„Was ist eigentlich ein Kraftort?“ – Diese Frage sollte vor allem in Geomantenkreisen leicht zu beantworten sein, so meint man. Ist doch das geflügelte Wort vom „Kraftort“ oder „Kraftplatz“ in der Geomantie allgegenwärtig. Offenbar ist eine Definition hier aber ebenso schwierig wie subjektiv.
Eine kleine Umfrage bei Facebook zum Begriff Kraftort brachte wenig Übereinstimmung. Immerhin 58 Stimmen wurden abgegeben, vorwiegend von Personen, die sich selbst im Interessengebiet der Geomantie bewegen, wobei es erlaubt war, mehrere Antworten anzugeben und auch eigene Definitionen einzustellen. Die vier häufigsten Antworten auf die Frage „Was ist eigentlich ein Kraftort?“ waren: „Ein Ort, der nach innen und/oder außen pulsiert und besondere Impulse abgibt“ (8 Stimmen), „Ein historisch, geistig, emotional und rituell aufgeladener Platz“ (8 Stimmen), „Ein Ort, an dem das Physische, Ätherische und Geistige gleich präsent sind“ (7 Stimmen) und „Ein Spiegel des Zusammenwirkens zwischen Mensch und Natur“ (5 Stimmen). Die anderen Stimmen verteilten sich auf 15 weitere Antworten.
Der Umfrage zufolge ist ein Kraftort eher eine individuelle Wahrnehmungsfrage, als eine spezifische Ortsqualität, also schlicht die Frage, ob mich ein Ort anspricht oder eben nicht. Dies wird zudem dadurch bekräftigt, dass die einzige vorgegebene Antwort, die auf objektiven Parametern beruht, keine einzige Stimme erhielt: „Ein Ort, an dem physikalisch messbare Anomalien zu finden sind“. Dabei haben die Arbeiten des Geomantie-Experten und ehemaligen Herausgebers des „Ley-Hunters“, Paul Devereux“, durchaus genau dies gezeigt.
In seinem Buch „Places of Power“ zeigt er detailliert auf, dass es an alten Kultplätzen in Britannien nur so von Physikalischen Anomalien wimmelt: Das Erdmagnetfeld ist gegenüber der Umgebung deutlich erhöht oder herabgesetzt, die Plätze weisen deutlich höhere Radioaktivität als die Umgebung auf, es kommt zu Besonderheiten bei spezifischen Ultraschallereignissen usw. Auch radiästhetische Definitionen wie die der „grand dame“ der Radiästhesie, Blanche Merz, Orte nach der Höhe ihrer sogenannten Boviswerte einzuordnen, bekamen wenig Zustimmung. Nur 2 Teilnehmer stimmten einer solchen Definition zu.
Deutlich wird die Individualität der Wahrnehmung eines Kraftplatzes ebenso durch die Aussage „Eigentlich kann jeder Ort ein Kraftort sein. Keine äußere Besonderheit“, die immerhin 3 Stimmen (5% der abgegebenen Stimmen!) erhielt.
Der Kraftort – nur eine Aussage darüber, was Orte in uns bewirken können? Oder doch auch äußerliche Besonderheiten, die dies im Innern auslösen können? Eines zeigte die Umfrage: Bei Schlagworten ist Vorsicht geboten, denn oftmals versteht jeder etwas völlig anderes darunter…
Über den Autor
Stefan Brönnle ist Landschaftsökologe und Geomant. Er gibt sein Wissen in Büchern, Publikationen und Seminaren weiter (www.inana.info)
Darüber hinaus arbeitet er als geomantischer Berater und Gestalter für Privatpersonen, Firmen und Kommunen. (www.stefan-broennle.de)
Tatsächlich gibt es Plätze auf der Welt, die durch Ihre wundersame Energie verzaubern – siehe z.B. Karpacz – eine Bergstadt in Polen, in der das Auto bergauf fährt, ohne Motor. Es ist wahr!