Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Menschliche Inkompetenz tut an sich nicht weh, richtet aber große Schäden an und kann sich sehr unangenehm auswirken in zwischenmenschlichen Beziehungen.

Dummheit gibt es, aber dumme Menschen nicht
Jemanden als dumm zu bezeichnen, kann als Beledigung ausgelegt werden. Daher soll hier die Dummheit an sich das Thema sein. Wer hat noch keine begangen? Es gibt allerdings Menschen, die so häufig zu Dummheiten neigen, dass sie nicht nur anderen, sondern auch sich selbst großen Schaden zufügen. Oft hört man den Rat, von auffallenden „Loosern“ lieber Abstand zu halten. Aber wie soll das funktionieren? Schließlich gibt es viel mehr davon, als man annehmen möchte. Zu glauben, es handle sich um eine geringe Anzahl ohne Schulabschluss, wäre ebenfalls dumm. Denn zur Dummheit gehört jegliche Fehleinschätzung. Egal, ob es sich um Finanzen, Gefahren, die eigenen Fähigkeiten oder die Vertrauenswürdigkeit anderer Menschen handelt. Außerdem hat Dummheit wenig mit Bildung zu tun. Es gibt keinen Test, mit dem man Dummheit nachweisen kann. IQ-Tests messen nur ganz bestimmte Gehirnleistungen, aber nicht die Fähigkeit, eigenständig zu denken und verantwortungsvoll zu handeln. Kreative Antworten würden sich sogar negativ auf das Testergebnis auswirken.
Ist Dummheit unheilbar?
Es gibt wahrscheinlich viel mehr dumme als böse Menschen. Wenn man sich mit diesem Thema zu beschäftigen beginnt, wird man mit starker Resignation konfrontiert. Dumme werden als hoffnungslose Fälle dargestellt, weil sie nicht belehrbar sind und sich einer starken Fremdsteuerung unterwerfen. Man kann wohl tatsächlich Unterschiede feststellen, die darauf hindeuten, ob jemand öfter oder seltener Dummheiten begeht. Die folgenden Indizien deuten darauf hin, dass ein Mensch Probleme hat, Informationen aufzunehmen und sinnvoll zu verarbeiten:
- Kein Zugang zu weitreichenden Informationsquellen: kein Internet, keine Bücher, keine Seminare, keine Fortbildung. Stattdessen Fernsehen, Zeitungen, Werbeprospekte, Klatsch und Illustrierte.
- Mangelhafte Bildung und geringe Sprachkenntnisse: keine Fremdsprachen, keine Fremdwörter, Schreib- und Leseschwächen, keine oder abgebrochene Berufsausbildung.
- Unfähigkeit, vorauszudenken und absehbare Folgen richtig einzuschätzen. Planungen scheitern immer wieder an der Realität.
- Eingeschränke Wahrnehmungen und häufiger Kontakt mit Menschen, die ähnlich eingeschränkt sind. Vieles wird ausgeblendet. Kontakte mit aufgeschlossenen Menschen werden gemieden.
- Geringe Lernbereitsschaft. Zweckdienliche Hinweise und Richtigstellungen werden sofort zurückgewiesen. Desinteresse an Fakten und Beweisen.
- Schlechte Zuhörerqualitäten.
- Unterschätzung von Risiken, aber auch Überschätzung von Gefahren (Impfungen und Versicherungen gegen alles, was möglich ist).
- Wiederholte finanzielle Fehleinschätzungen. Unterwartete Defizite und Schulden. (Besonders brisant bei Bauvorhaben und im Baugewerbe).
- Voreingenommen, besserwisserisch, starrsinnig und festgelegt. Alle anderen liegen vermeintlich falsch. Die Person wird sofort ungehalten oder beginnt zu lügen, wenn sie bei Fehlern ertappt wird. Sie beschuldigt andere und setzt andere herab, um sich besser zu fühlen.
- Überhebliches und dominantes Verhalten. Engstirniges Weltbild voller Unverständnis für andere Lebenseinstellungen. Kritisiert Andersdenkende und lässt sie kaum zu Wort kommen.
- Mangelnde Wertschätzung anderen gegenüber, kombiniert mit starker Selbstüberschätzung. Übernimmt sich regelmäßig und kann nicht halten, was er/sie verspricht. Muss häufig Termine verschieben und Projekte abbrechen.
- Wiederholt sich ständig. Bevorzug gewohnte Methoden, vertraute Freunde und bereits bekannte Urlaubsorte. Denkt verallgemeinernd und polarisiernd.
