Tageslicht-Systeme: Das Energie-Niveau von Räumen einfach steigern

Damit die Lebensenergie Chi im Raum gut fließt,  ist das Tageslicht von großer Bedeutung. Bei freistehenden Häusern gibt es genug Belichtungs-Möglichkeiten. Anders sieht es bei Reihenhäusern und Stadtwohnungen aus. Wie kann man natürliches Licht in Räume bringen, bei denen kein Außenwand-Fenster möglich ist? 

Einfache Licht-Reflexion mit einer CD-Scheibe, Foto (C) Maret Hosemann / flickr
Einfache Licht-Reflexion mit einer CD-Scheibe, Foto (C) Maret Hosemann / flickr

Bei Räumen, die im obersten Geschoß liegen, ist es noch relativ einfach: Hier bietet sich die Dachfläche für Öffnungen an. Egal ob man sich für Dachflächenfenster, Lichtkuppeln, Dach-Gauben oder Fix-Verglasungen entscheidet – das Angebot an Fertigteilen und System-Lösungen ist groß. Überkopf-Verglasungen sind teurer als vertikal eingebaute Fenster, aber da die Lichtausbeute am Dach besser ist als an der Wand, dürfen sie etwas kleiner bemessen sein. Falls sie öffenbar sind, sollten sie unbedingt mit einem Regen-Sensor ausgestattet sein, damit sie sich bei Schlechtwetter automatisch schließen. Öffenbare Fenster haben den Vorteil, dass sie leichter zu reinigen sind und auf Lüftungsgeräte verzichtet werden kann. Fix-Verglasungen hingegen haben bessere Dämmwerte und es gibt keine Beschläge, die kaputt werden können. Sie sind daher langlebiger, und wenn man selbstreinigendes Glas verwendet, hält sich auch die Verschmutzung in Grenzen.

Schacht- und röhrenförmige Tageslicht-Systeme

Fehlt das Tageslicht in unteren Geschoßen, kann man sich mit Licht-Höfen, Licht-Schächten oder Licht-Kaminen behelfen, je nachdem, ob es sich um ein neues Projekt oder ein bereits bestehendes Gebäude handelt. Zur Not tut es auch ein Metallrohr, das innen mit einer licht-reflektierenden Oberfläche ausgestattet ist, die das natürliche Licht auch über größere Entfernungen transportiert. Die Röhren können bis zu 30 Meter lang sein und daher auch in Innenraum-Bereiche vordringen, die sehr weit von Außenflächen entfernt sind. Es gibt diese Röhren auch in flexibler Ausführung, sie sehen optisch wie Kamin-Schläuche aus. Und sie sind auch bei Altbau-Häusern mit hohen Dachböden und strengen Bauvorschriften eine Lösung, wenn man das Dach nicht ausbauen oder Dachflächenfenster vermeiden möchte. Bei städtischen Gründerzeit-Bauten sind die innen liegenden Räume oft über Lichtschächte belichtet, die jedoch mehrere Nachteile haben. Meist kann man hier direkt in die Küche oder Badezimmer der Nachbarn sehen. Mit zunehmender Gebäudehöhe erhalten die untersten Geschoße kaum noch Licht. Die obersten Geschoße wiederum müssen mit Geruchsbelästigungen von unten rechnen, wenn Küchen- oder WC-Fenster offen stehen. Bei Neubauten erhält jede Wohnung ihre eigenen Abluft-Schächte, sodass eine gegenseitige Belästigung ausgeschlossen ist. Wenn man die Lichtschächte größer einplant und richtige Innenhöfe daraus macht, können sie die Wohnqualität sehr bereichern. Mit Schacht- und Röhrensystemen bringt man immer nur indirektes Licht in den Raum, keine direkte Sonneneinstrahlung. Bei größeren Atrien jedoch darf man auch mit echten Sonnenstrahlen rechnen, sofern sie entsprechend dem Sonnenstand-Verlauf ausgerichtet sind.

