Wer Gespenster hört oder sieht, steht vermutlich unter starken psychischen Spannungen. Wie unter Strom. „Poltergeister“ scheinen real zu sein – jedoch nicht in der Art, wie man sich das vorstellt.
Das ist kein ernst zu nehmendes Thema?
Zugegeben: Ich habe noch nie ein Gespenst gesehen. Und bin mit dieser Nicht-Wahrnehmung vermutlich nicht allein. Dennoch gibt es relativ viele Menschen, die von gespenstischen Erfahrungen berichten und überzeugt davon sind, dass es sich um keine Sinnestäuschungen handelt. Muss man an Gespenster glauben, um sie zu sehen? Oder muss man eine bestimmte Anzahl an Grusel-Literatur verschlungen haben, um Zugang zu Jenseitskontakten zu bekommen? Oder genügen vielleicht sogar Erfahrungen im „Gläserrücken“ oder „Tischerlrücken“? Man kann auf jeden Fall nichts wahrnehmen, was man weder registrieren noch einordnen kann. Man benötigt daher eine grundlegende Bereitschaft, so etwas sie Gespenster für möglich zu halten. In Stadtwohnungen ist die Wahrnehmung von abnormalen Erscheinungen grundsätzlich erschwert, weil es nie ganz ruhig oder stockdunkel ist. Ungewöhnliche Lichter, Schatten, Schleier und Geräusche fallen daher nicht auf. Und wer einen gesunden Schlaf hat, nimmt nächtens nicht mal ein Feuerwerk oder ein Gewitter wahr.
Poltergeister sind ähnlich „beliebt“ wie Besetzungen
Erstaunlich viele Menschen leiden an einem gewissen Verfolgungswahn und glauben, besetzt zu sein, verhext zu sein oder unsichtbare Mitbewohner zu haben. Diese Vorstellungen sind vielleicht nicht ganz abwegig, denn die meisten Menschen haben Parasiten im Darm, leiden an unbeherrschbaren Süchten und rasten zumindest gelegentlich aus – wie wenn wie von einem Teufel geritten würden. Wenn wir emotional aufgebracht sind, scheinen Dämonen ein besonders leichtes Spiel zu haben. Wir geraten „außer uns“ und verlieren vorübergehend die Kontrolle über unser Denken und Fühlen.
Natürliche Ursachen für Fall- und Poltergeräusche
Bevor man den Teufel an die Wand malt, sollte man nach natürlichen Ursachen fragen. Selbst wenn binnen Minuten mehrere Glühbirnen durchbrennen, kann es ein einfache Erklärung geben: Herkömmliche Glühbirnen, die gleichzeitig ausgetauscht wurden, brennen gleichzeitig durch, weil sie so konstruiert sind, dass sie genau ein Jahr lang halten.
1) Bauteile stehen unter thermisch bedingten Spannungen. Dass Kunststofffenster gelegentlich knacken und Holzböden knarren oder ächzen, ist ganz normal.
2) Auch in locker befüllten Abfalleimern kann Krach entstehen, wenn der Inhalt an einer Stelle nachgibt.
3) Schlampig aufgehängte Kleider können vom Bügel oder vom Haken rutschen.
4) Ein leichter Luftzug durch Fensterspalten genügt, um Blätter von Zimmerpflanzen zu bewegen oder Papierblätter flattern zu lassen.
5) In Häusern mit mangelnder Trittschalldämmung hört man ohne weiteres Schritte und Stoßgeräusche aus Nachbarwohnungen.
6) Vögel, Käfer und andere Flugtiere können gegen die Fensterscheiben prallen.
7) Regen, Wind, Sturm und Hagel können eine Menge Krach verursachen. Und wann ist es komplett windstill?
8) Möglicherweise ist ein Nachbar wach, treibt sich auf dem Balkon herum und lässt etwas fallen?
9) Hat sich ein Vogelpaar im Dachboden eingenistet?
10) Wurde am Parkplatz eine Autotür zugeschlagen?
11) Klopft jemand Schnitzel im Haus?
12) Kann der Lärm von Kindern oder Haustieren herrühren?
13) Hat sich ein leichtes Erdbeben ereignet?
14) Ist ein Schrank (oder eine Truhe) aus dem Leim gegangen?
15) Ist eine Tür nicht fest verschlossen und flattert daher im Luftzug?
16) Ist irgendein Kunststoffteil spröde geworden und abgeplatzt?
17) Ist ein Rucksack umgekippt?
18) Hat ein Nachbar eine Leuchte aufgedreht, die Schatten erzeugt?
19) Sind womöglich Schädlinge im Haus? Ratten? Schaben? Nattern? Mäuse? Oder in der Garage? Oder im Keller? Oder im Garten?
20) Schnarcht vielleicht jemand oder grunzt im Schlaf?
Was sagt die Wissenschaft dazu?
Eberhard Bauer, Diplompsychologe am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg, untersuchte Poltergeist-Phänomene mit wissenschaftlichen Methoden. Das überraschende Ergebnis: Die Phänomene treten nicht ortsabhängig auf, sondern personenabhängig. Das bedeutet, dass die Geräusche an eine Person gebunden sind, die entweder in Resonanz mit den Geräuschen steht oder sie selbst auslöst. Wird die Person an einen anderen Ort übersiedelt, verschwinden die Störungen am bisherigen Ort und treten stattdessen am neuen Ort auf. Die Person, die den Spuk auslöst, wird als „Fokusperson“ bezeichnet. Es ist möglich, Gegenstände ohne Berührung in Bewegung zu setzen, wenn ein Mensch emotional stark geladen ist. Verdrängte Emotionen haben derart viel Energie, dass dass sie nicht nur den Menschen selbst, sondern auch sein Umfeld verformen können. Man nennt dieses Phänomen „Spontane Psychokinese“.
Quellen: Der Poltergeist geht um Poltergeister
Fazit
Um dem Rätsel auf die Spur bekommen, empfiehlt es sich:
1) die natürliche Geräuschkulisse genau zu beobachten und
2) auch die eigenen Emotionen und deren Auswirkungen genau zu beobachten.
Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass ein ausgeglichener Mensch Gespenster wahrnimmt, die weder natürlichen Ursprungs sind noch mit starken Emotionen zusammenhängen.
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