Persönlichen Distanzzonen: Wie ihr sie einhaltet & verteidigt

Aufdringliche Mitmenschen gibt es leider überall. Sozialforschungen haben ergeben, dass die Wahrnehmung von körperlichen Territorien, persönlichen Freiräumen und auratischen Schutzzonen sehr unterschiedlich ist.

Strenge Anzüge sorgen für Respekt und Distanz. Dazu noch fleißig gestikulieren - und keiner mag gerne näher kommen. Foto: peteandcharlotte / flickr CC BY 2.0
Strenge Anzüge sorgen für Respekt und Distanz. Dazu noch fleißig gestikulieren – und keiner mag gerne näher kommen. Foto: peteandcharlotte / flickr CC BY 2.0

Unterschiedliche „Dunstkreise“ je nach Kulturkreis

Wenn man Menschen, die Distanzzonen gewohnheitsmäßig übertreten, erklärt, dass ein normaler Mensch weder körperliche Berührungen möchte noch die Ausatem-Luft seiner Mitmenschen einatmen möchte (nicht zu reden von anderen Körperdüften), schütteln sie nur ungläubig den Kopf. Derartige „Ansprüche“ sind ihnen völlig fremd. Je nach Temperament werden diese als abartig oder lachhaft empfunden. Das ändert jedoch nichts daran, dass die meisten Menschen in unserem Kulturkreis einen gewissen Freiraum um ihren Körper herum brauchen, um sich wohl zu fühlen. Sie verspüren kein Bedürfnis, mit fremden Menschen auf Tuchfühlung zu gehen oder diese in ihre Nähe zu locken. Ja, die Distanzbedürfnisse gehen oft so weit, dass sie irritiert reagieren, wenn die zu lange angestarrt oder mit Blicken verfolgt werden. In der Großstadt bedeutet die Suche nach Blickkontakt, dass man Aufmerksamkeit möchte. Unerwünschte Aufmerksamkeit kann als lästig empfunden werden und auf Grund der großen Menschenmenge in Stress ausarten. Daher bewegen sich die meisten Großstädter lieber anonym durch die Straßen und öffentlichen Verkehrsmittel, ohne die Mitmenschen näher zu begutachten. Am Land ist das anders. Auch in südlichen Regionen sind geringere Abstände üblich. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich in Südeuropa oder Südamerika belästigen lassen muss, wenn man keine Lust darauf hat.

Jeder Hund hat sein Territorium

Der Mensch auch. Alles, was näher ans uns herankommt als 50 bis 70 Zentimeter, kann als Störung oder Bedrohung empfunden werden. Bei bekannten, aber nicht vertrauten Menschen gilt eine halbe Armlänge als Faustregel. Bei unbekannten Menschen darf es eine ganze Armlänge sein. Werden diese Grenzen überschritten, ist mit Kampf- oder Fluchtreaktionen zu rechnen. Oder mit einer Mischung aus beiden in Form eines aggressiven Zurückweichens mit allen möglichen Beschimpfungen. Ernsthafte Übergriffe in Form von Einbrüchen, Diebstählen und Körperverletzungen können traumatische Folgen haben.

Revierverletzungen als Dominanzgebahren          

Das Einhalten einer angemessenen Distanz gilt als Zeichen von Respekt und erfolgt normalerweise ganz automatisch. Menschen, die sich für höherrangig halten, neigen dazu, kleinere, jüngere, weiblichere, gebrechlichere und kindlichere Mitmenschen in die Enge zu treiben. Daher gehen Revierverletzungen oft von der Chef-Ebene aus und selten von einem Mitarbeiter dem Chef gegenüber. Unsichere Vorgesetzte versuchen gerne, die Mitarbeiter durch Übergriffe gefügig zu machen. Wenn ein Chef ständig seine Pfoten am Ärmel oder auf der Schulter einer Mitarbeiterin hat, sollten die Alarmglocken läuten! Die Übergriffe können auch zeitlich erfolgen. Zum Beispiel durch Störungen in der Mittagspause, nach Feierabend und am Wochenende. Die Privatsphäre kann außerdem durch private Fragen, Einmischungen und Bemerkungen missachtet werden.

