Neue Baustoffe aus Hanf: Hanfbeton und Hanfplastik

Hanf ist unglaublich vielseitig und hat noch sehr viel Potential. Es sind sehr interessante Materialien im Kommen, die das Bauen revolutionieren können.

So sieht ein Feld mit Nutzhanf aus. Foto: Maja Dumat / flickr CC BY 2.0
So sieht ein Feld mit Nutzhanf aus. Foto: Maja Dumat / flickr CC BY 2.0

Baustoffe der Zukunft?

Hanf wächst zirka fünfzig mal schneller als Holz und besteht aus kräftigen Fasern mit einem hohen Zellulose-Anteil von 77%. Die Pflanze kann nicht nur für Faserstoffe genutzt werden, sondern auch der Rest von den Stängeln – die sogenannten Schäben – haben es in sich. Hanffasern werden bekanntlich für Textilien, Seile und Dämm-Materialien verwendet. Durch den Anbau und die Nutzung von Hanf statt Holzplantagen werden unsere Wälder geschont. Bis jetzt ist der Rohstoff noch relativ rar und daher teuer. Daher ist es wünschenswert, dass die Legalisierung von Hanf fortschreitet, damit Hanfprodukte auch preislich interessant werden.

Hanf als Plastik-Ersatz

Hanf-Plastik ist ein Bio-Kunststoff auf Hanfbasis. Er hat ein geringes Gewicht und ist biologisch abbaubar. Die Spielzeugfirma Lego will angeblich die gesamte Produktion auf Hanfplastik umstellen. Die Herstellung von Kunststoff aus Hanf hat bereits eine lange Geschichte. Henry Ford ließ im Jahr 1941 ein komplettes Fahrzeug auf Hanf-Kunststoff bauen. Sein „Plastic hemp car“ war zwar nur mäßig erfolgreich, inspirierte jedoch weitere Autohersteller, Hanf in die Produktion zu integrieren.

Kompostierbare Blumentöpfe aus Hanf

Blumentöpfe, die übewiegend aus Nutz-Hanf bestehen sind eine Alternative zu Töpfen aus Kokosfasern. Als Bindemittel wird Lignin verwendet, das aus Holz gewonnen wird. Das Material kann wie Plastik verarbeitet werden. Die Töpfe bestehen zu 98% aus nachwachsenden Rohstoffen plus 2 % Sand und Kalk, erklärt ein Erfinder und Hersteller. Seine Töpfe sind weniger elastisch verglichen mit herkömmlichen Blumentöpfen, aber ausreichend robust. Man kann sie mitsamt den Pflanzen in die Erde stecken, weil sie alsbald verrotten. Binnen zwei Jahren sollte sich der Topf restlos aufgelöst haben und die Wurzeln können sich ungehindert ausbreiten. Ein Nachteil ist, dass das Material so spröde ist, dass es leicht bricht. Dieser Nachteil ist jedoch zugleich ein Vorteil, wenn man die Verrottung miteinkalkuliert und sich dadurch Arbeitszeit erspart. Inzwischen ist bereits ein Produkt namens HANFi auf dem Markt, das einen geringen Anteil an Harz und Glukose beinhaltet. Es ist zu hundert Prozent biologisch abbaubar und verrottet binnen ein bis zwei Jahren.

Hanf-Baustoffe der Uckermark eG

Ein Vorreiter in Sachen Hanf-Baustoffe ist die HANFFASER Uckermark eG in Prenzlau. Neben diversen Dämmstoffen wird hier auch Hanflehm angeboten in Form von Hanf-Stampflehm für Lehmwände und Hanf-Lehmputz mit wärmedämmenden und akustischen Eigenschaften. Hanf- und Lehmbaustoffe erlauben ein diffusionsoffenes Bauen ohne Folien.

Hempcrete, Hanfbeton wie im alten Ägypten

In Frankreich sind Experimente bereits seit den 1990er Jahren bekannt. Im Jahr 2008 wurde ein Patent für Hanfbetone angemeldet vom Erfinder Michel Rizza aus Le Perreux-sur-Marne. Mittlerweile gibt einen namhaften Hersteller für Hanfbeton in Frankreich namens „Chanvribloc“, sowie einen weiteren Hersteller in Belgien: „Isohemp“. Im deutschen Sprachraum ist die Firma „alpin lime products“ in Pfaffenhofen zu nennen. Der Verkauf erfolgt über das Naturbauhaus.de in Schwerin. Die Firma Schönthaler OHG hat ihren Sitz in Italien und ein Büro in der Schweiz. Beratung findet man bei der Firma Hempstatic.

Hanfkalksteine:

Naturbauhaus: https://naturbauhaus.de/

Isohemp: https://www.isohemp.com/de

Le bloc de chanvre: http://chanvribloc.com/

Schönthaler Betonsteinwerk : https://www.hanfstein.eu/home-deutsch/hanfbeton/

Hempstatic: http://www.hempstatic.at/

Die Vorteile von Hanfbeton

Man nimmt an, dass der Naturbeton sogar belastbarer ist als gewöhlicher Zementbeton. Meist wird er jedoch nur für nichttragende Konstruktionen eingesetzt, weil Rechenwerte und Zulassungen fehlen. Hanfbeton besteht nur aus Hanfschäben, Kalkbinder und Wasser. Die betonähnliche Masse, die durch das Anmischen mit Wasser und Roman-Kalk entsteht, kann in Ziegel-Formen gegossen werden, um Ziegelsteine zu erhalten. Man kann sie jedoch auch in Holzschalungen füllen wie herkömmlichen Beton oder direkt an der Wand anbringen. Die fasrige Struktur erinnert an Heraklith-Baustoffe. Wände aus Hanfbeton sind feuchtigkeitsregulierend und feuerbeständig, wärmedämmend und wärmespeichernd. Außerdem haben sie ein wesentlich geringeres Gewicht verglichen mit Kiesbeton.

Seminare und Literatur über Hanfbeton

  • Leitfaden zum Bauen mit Hanfkalk von Rachel Bevan, Chefarchitekt bei Rachel Bevan Architects und Tom Woolley, Professor für Architektur am Centre for Alternative Technology und Vorsitzender der britischen Hemp Lime Construction Products Association.
  • Ein englischsprachiges Buch ist von William Stanwix erhältlich. Es trägt den Titel „The Hemcrete Book: Designing an Building with Hemp-Lime (Sustainable Building)“.
  • “Bio-aggregate-based Building Materials: Applications to Hemp Concretes (English Edition)“ von Sofiane Amziane und Laurent Arnaud.
  • “Essential Hempcrete Construction: The Complete Step-by-Step Guide (Sustainable Building Essentials Series)” von Chris Magwood
  • Tom Woolley gibt Workshops im S-House in Böheimkirchen, Niederösterreich.
  • In Bayern bietet Wolf Jordan Workshops an.Ende Juni 2019 fand eine Veranstaltung im München statt mit dem Titel „Bauen mit Hanfkalk“.

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Irmgard Brottrager, Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur,

Ganzheitliche Raum-Gestaltung und Europäisches Fengshui 

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Literatur-Übersicht

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Über Irmgard Brottrager 833 Artikel
Irmgard Brottrager ist Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur. Sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Themen, die mit dem Menschen und seinem Umfeld zu tun haben. Irmgard erreicht ihr unter i.brottrager@everyday-feng-shui.de

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