Feng Shui Hilfsmittel – Sinn oder Unsinn

Braucht Feng Shui irgendwelche Hilfsmittel? Ein Blick in die Suchergebnisse im Internet reicht aus, um festzustellen, dass in dieser Kategorie eine Menge an Produkten angeboten wird. Für den Verbraucher entsteht leicht der Eindruck, dass gutes Feng Shui zwangsweise mit diversen Symbolen, Spiegeln, Windspielen oder futuristisch anmutenden Mobiles verbunden ist. Im heutigen Beitrag erfahren Sie, ob sich dahinter tatsächlich ein Nutzen oder nur eine Geschäftsidee verbirgt.

Gutes Feng Shui sieht man nicht, man spürt es nur. Stellen Sie sich vor, sie betreten ein modernes, stylisch eingerichtetes Haus und mitten im Flur bammelt ein ordinäres Windspiel von der Decke. Im Wohnzimmer lacht sie ein Drache vom Bücherregal an und beim Betreten der Gäste-Toilette fällt Ihnen ein achteckiger Spiegel auf. Auf die Frage, welchen Zweck diese Gegenstände erfüllen sollen, hören Sie: „Das ist Feng Shui“. In dem Fall gilt: Man sieht es nur, man spürt es nicht.

Windspiele (Foto: rieh)
Windspiele (Foto: rieh)

Doch es liegt mir fern, mich lustig zu machen oder herablassend über diese Gegenstände zu sprechen. Hier ist vor allem Aufklärung nötig. Deshalb versuche ich in einer Beitragsreihe den bekanntesten Feng Shui Hilfsmittel auf die Spur zu kommen und ihre Herkunft, Wirkung aber auch meinen kritischen Blick darzustellen.

Den Anfang macht das Windspiel.

Ein Windspiel besteht in aller Regel aus Klangkörpern, z.B. Holz- oder Metallröhren, die frei beweglich an einer Scheibe befestigt sind. Bei Wind bewegen sich die Klangkörper, schlagen aufeinander und erzeugen so diverse Töne. Deswegen werden sie seit Jahrhunderten überall dort aufgehängt, wo ein akustisches Signal oder eine Art „Melodie“ gewünscht war. Für alle Windspiele gilt: Sie erfüllen ihre Funktion nur, wenn sie frei hängen und durch Luftbewegung in Schwingung geraten können. Damit macht das Aufhängen eines Windspiels in der Zimmerecke überhaupt keinen Sinn.

Windspiele dienen in verschiedenen Kulturen auch als Ritual-Gegenstände, um spirituelle oder mystische Handlungen zu unterstützen.

Sie haben eine lange Tradition, die man über 3.000 Jahre zurückverfolgen kann. Ihr Ursprung liegt nicht in China, sondern in Südostasien und in Ägypten. In China begann man Windspiele erst ca. 1.000 Jahre v.Chr. herzustellen. Im Laufe der Zeit wurde ihnen immer häufiger eine Wirkung auf „Geister“ aller Art zugeschrieben.

Um böse Geister fernzuhalten, wurden spezielle, aus sechs Metall-Klangröhren bestehende Windspiele gebaut. Warum sechs und warum kein Holz? Die Erklärung findet sich im Daoismus. Mit „bösen Geister“ war schlechtes Chi, das ins Haus eindringen könnte, gemeint. Das schlechte Chi war der „Atem“ dieser Geister. Beim Durchfließen der Metallröhre verwandelte sich der schlechte Atem in einen wohlwollenden Klang und damit in ein gutes Chi. Es musste Metall sein, weil Metall eine Waffe ist und Macht symbolisiert. Holz hätte unter dem Aspekt gar keine Wirkung entfalten können.

Die Anzahl der Röhre, nämlich sechs, trägt ebenfalls symbolisch zum Erfolg des Windspiels bei. Sechs entspricht dem Trigramm Chen, dem Himmel. Chen ist das stärkste Yang-Trigramm, das den Kampf gegen die „Geister“ gewinnen kann.

Äußerst wichtig bei der Anwendung der Windspiele war, dass sie immer draußen, vor der Tür aufgehängt wurden und in der Nacht verstummen mussten. Das erreichte man durch zusammenbinden der Klangröhre, die nicht mehr aufeinander schlagen konnten. Damit war der Zugang für die bösen Geister versperrt. Diese Regel hatte aber auch einen sehr pragmatischen Grund: Die Nächte blieben ruhig und kein Geklimper störte den Schlaf.

Über die tatsächliche Wirkung sind keine Nachweise zu finden. Wie immer bei rituellen Gegenständen spielt der Glaube eine entscheidende Rolle. Wenn dank der Windspiele die Bewohner des Hauses sich wohler und sicherer fühlten, dann hat sich das Aufhängen der Klangröhren schon gelohnt.

Doch, was bleibt von dieser Tradition und dem (Aber)Glaube im 21. Jahrhundert in Europa übrig? Ich denke, heute ist es vor allem die Wunschvorstellung mit einem Gegenstand Glück und Reichtum erzeugen zu können.

Mein Fazit: wenn es gefällt, warum nicht. Hauptsache man interpretiert nicht zu viel hinein und verlässt sich nicht auf die Wirkung, sondern ergreift selbst Initiative. Über den optisch-ästhetischen Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Wirksames Feng Shui braucht keine Windspiele.

 

Mit klangvollen Grüßen

Hedwig Seipel
www.fengshui-classic.de

 

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Über Hedwig Seipel 112 Artikel
Hedwig Seipel wandelte 1998 ihr Leben um und machte ihr Hobby - die asiatische Lebensphilosophie - zum Beruf. Nach fundierten Ausbildungen im Feng Shui, Geomantie, Coaching und Training gründete sie eine eigene Praxis. Sie ist Sachbuchautorin, Dozentin, Seminarleiterin und Beraterin.

2 Kommentare

  1. Wichtig bei solchen Windspielen finde ich aber, dass es sich um harmonische Klangfolgen handelt. Die feinen und, gemessen an anderen Klangerzeugern, ziemlich leisen Töne eines Shanti oder Koshi Klangspiels zum Beispiel sind grundsätzlich dazu geeignet, das Gemüt vor allem zu beruhigen.

    So kann man es an der Umrandung einer Terrasse befestigen und sich gemütlich in einen Relaxstuhl legen. Eine leise Brise wird dafür sorgen, dass die verschiedenen Klänge des Koshi in einer zufälligen Reihenfolge angeschlagen werden. So entstehen ständig neue Klangmuster die durch eine durchdachte Stimmung des Instruments niemals unangenehm klingen.

  2. Mein Schwiegersohn aus Nicaragua berichtet ebenfalls dass Windspiele als Warnzeichen gegen Geister dort aufgehängt werden. Das mit der Symbolik der Anzahl der Klangröhren und des Materials existiert dort nicht. Sie sind aus Holz und bestehen aus 5 oder mehr Röhren, die beim Berühren klingen… Also diese Lehre kam wahrscheinlich nicht aus dem Asiatischen Raum dorthin, sondern entwickelte sich dort von den Indianerstämmen…
    Lg A. ZÜrn

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