Flächenförmige Tageslicht-Lenkung mit Spiegeln und Wasserflächen

Wenn man weiß, welche Flächen von der Sonne beschienen werden, kann man diese mit reflektierenden Spiegeln verblenden, um das Licht dorthin zu leiten, wo man es benötigt. Die Sonne fällt auf jeden Fall auf südseitige Dachflächen und auf den Boden – sofern keine Hindernisse wie Bäume oder höhere Bauteile im Wege stehen. Daher kann man die Besonnung auf Nordseiten verbessern, indem man gegenüber liegende Südflächen reflektierend ausbildet oder eigene Reflektoren errichtet, die das sonnseitig einstrahlende Licht zurückwerfen. Auch eine helle Stein-Terrasse oder ein Wasserbecken auf der Sonnenseite kann wie ein Reflektor wirken. Wenn zumindest ein wenig Sonne das Fenster erreicht, sollte man alle Bereiche rund um das Fenster möglichst hell und reflektierend gestalten. Zum Beispiel mit Glitzersteinchen im Putz, mit Aluminium-Elementen und glänzenden Oberflächen. Auch Bleikristall-Luster und geschliffene Feng-Shui-Kristalle können mithelfen, um das Licht in alle Richtungen zu zerstreuen.

Tageslicht-Lenkung mit gebogenen Reflektoren

Noch raffinierter als ebene Spiegel und Reflektorflächen wirken gebogene Reflektoren, die das Licht nicht nur gerade zurückwerfen, sondern gebündelt. Mit gebogenen Lamellen vor den Fenstern lässt sich die Sonne Richtung Decke lenken. Wenn die Decke aus reflektierendem Material besteht, zum Beispiel einer Metallverkleidung, oder zumindest reinweiß gestrichen ist, wird sich die Helligkeit im Raum stark verbessern. Wie die ebenen Elemente können auch die gebogenen schwenkbar eingerichtet sein, so dass sie sich den unterschiedlichen Sonnenständen anpassen. Die beweglichen Spiegel (Heliostaten) benötigen freilich eine Energie-Versorgung und sind daher nicht unbedingt wirtschaftlich. Eine preisgünstigere Möglichkeit ist die Verwendung von Tageslicht-Raffstores oder -Jalousien, die sich ohne Aufwand verstellen lassen.

An die Nachbarn denken, Schutz vor Blendung

Die Reflexion von Sonnenlicht kann auch störend sein, wenn sie unkontrolliert auf Glas-, Metall- oder Wasserflächen geschieht und eine Blendung hervorruft. Da sich der Sonnenstand ständig verändert, handelt sich meist nur um temporäre Beeinträchtigungen, denen man mit etwas Flexibilität leicht ausweichen kann. Hat der Nachbar jedoch eine riesige Photovoltaik-Anlage, die häufig blendet, muss man sich eine Abschirm-Maßnahme überlegen. Solche Situationen führen leicht zu Rechtsstreitereien, die letztlich mehr Lebensfreude und Lebensenergie kosten als die Schädigung durch das störende Sonnenlicht. Schließlich muss man auch in der Natur damit rechnen, dass irgendwo was glitzert oder blendet und der Aufenthalt nicht jederzeit angenehm ist. Bei der Neuerrichtung von möglicherweise blendenden Elementen sollte man von vorneherein eine Schutzmaßnahme einplanen. Denn wenn die Fassade glitzert wie eine Disko-Wand oder das ganze Grundstück mit Spiegeln umstellt ist, darf man sich über verärgerte Nachbarn nicht wundern.

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

1 Kommentar

  1. Mir war gar nicht klar, dass gebogene Lamellen dafür sorgen, dass das Sonnenlicht Richtung Decke gelenkt wird. Ich habe im Haus eines neuen Freundes gesehen, wie dieser eine schöne Lichtkuppel im Eingang auf das Dach gebaut hat. Die Optik hat mich so sehr beeindruckt, dass ich jetzt auch eine Lichtkuppel kaufen und einbauen werde.

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