- Kann komplexere Zusammenhänge nicht verstehen. Zum Beispiel die Beachtung der relativen Luftfeuchtigkeit beim Lüften von Räumen.
- Kann sich in andere Sichtweisen nicht hineindenken. Ist unfähig, ganzheitlich zu denken und viele Aspekte zu berücksichtigen.
- Blinde Gläubigkeit und Obrigkeitshörigkeit. Hinterfragt nichts und gehorcht gerne, auch wenn die Aufgaben bedenklich oder schädlich erscheinen. Scheut eigene Entscheidungen. Lässt sich gerne führen, anleiten und beraten.
- Neigung zum Zeitvertreib, seichter Unterhaltung, Massenevents und Spielen.
- Mangel an Kreativität, Experimentierfreude und eigenen Ideen.
- Sehr langsames Auffassungsvermögen. Menschen, die keine Bücher lesen, sind oft schon mit längeren Absätzen überfordert. Sie können Gebrauchsanweisungen nicht verstehen oder machen häufig Fehler beim Zusammenbauen von Möbeln.
- Schlechte Beobachtung und unrealistische Wahrnehmung von Sachverhalten.
- Desinteresse an Unterschieden und Details. Fragt wenig, hört ungenau zu, ist wenig präsent. Neigt zu Einbildungen, Erfindungen und Fehlinterpretationen.
- Argloses, unbekümmertes, nachlässiges und verantwortungsloses Verhalten. Zum Beispiel ungewollt Eltern werden oder Haustiere viel zu lange allein lassen.
- Übermäßiger Stolz auf bescheidene Leistungen. Mangelnde Selbstkritik und ständige Suche nach Bestätigung.
Warum Dumme oft erfolgreicher und beliebter sind
Wie man sieht, hat Dummheit viel damit zu tun, dass jemand seine eigenen Denkfähigkeiten abgegeben hat, weil es irgendwann bequemer oder vorteilhafter erschien. Jede dominante Führungspersönlichkeit braucht eine Schar von Freiwilligen, die sich gerne unterordnen. In unserem Schul- und Gesellschaftssystem gibt es viele Bonuspunkte für gefügige Untertanen, die genau das tun, was man ihnen vorgibt. Sich umsichtig und vorteilhaft zu verhalten, zum Wohle aller, wird nicht gelehrt. Menschen, die nicht viel denken, sind oft besonders beliebt. Schließlich sind sie weitgehend unkritisch. Sie machen überall mit, sie sind mit allem einverstanden und vertreten keine abweichenden Meinungen. Man hat bei Menschen, die Informationen verweigern und sich lieber „unterhalten“ oder über Dritte tratschen, oft das Gefühl, dass sie diese Haltung bewusst einnehmen. Nicht alle leiden an Selbstüberschätzung, sondern viele wissen, dass sie nicht viel wissen, entscheiden sich aber dafür, unwissend zu bleiben. Angebotene Informationen werden oft ganz dezidiert zurückgewiesen. Wenn es zum Beispiel um gesunde Ernährung geht, kommt es für viele gar nicht in Frage, sich damit zu beschäftigten, weil eine Änderung der Gewohnheiten ausgeschlossen wird. Es kann auch sein, dass jemand sich nicht mit technischen Themen auseinandersetzen will, weil ihm das zu kompliziert erscheint. Alle Informationen, die die Meinung verändern könnten, werden von vorneherein abgewiegelt. Ergebnisoffene Diskussionen sind nicht möglich, weil kein echtes Interesse an Anregungen besteht.
Die gute Nachricht: Intelligenz lässt sich trainieren
Man kann es zumindest versuchen! Vor allem bei sich selbst, denn vermutlich hat jede/r die eine oder andere Schwachstelle, wo er nicht sonderlich klug ist. Hier einige Tipps:
- Keine vorschnellen Schlüsse ziehen.
- Kritische Kommentare lesen.
- Mehrere Standpunkte einnehmen, Für und Wider abwiegen.
- Absolute Aussagen und Superlative vermeiden. Die meisten Verhältnisse sind vielschichtig und komplex.
- Mehr zuhören und genauer beobachten.
- Möglichst oft eigene Recherchen anstellen und Behauptungen überprüfen.
- Immer wieder was Neues beginnen (Sportarten, Sprachen, Bekanntschaften, andere Frisur …).
- Denkfaule Menschen rechtzeitig erkennen, bevor sie mit ihren Dummheiten Schäden anrichten. Sie sind absolut ungeeignet für verantwortungsvolle Positionen und können sich auch in Teams verheerend auswirken.
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