Unsere Kulturgeschichte ist eine Geschichte der Vereinfachung. Wir können viel daraus lernen. Denn viele Probleme lassen sich lösen, indem man etwas reduziert oder weglässt.
Der Lebensstil unserer Vorfahren war schweißtreibend und zeitintensiv
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag im Jänner ist traditionell eine besinnliche. Zeit, um zurückzublicken und vielleicht auch mehrere Jahre zurückzublättern im Tagebuch oder im Gedächtnis, im Internet oder im Fotoalbum. Themenbereiche wie Nahtoderfahrungen, Rückführungen, Wiedergeburt, Systemaufstellungen und Schamanismus bringen uns ganz direkt mit unserer eigenen Vergangenheit oder mit unseren Ahnen in Kontakt. Wie war es früher? Wie ist es jetzt? Was hat sich geändert? Wie gut waren sie wirklich, die „guten, alten Zeiten“?
Das materielle Zeitalter unserer Großeltern und Urgroßeltern geht zu Ende
Die Großelterngeneration liegt nicht allzu weit zurück. Viele Kinder haben sogar noch lebende Urgroßeltern. Dieser Zeitrahmen ist für jeden überschaubar, wenn man die Vergangenheit beleuchten möchte. Von den Altvorderen lässt sich vielleicht noch ein Stammbaum rekonstruieren, aber ansonsten findet man bestenfalls ein paar Gemälde, Antiquitäten und gestellte Fotografien. Dennoch reichen diese raren Pixel oder Puzzles aus, um ein paar grundlegende Fragen zu beantworten: Das Leben früher war offenbar weder einfacher, noch leichter, weder freier noch selbstbestimmter.
Schmuck und Schnörkel galten als „Qualitätsmerkmale“
Sehen wir uns das alte Design an, die Frisuren, die aufwändigen Trachten und Gewänder, das Schuhwerk und die prunkvollen Fassaden! Früher musste alles verziert sein, um etwas „wert“ zu sein. Man findet Ornamente in Parkett- und Fliesenböden, Stuckleisten in allen Formen und Varianten, Gesimse und Kunst am Bau in Form von skulpturalen Figuren. Verschnörkelte Schmiedeeisengitter vor jedem Kamin, an jedem Fenstergitter und an jeden Gartenzaun. Jeder Suppenteller war mit Blümchen verziert. Jede Tischdecke und jeder Vorhang war mit einem Lochmuster oder einer Stickerei geschmückt. Von der Decke hingen mehrflammige Luster oder Kandelaber mit zahlreichen Schmuckelementen.
Die Kulissenarchitektur der Gründerzeit: außen hui, innen pfui
In der Baugeschichte erlebten wir eine Entwicklung weg von aufwändiger Palastarchitektur ohne Bad und WC – hin zu praktischen, offenen Grundrissen mit bedürfnisorientierter Ausstattung. Es gibt zwar immer noch viele Konsumenten, die Prunk, Pomp und protzige Elemente bevorzugen – notfalls aus Plastik und billigem Styropor. Einfachheit ist jedoch kein Zeichen von Armut mehr, sondern eher von Intelligenz. Der wahre Luxus ist Zeit und Raum. Wer es sich leisten kann, besitzt mehrere Vermiet-Immobilien und widmet sich dem Müßigang.
Not macht erfinderisch
Dass wir es uns immer weniger leisten können, in handgenähten, bodenlangen Trachten herumzulaufen, mit Pferdekutschen durch die Gegend zu traben und täglich drei Stunden allein für das Mittagessen und den Abwasch aufzuwenden, hat damit zu tun, dass wir auf Grund unseres Geldsystems immer mehr verdienen müssen, um über die Runden zu kommen. Während in den 1960er-Jahren ein durchschnittliches Arbeiter-Gehalt genügte und die Frauen zu Hause bleiben konnten, gibt es heute kaum noch schuldenfreie Jungfamilien mit nur einem Einkommen. Dieser systemische Zwang, das Leben zu vereinfachen, fühlt sich wie eine Verarmung an, ist aber in Wirklichkeit ein erheblicher Fortschritt mit großen Chancen. Allerdings werden diese Chancen selten gesehen und genutzt. Die meisten Menschen landen in der Konsum- und Schuldenfalle und können daher keine Freiheiten gewinnen, um ein entspannteres Leben zu führen.
Der eigentliche Fortschritt vollzieht sich relativ unbemerkt
Dass das Leben immer spezieller, komplizierter und hochtechnischer wird, ist nicht der eigentliche Fortschritt. Denn diese Kompliziertheiten sind fast ausnahmslos verzichtbar. Der eigentliche Fortschritt besteht darin, dass wir jährlich lernen, unser Leben zu vereinfachen. Wir müssten den unnötigen Ballast nur abwerfen, um unsere Lebensqualität drastisch zu verbessern. Der Aufwand, den wir zu treiben glauben, um „kultivierte“ Menschen zu sein, existiert eigentlich nur im Kopf. Heute schütteln wir die Köpfe, wenn wir uns vorstellen, wie die Leute früher hausten in ihren hochverzierten Häusern, eng zusammengedrängt, frierend, ohne Warmwasser – aber mit „luxuriös“ gestärken Schürzen, steifen Walkjacken und geflochtenen Haarzöpfen.
Hier können wir in den nächsten Jahren noch viel Materie einsparen …
… und dadurch mehr Lebensqualität und Freiheiten gewinnen! Vor allem können wir auf alle Zwänge und Fremdbestimmungen verzichten, die das Leben gänzlich unnötig erschweren.
- Tierprodukte
- Irrelevanter Medienkonsum
- Kurzlebige Modetrends
- Unnötige Verbrauchsgüter und Prestigeobjekte
- Unwirtschaftlicher PKW-Verkehr. (Alternativen: Öffentlicher Verkehr, Fahrrad, Fahrgemeinschaften, Sammeltaxi – und nicht zuletzt: Mehr Internet-Kommunikation!)
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