Tugend, Schicksal und Feng Shui gehören in China zusammen

Feng Shui alleine macht nicht glücklich. Unglücklich aber auch nicht. Anhand einer chinesischen Legende wird deutlich, warum Feng Shui in China nur in Verbindung mit Tugend und Schicksal zu verstehen ist.

"Lofty Mount Lu", Shan Shui Gemälde aus der Ming-Dynastie: Tinte und Farbe auf Papier, Shen Zhou (1427 - 1509)
„Lofty Mount Lu“, Shan Shui Gemälde aus der Ming-Dynastie: Tinte und Farbe auf Papier, Shen Zhou (1427 – 1509)

In vielen Regionen Chinas übte Feng Shui seit jeher eine starke Faszination auf die Menschen aus. Der daoistischen Lehre zufolge lassen sich schon durch kleinere Änderungen neue Energieflüsse schaffen und sich der Lebensweg in eine bessere Richtung lenken. Doch auch in der chinesischen Kultur ist Feng Shui nicht das allerwichtigste. Die Tugend und das Schicksal sind als wichtige Komponenten des persönlichen Glücks mit von der Partie, wie folgende kleine Legende zeigt:

Im alten China nannte man Menschen, die sich mit der Lehre des Feng Shui auskannten und damit ihr Auskommen bestritten, nur „Herr Feng Shui“. Einer dieser Herren wusste viel über Feng Shui und hatte dadurch einigen Stolz entwickelt. Er dachte sogar, dass Feng Shui so wichtig sei, dass es noch über dem Schicksal stehen müsse.

Als dieser Herr Feng Shui nun einmal auf einer weiten Reise war, fand er sich erschöpft, müde und durstig in einem Landstrich wieder, den er nicht kannte. Nur ein Haus war in der Nähe. Der Herr Feng Shui schleppte sich zu dem Haus und traf im Vorgarten des Hauses auf eine Frau. Er keuchte und schwitzte stark und bat die Frau um ein Glas Wasser. Die Frau sagte ihm, er solle warten, und verschwand. Herr Feng Shui wartete und wartete, der Durst brachte ihn fast um. Als die Frau schließlich zu ihm kam, hatte sie nur ein Schälchen mit Wasser dabei, und das war sogar noch mit Spreu bedeckt. Herr Feng Shui musste den Spreu erst umständlich von der Schalte pusten und war darüber sehr verärgert. Er konnte nur langsam trinken. Währenddessen dachte er darüber nach, wie er die Frau für ihr Verhalten bestrafen konnte.

Listig sah er eine Stelle, die negative Feng Shui Energie ausstrahlte. Als die Frau mit einer weiteren Schale zu ihm kam, die wieder mit Spreu bedeckt war, bedankte er sich für das Wasser, zeigte dann auf eine Stelle und sagte, er sei ein Meister des Feng Shui und als solcher wolle er sich für die Gastfreundschaft revanchieren. Dieser Ort dort drüben eigne sich hervorragend für ein Bauvorhaben. Wenn die Frau dort baue, werde sie Wohlstand und Glück erlangen. Die Frau bedankte sich und beschloss, dem Vorschlag von Herr Feng Shui zu folgen.

Die Umgebung beeinflusst den Chi-Fluss: Mit Feng Shui lässt es sich gezielt lenken
Die Umgebung beeinflusst den Chi-Fluss: Mit Feng Shui lässt es sich gezielt lenken (Foto: Brian Jeffery Beggerly)

Als dieser zwei Jahre später wieder an den Ort zurückkam, staunte er. Dort stand ein prächtiges Haus mit Hühnern und Enten. Erneut traf er die Frau im Vorgarten an. Sie ging auf ihn zu und bedankte sich für seinen weisen Rat. Da sagte ihr Herr Feng Shui die Wahrheit, dass es ihn damals verärgert habe, so lange auf das Wasser warten zu müssen. Außerdem sei es noch mit Spreu bedeckt gewesen. Deshalb habe er ihr einen eigentlich schlechten Platz empfohlen.

Die Frau erklärte ihm nun, er sei damals erhitzt gewesen, und hätte er kaltes Wasser hastig getrunken, wäre ihm das schlecht bekommen. Also habe sie ihn lange warten lassen und ihm dann Wasser mit Spreu gebracht, das ihn dazu gezwungen habe, langsam zu trinken. Dies alles habe nur seinem Wohl gedient.

Da erkannte Herr Feng Shui, dass die Frau so tugendhaft war, dass ihr das Schicksal und die Götter wohlgesonnen wären, egal an welchem Ort sie ihr Haus auch bauen würde. Und dadurch erkannte er, dass Schicksal und Tugend noch vor dem Feng Shui stehen.

Quelle:

www.epochtimes.de – Kultur in China: Feng Shui ist wichtig aber nicht entscheidend

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Über Long Wang 326 Artikel
Meister Long Wang ist seit 2007 Teil des Everyday Feng Shui Redaktionsteams und bereichert seither als Experte für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) mit seiner fernöstlichen Perspektive auf die Welt unsere Plattform. Zu erreichen ist er unter l.wang@everyday-feng-shui.de

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