Feng Shui und die Fische

Letzte Woche haben Sie erfahren, wie Sie mithilfe einer leeren Schale den Reichtum unterstützen können. Heute bleiben wir beim Thema Glück und Geld. Es geht um Fische und ihre Rolle im Feng Shui.

Goldfische als Symbol des Reichtums, Foto: flickr_ 陈霆, Ting Chen, Wing
Goldfische als Symbol des Reichtums, Foto: flickr_ 陈霆, Ting Chen, Wing

 

Kois, Goldfische und Aquarien kommen in Feng Shui Empfehlungen recht häufig vor. Manchmal hat man sogar das Gefühl, ein Haus ohne Fische könnte ja gar nicht glücklich sein. Wie kommt es zu solchen Empfehlungen und wo ist die Grenze zwischen symbolischer Unterstützung, tiergerechter Aquaristik und überflüssigem Humbug?

Mythen

Fangen wir von vorne an. Tatsache ist, in China, besonders in früheren Zeiten, bedeuteten Fische stets Fülle und Reichtum. Die Betrachtung eines Fischschwarms erzeugt das Gefühl von unendlicher Menge und großem Reichtum. Doch es gibt in der chinesischen Mythologie noch eine andere Erklärung für das Fisch-Phänomen. Der Legende nach gab es mal einen einfachen Karpfen, dessen Leben zu Ende ging. Das spürte er und wollte den Tod verhindern. Deshalb schwamm er gegen die starke Strömung des Gelben Flusses (Yang Tse), bis hin zum Lung Men, dem Drachentor. Völlig entkräftet mobilisierte er seine letzten Kraftreserven und sprang durch das Tor hindurch. Sein Mut und seine Ausdauer wurden vom Himmel belohnt. Er wurde in den Drachen verwandelt und lebte ewig als eins der vier heiligen Glückstiere.

Es dauerte nicht lange, dann fanden sich andere Karpfen, die genauso mutig sein wollten. Viele schafften es und wurden ebenfalls zu Drachen. Die Karpfen, die am Drachentor gescheitert sind, wurden dagegen mit einem roten Fleck auf der Oberseite des Kopfes gekennzeichnet und symbolisierten Misserfolg und Versagen.

Eine schöne Geschichte, die wie jeder Legende zur Vermittlung von Werten und Tugenden dient aber an sich nichts „magisches“ hat.

Goldfische

Die Legende vom Karpfen verwurzelte sich so stark in der chinesischen Kultur, dass sie im Laufe der Zeit regelrecht ausgebaut wurde.

Aus dem einfachen Karpfen wurden nämlich bereits  ca. 200 Jahre n.Chr. in der Han-Dynastie Goldfische gezüchtet. Die schönsten, mit roter und goldener Färbung waren ausschließlich dem Kaiser vorbehalten. Erst im Laufe der Zeit, als die Züchtungen immer vielfältiger wurden, dürfte auch das einfache Volk Goldfische besitzen.

Anfang des 17. Jahrhunderts brachten Chinesen die ersten Goldfische nach Europa. Zu ihren ersten Fans zählte König Louis XV, der 1755 einige Goldfische Madame Pompadour schenkte. Was der Adel besaß, wollten natürlich andere haben und so wurde der Goldfisch auch in Europa zum begehrten Symbol des Reichtums.

Heute bekommt man Goldfische für überschaubares Geld in fast jeder Zoohandlung. Sie zählen zu den beliebtesten Haustieren und werden – hoffentlich – tiergerecht in Aquarien gehalten.

Aquarien

Aquarien sind jedoch aus der Sicht des alten Feng Shui völlig ungeeignet dazu, weil:

  • Sie meist viereckig sind und damit der Wandlungsphase Erde entsprechen. Erde kontrolliert Wasser und verhindert damit den Reichtum.
  • Durch die durchsichtigen Scheiben entweicht das Glück und lässt sich nicht festhalten.
  • Goldfische sind ein Symbol des Himmels und ein rechteckiges Aquarium ist für sie zu profan.

Im alten China wurden deshalb spezielle, runde Fischtöpfe kreiert. Sie bestanden aus kostbarem Porzellan und wurden mit Perlmutt, Gold und Jade verziert. Das Wasser musste täglich gewechselt werden, weil die Goldfische recht rege Verdauung haben. Schmutziges Wasser verdirbt den Reichtum – aber vor allem den Fisch.

Jetzt wissen Sie, wie Feng Shui zu den Fischen kam und welche Symbolkraft sie besitzen sollen. Vor dem kulturellen Hintergrund und unter Würdigung der alten Kunst ist die Überlieferung durchaus stimmig. Doch es ändert nichts an der Tatsache, dass ein Aquarium mit bunten Zierfischen, in der „Reichtumsecke“ aufgestellt zwar das Herz des Tierliebhabers erfreut aber garantiert kein Reichtum bringt.

Im Namen der Fische wünsche ich Ihnen viel Erfolg und hoffe, sie lesen mich wieder.

Bis bald,

Hedwig Seipel

www.fengshui-classic.de

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Über Hedwig Seipel 112 Artikel
Hedwig Seipel wandelte 1998 ihr Leben um und machte ihr Hobby - die asiatische Lebensphilosophie - zum Beruf. Nach fundierten Ausbildungen im Feng Shui, Geomantie, Coaching und Training gründete sie eine eigene Praxis. Sie ist Sachbuchautorin, Dozentin, Seminarleiterin und Beraterin.

4 Kommentare

  1. Liebe Frau Seipel,
    Ihre Ausführungen waren sehr aufschlussreich. Ich habe ein Stück Jade gescheckt bekommen, das einen großen Fisch (Karpfen?) darstellt, auf dessen Rücken ein Äffchen sitzt. Hat das etwas Spezielles zu bedeuten?
    Lieben Dank,
    Julie

  2. Finde es immer wieder spannend. ….und bin diesbezüglich sehr neugierig was eine positive Wirkung durch gewisse kleine Veränderungen verändern kann. Vielen Dank. ….Sophia

  3. Vielen Dank für den sehr interessanten Artikel zum Thema „Feng Shui Symbol Fische“. Die Legende mit dem Karpfen kannte ich noch nicht.
    Allerdings möchte ich noch den Fakt hinzufügen, dass das chinesische Zeichen für Fisch (鱼 = yú) so ähnlich klingt, wie das chinesische Zeichen für übrig bleiben/reichlich (余 = yú). Auch das hat zum großen Teil mit dazu beigetragen, dass Fische zum Symbol für Fülle, Wohlstand und Glück geworden sind.
    Herzlichst
    Daniela Schubert
    FENG SHUI & LIVING

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