Tipps für Menschen, die häufig belästigt werden

  • Unbehagen deutlich kommunizieren, wie auch immer. Notfalls mit den Ellbogen.
  • Die Schulter hindrehen statt zurückweichen.
  • Heftig gestikulieren.
  • Nicht auf den aufdringlichen Gesprächspartner eingehen, sondern lautstark oder unangenehm werden.
  • Zurücklehnen und das Bein in den Weg stellen.
  • Den Eindringling ganz direkt auf die mangelnde Distanz hinweisen. Das führt zwar meistens zu Ärger, aber es wirkt.
  • Verbal das Kommando übernehmen, wenn die Körpersprache ignoriert wird: Nein sagen und jeden Anschein von Zustimmung vermeiden.
  • Schnelle, fahrige und unberechenbare Bewegungen, nicht stillstehen oder stillsitzen.
  • Lernen, enge Situationen auszuhalten und sich innerlich abzugrenzen. Zum Beispiel bei Arztbesuchen oder in Warteschlangen. Die Verweigerung des Kontaktes ist in jeder Situation möglich, indem man den Eindringling energetisch blockiert.
  • Schützende Symbole und Accessoires einsetzen: Hüte, Schirme, Sonnenbrillen, Schirme, Stöcke, Schmuck, wattierte Jacken, große Taschen und Ziehwägen bilden automatisch eine gewisse Barriere.
  • Ganz bewusst nach effektiven Fluchtmöglichkeiten Ausschau halten.
  • Begleitschutz mit Hunden.

Tipps für Menschen, die distanzlose Nähe suchen

  • Es ist besser, Sog zu erzeugen statt Druck, wenn man etwas erreichen möchte.
  • Wer anderen unerlaubt auf die Pelle rückt, macht sich schnell unbeliebt.
  • Bitte jedes Abwehrsignal ernst nehmen und respektieren!
  • Männer sollten fremde Frauen niemals ansprechen ohne vorherigen Blickkontakt und positive körpersprachliche Anzeichen.
  • Gierige Signale, Starren oder ins Visier nehmen sind ein absolutes No-Go.
  • Auf die Pelle rücken und Verfolgen kann als kriminelles Stalking ausgelegt werden.
  • Aufdringliche Männer wirken schnell bedrohlich auf Frauen und lösen einen Fluchtinstinkt aus.
  • Annäherungen an Unbekannte sollten generell vorsichtig erfolgen und den Angesprochenen Zeit lassen, um nach Belieben zu reagieren.
  • Wer sich anderen in den Weg stellt und aufdringlich grüßt, um Werbung zu machen oder zu betteln, muss auf jeden Fall mit Ablehnung rechnen.
  • Wer Frauen hinterherpfeift oder ihnen alles Mögliche zuruft, darf sich über Männer-Verachtung nicht wundern.
  • Wenn Menschen wegrücken, zum Beispiel an der Supermarktkasse, dann ist das keine Aufforderung, sofort nachzurücken, sondern vielleicht ein Fluchtversuch.
  • Dresscodes respektieren: Frauen, die nicht freizügig und aufreizende gestylt sind, haben in der Regel kein Interesse an erotischer Aufmerksamkeit.

Vorbeugende Maßnahmen

  • Räumlich enge Situationen meiden. Zum Beispiel Fensterplätze oder Eckbänke
  • Generell immer mehr Abstand einhalten als notwendig ist
  • Verdächtigen Personen in großem Bogen ausweichen
  • Verbeugung statt Händedruck
  • Wechselgeld nicht in die Hand drücken lassen, sondern hinlegen lassen
  • Auf unnötige Bussi- und Schmuserituale zerzichten
  • Nur allein oder in Notfällen den Aufzug benutzen
  • Stoßzeiten, Warteschlangen und Menschenansammlungen vermeiden
  • Höflich distanzierte Umgangsformen, die keine Annäherung zulassen
Beitrag teilen:
Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*