Hydrokultur und ähnliche Pflanzsysteme

Wasserkultur, Hydroponic, Wicking, Docht-Systeme und Selbstbewässerung sind nur einige Stichworte, die mit Pflanzenzucht-Systemen zu tun haben, die ohne Erde auskommen.

Bei diesem System ist sogar die Beleuchtung integriert. Foto: I am R.  / flickr CC BY 2.0
Bei diesem System ist sogar die Beleuchtung integriert. Foto: I am R. / flickr CC BY 2.0

Warum sollte man auf Erde verzichten?

Die Pflanzenaufzucht ohne Erde hat vier entscheidende Vorteile:

1) Schädlinge finden keinen Unterschlupf

2) Dank Wasserstandsanzeiger muss man sich seltener um das Gießen kümmern. 3-4 Wochen Urlaub sind durchaus möglich, wenn man den Wasser-Behälter bis zum erlaubten Maximum anfüllt.

3) Der Nährstoffgehalt lässt sich relativ genau überwachen.

4) Das Substrat aus Blähton oder mineralischem Stoffen bleibt lange stabil und muss sehr selten erneuert werden.

Besonders gut sind Pflanzen-Arten geeignet, die von Natur aus viel Feuchtigkeit mögen. Aber auch manche Sukkulenten-Arten sind einen Versuch wert. In gewöhnlichen Gartencentern sind herkömmliche Hydrokulturen kaum noch zu finden. Es gibt aber viele neuartige Systeme, die mit Speicherkammern, Dochten oder Saug-Vliesen ausgestattet sind. „Selbstbewässserung“ ist hier ein Schlüsselwort, wenn man nach Angeboten sucht. Allerdings sind viele Bewässerungshilfen nicht speziell für Wasserkultur, sondern auch für Erdballen konzipiert.

Hydrokultur mit Tonkugeln

Hydrokultur bedeutet so viel wie Pflanzenhaltung in Wasser statt Erde. Obwohl die meisten Zimmerpflanzen keine nassen Füße vertragen und Staunässe daher vermieden werden sollte, ist es möglich, sie quasi wie in Vasen zu halten, wenn einige Voraussetzungen erfüllt sind.

1) Die Pflanzen müssen für Hydrokultur geeignet sein oder besser noch: in Hydrokultur aufgezogen worden sein..

2) Wer herkömmliche Pflanzen auf Hydrokultur umstellen möchte, muss alle Erdreste entfernen und die Wurzeln nackt spülen. (Ja, man nennt das tatsächlich „wurzelnackt“ im Fachjargon.)

3) Hydrokultur funktioniert nicht ohne Flüssigdünger, denn es gibt keine Erde, die Nährstoffe abgeben könnte. Die Tonkugeln dienen nur zur Stabilisierung und als Wasserspeicher.

Die Pflanzen stehen – im Gegensatz zu anderen Systemen – direkt im Wasser. Es gibt zwar meistens einen löchrigen Einsatz für den Ballen, aber keinen doppelten Boden und keinen Wasserspeicher unterhalb des Topfes. Der Topf muss natürlich wasserdicht sein und besteht daher meistens aus Kunststoff. Die Auswahl an Hydrokultur-Töpfen ist nicht gerade riesig und das mag ein Grund sein, warum sie wenig begehrt sind. Die Optik erinnert zu sehr am Beamtenstuben und passt in kein stylisches Ambiente.

Pflanzsysteme mit Steinwolle

Mineralwolle ist kein organisches Material und enthält daher keine Krankheitskeime. Es dient wie die Tonkugeln zur Stabilisierung, während die Nährstoff-Versorgung mittels Nährlösungen erfolgt. Wer also zufällig noch Mineralwolle-Reste übrig hat – zum Beispiel nach einer Renovierung – findet hier eine Verwertungsmöglichkeit. Es gibt spezielle Pflanz-Würfel in verschiedenen Größen zu kaufen, in denen das Pflanzloch bereits ausgenommen ist. Sie werden vor allem für die Anzucht im professionellen Gartenbau verwendet.

Docht-Systeme – auch Wicking genannt

Hier wachsen die Pflanzen nicht direkt im Wasser, sondern in einem normal feuchten Behälter. Das Wasser steht in einem Hohlraum unter dem Wurzelballen und wird mit einem Docht, einem Kapillarstab oder einer saugfähigen Vliesmatte nach oben geleitet. Das Substrat kann aus einem Blähgestein oder aus gewöhnlicher Erde bestehen. Je nachdem, wie viele Dochte im Einsatz sind, ist die Wasserzufuhr eher gering oder stärker. Mit dem Einsatz von flächendeckenden Vliesen wird so viel Wasser nach oben gesaugt, dass das Substrat komplett durchnässt wird. Diese fast sumpfigen Verhältnisse sind nur für Pflanzenarten geeignet, die einen sehr hohen Wasserverbrauch haben. Ansonsten kann in Kombination mit Erde leicht Fäulnis entstehen. Der Vorteil bei diesen Systemen ist, dass eine Belüftung der Wurzeln möglich ist – sofern die Töpfe eine Luftzirkulation erlauben. Normalerweise ist im „Übertopf“ ein Luftloch vorhanden und an den Innentöpfen befinden sich seitlich Luftschlitze am Boden. Es gibt leider auch Töpfe im Handel, bei denen diese Öffnungen fehlen. Vor allem bei dicht anliegenden Einsatz-Töpfen gibt es dann keine Möglichkeit, Luft an die Wurzeln zu bringen.

Selbst gebaute Selbstbewässerung ohne Erde

Wenn man das Prinzip verstanden hat, gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit saugfähigen Substraten und doppelten Behältern, Systeme für die Pflanzenzucht zu bauen. Dochte und Wasserstandsanzeiger sind separat erhältlich. Hier sind vor allem die Videos von Detlef Römisch zu empfehlen, der sich intensiv und kreativ mit der Zimmerpflanzen-Anzucht beschäftigt. Und so zum Beispiel kann ein selbst gebautes System aussehen, das aus zwei übereinandergestapelten Kübeln besteht: Pflanzsystem mit Wasserdepot

Beitrag teilen:
Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*