In Deutschland hergestellte Produkte sind bei Chinesen besonders beliebt. Als Wegbereiter dieser Entwicklung gilt die deutsche Automobilindustrie. Mittlerweile beeinflusst dieser Trend aber auch den chinesischen Immobilienmarkt.
Die Umfrage einer Beratungsfirma unter Chinesen hat ergeben, dass Waren „Made in Germany“ im Reich der Mitte höher im Kurs stehen als Produkte der Konkurrenz aus Frankreich, den USA, Japan oder Korea. Während chinesische Kultur in Form von Tai Chi, Qigong oder Feng Shui bereits seit Anfang der 90er Jahre der Exportschlager hierzulande ist, sind es nun hochwertige deutsche Produkte, die für immer mehr Chinesen erschwinglich werden und auf diese Weise dem Kulturexport in der Gegenrichtung den Weg bahnen.
Bereits in den Beiträgen zu Weihnachten in China sowie zum Thema Feng Shui Weinberge wurde deutlich, dass der wachsende Lebensstandard in China, Konsum und kultureller Austausch mit Wirtschaftspartnern eng miteinander verzahnt sind. Was die Erschwinglichkeit deutscher Produkte auf dem chinesischen Markt betrifft, so ist es bisher nur einer kleinen Elite reicher Chinesen vorbehalten, vor Berufskollegen, Freunden oder Verwandten mit dem Mercedes unter den „Made-in-…“-Labeln zu protzen. Deutsche Waren gelten nämlich in China als Statussymbol.
Wegbereiter dieser Entwicklung ist, wen verwundert es, die deutsche Automobilindustrie. Westlicher Lebensstandard und das Gefühl von Freiheit sind eng verbunden mit der wachsenden Mobilität vieler Menschen in der Volksrepublik. Wer einen PKW sein Eigen nennen kann, „der hat es geschafft“. Die meistverkaufte Automarke in China ist VW, das neue Wohlstandsglück des gehobenen Mittelstands. Der Goldstandard unter wohlhabenden Chinesen und zugleich das deutsche Image prägend sind die Marken Mercedes, BMW und Porsche.
Dass sich gerade deutsche Automobilmarken einer ausgesprochenen Beliebtheit erfreuen, liegt aber nicht allein an der Qualität der Produkte. Anders als Amerikaner oder Japaner haben die Deutschen im historischen Gedächtnis der Chinesen keine negativen Eindrücke hinterlassen. Selbst die Kolonialisierung der ostchinesischen Küstenstadt Tsingtao 1897 durch Kaiser Wilhelm wird bei den Chinesen heute unter „Entwicklungshilfe“ verbucht. Schließlich bauten die Deutschen Chinas erste Brauerei, die bis heute als die größte des Landes gilt.
Deutschland ist hinter den USA, Japan, Südkorea und Taiwan Chinas fünftwichtigster Handelspartner. Chinesische Waren im Wert von 42 Milliarden Euro kauften die Deutschen im Jahre 2008, während Exporte aus Deutschland nach China allein 5% des gesamten deutschen Außenhandels ausmachen. Das entsprich 40 Milliarden Euro. Neben der Automobilindustrie ist Deutschland insbesondere in den Sektoren Chemie, Anlagen- und Maschinenbau stark vertreten. Doch auch die Immobilienbranche profitiert von „deutscher Technik“.
Der Quadratmeterpreis von Wohnungen in Peking hat sich seit Ende der 90er Jahre alle vier bis fünf Jahren verdoppelt. Findige chinesische Unternehmer nutzen dies aus, indem sie Wohnungen in großem Stil kaufen und einfach abwarten, bis eine ordentliche Wertsteigerung erreicht ist. Anschließend werden die Immobilien weiterveräußert. Dieser Wertsteigerungsprozess kann deutlich beschleunigt werden, indem die Wohnungen renoviert und mit „deutscher Technik“ ausgestattet werden.
Die chinesische Bauqualität ist oft so miserabel, dass mit erstklassig renovierten Wohnungen ein ordentlicher Aufpreis verlangt werden kann. Qualitätsmerkmal einer hochwertigen Renovierung sind zum Beispiel Fenster der Marke „Deguo Xuge“. Dies bedeutet so viel wie „Deutsches Sonnenstrahlenmuster“ und ist der chinesische Name der Traditionsfirma Schüco. Auch eine moderne Küche der Marke SieMatic fördert den Verkaufswert einer Immobilie und sorgt bei der Besichtung dafür, dass sich die meisten chinesischen Käufer auf den ersten Blick in die Wohnung verlieben.
„Deutsche Technik“ und entsprechende Produkte erobern also dank des positiven Images sehr erfolgreich den chinesischen Markt. Und die Zahl der Chinesen, für die diese Waren erschwinglich werden, wächst beständig. Über eine Million Dollarmillionäre soll es in der Volksrepublik bereits geben. Man stelle sich das einmal vor: Die Elite unter den 1,3 Milliarden Chinesen gestalten ihre Wohnungen oder Häuser nach Feng Shui und verwenden dafür deutsche Baumaterialien und deutsches Mobiliar. Good Feng Shui, „Made in Germany“, na wenn das keine positiven Zukunftsaussichten sind… ;)
Wie denkt ihr über diese Entwicklung? Wart ihr schon mal in China und könnt diese Tendenz bestätigen?
Quellen:
handelsblatt.com – Markenimage: Deutsch ist geil
teletrader.com – China: Zunehmende Bedeutung des Binnenkonsums
sueddeutsche.de – Zocken auf chinesisch
Ich finde es gut, dass deutsche Produkte nach China verkauft werden. Das wird auch dem Export in Zukunft kennenlernen und das chinesisch-deutsche Verhältnis verbessern