (wenn überhaupt), neben der rein medikamentösen Behandlung vor allem den Glauben eines Patienten an den Therapieerfolg zu fördern, liefern viele Feng Shui Schulen bereits geeignete mentale Bilder mit, wie etwa die Vorstellung von der Harmonisierung des Chi-Flusses oder das Ausbalancieren sich widerstrebender Elemente, um in uns eine bildliche Vorstellung von Heilung im weitesten Sinne zu erzeugen.

Beitrag teilen:
Über Long Wang 326 Artikel
Meister Long Wang ist seit 2007 Teil des Everyday Feng Shui Redaktionsteams und bereichert seither als Experte für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit seiner fernöstlichen Perspektive auf die Welt unsere Plattform. Zu erreichen ist er unter l.wang@everyday-feng-shui.de

4 Kommentare

  1. Die self-fulfilling prophecy kann aber auch den negativen Effekt haben, dass Feng Shui Beeinträchtigungen sich bewahrheiten – selbst, wenn diese mit geeigneten Maßnahmen beseitigt wurden.

  2. Als ich 1994 an rheumatoider Arthritis erkrankte, war mir Feng Shui noch nicht bekannt. Ich suchte und fand die Ursachen meiner Erkrankung und konnte mich daraufhin mittels selbsterstellter Übungen heilen. Der Prozess, den ich dabei durchlief, kann durchaus als Weiterentwicklung meines mentalen Bewusstseins ansehen. Coués Satz, dass Autosuggestion nicht alles sei, aber allem diene, bezeichnet auch den Stellenwert, den sie in meinen Übungen innehat, mit denen ich mich vor über zehn Jahren selbst von der rheumatoiden Arthritis heilte.

  3. Hallo Herr Neffe,

    vielen Dank für Ihren wertvollen Kommentar und den Link zu Ihrer Webseite. Wenn Sie Interesse an einem Gastbeitrag haben, um auf unserer Plattform Ihre Forschungsarbeit vorzustellen, würden wir uns geehrt fühlen. Wenn Ihrerseits Interesse besteht, genügt eine kurze Nachricht an info[at]everyday-feng-shui.de

    Grüße aus Berlin
    Long Wang

  4. Was der Mensch glaubt, das denkt er. Und der Mensch kann nicht nicht denken. Davlr hat zuletzt Paul Watzlawick gewarnt. Und der wusste das durch eigene Beobachtung und von Émile Coué. Zu Coué kamen jedes Jahr zehntausende Hilfesuchende aus aller Welt. Aus den kostenlosen, öffentlichen Sitzungen wurden alles andere als Misserfolge berichtet. Dank der enormen praktischen Erfolge durch Coué wurde die Autosuggestion in wenigen Jahren eine weltberühmte Selbsthilfe-Methode. Als Ich-kann-Schule-Lehrer erstaunt es mich, dass man nicht von dem mit Abstand erfolgreichsten Beispiel die Autosuggestion lernt sondern von schwachen Kopien.
    Nein, korrekterweise muss ich sagen, es erstaunt mich nicht. In 35 Jahren Autosuggestionsforschung haben mir die verfügbaren Quellen offenbart, dass die etablierten Zuständigen Coué in der Praxis nicht das Wasser reichen konnten. Es war nicht klug, Coué und sein so hilfreiches Erfolgsmodell durch simple wissenschaftliche Theoriediskussionen zu tabuisieren. Das Modell wisscnahftlichen Alleswissens und Nichtskönnens löst die Probleme nicht, die Coué gut lösen konnte und die inzwischen so groß sind, dass sie wehtun. Es wird uns nichts übrigbleiben, als weiterzuleiden oder dazuzulernen.
    Ich grüße freundlich.
    Franz Josef Neffe

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*