In 90% der Fälle hat man bei Planungen mit Platzmangel zu kämpfen, doch es gibt auch Wohnungen, die fast zu groß sind. Um sie bis in die letzte Ecke mit Leben zu füllen und auch gemütlich zu machen, sind Ideen gefragt.
Die Planung beginnt bei der Aufteilung der Räume und Zuordnung von Funktionen. Bei der hier vorgestellten Umgestaltung einer Altbauwohnung in der Obersteiermark kam das Elternschlafzimmer im ehemaligen Wohnzimmer zu liegen und ein Kinderzimmer im ehemaligen Elternzimmer. Die früher kleinen Kinderzimmer wurden zu einem neuen großen Wohnraum zusammengefasst. Die Ruheräume sind jetzt alle nordseitig angeordnet und deutlich größer als notwendig. Nun galt es, die vielen Quadratmeter mit Leben zu füllen – aber nicht mit Überfülle, sondern mit einer reduzierten Formensprache.
XXL-Familienbett und Kinder-Sprungmatte
Am größten ist das Elternschlafzimmer mit üppigen 37 Quadratmetern. Die jungen Bauherren wünschten sich ein XXL-Familienbett, in dem auch die drei Kleinkinder Platz haben. Da Matratzen und Bettwäsche nicht in unbegrenzter Breite erhältlich sind, entschied man sich für eine 240 cm breite Bettstatt, die von einer Tischlerei angefertigt wurde und zwei Matratzen mit je 120 Zentimetern umfasst. Der Spalt zwischen den Matratzen wird mit einem Ritzenfüller (auch „Liebesbrücke“ genannt) überwunden. Spannlaken gibt es bis 220 Zentimeter Breite, die sich auf 240 Zentimeter dehnen lassen. Die Kinder haben sehr schnell noch weitere Qualitäten des Maxi-Bettes entdeckt. Sie klettern mit Vorliebe über die Nachtkästchen auf die Truhen hinter dem Betthaupt, um von dort auf die Matratzen zu springen. Was gibt es auch Schöneres als zu dritt im Bett herum zu hüpfen?
Reichlich Stauraum hinter dem Bett und in zwei Ankleide-Kabinen
Da nicht nur im Bett, sondern auch rund um das Bett herum genug Platz ist, wurde hinten und seitlich ein schöner Verbau gemacht mit hölzernen Truhen, die zugleich als Lehnen dienen. Die niedrigeren Nachtkästchen sind genau eingepasst und auf die Gliederung des angrenzenden Schrankraumes abgestimmt. Ein zweiter Schrankraum befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite. Beide sind U-förmig mit Ablagen eingerichtet und bieten jede Menge Platz für Kleidung und Wäsche. Zur Belichtung dienen umlaufende Oberlicht-Bänder aus Glas, die an der Ecke rahmenlos ausgeführt wurden. Die Buchenholz-Wände sind weiß lasierend geölt – so wie alle neuen Einbaumöbel in der Wohnung. Die Erschließung erfolgt über je eine doppelflügelige Schiebetür. Der kurze Gang, der sich zwischen den beiden Kabinen bildet, ist leicht konisch geformt, so dass der Raum sich zum Bett hin weitet, wenn man von Wohnzimmer kommt. Eine weitere Tür führt zum benachbarten Kinderzimmer und weiter zum Badezimmer, wenn man nicht über das Wohnzimmer gehen möchte. Diese Tür wird auch genutzt, wenn die Kinder von ihren eigenen Bettchen ins Familienbett schlüpfen.
Persönlicher Schreibplatz zum Festhalten von Träumen und Wünschen
Der Elternschlafraum beherbergt noch eine dritte Funktion. Und zwar wurde gegenüber vom Bett ein langer Schreibtisch samt Oberschrank eingebaut. Dieser Platz ist nicht zum Arbeiten gedacht, sondern für Konzeptionen und private Korrespondenz. In der Nacht hat man ja oft die besten Einfälle, die man zu Papier bringen möchte. In den Kästchen über dem Tisch befinden sich unter anderen Accessoires und Modeschmuck-Sachen. Statt vorstehenden Griffen sind überall ovale Griffmuscheln eingelassen. Das alte Eichenparkett wurde belassen, neu abgeschliffen und geölt.
Team 7 – Vollholzmöbel für die Kinder
Das größere der beiden Kinderzimmer misst 28 Quadratmeter und war schon immer so groß. Derzeit ist es mit zwei Kinderbettchen und einem breiteren Bett bestückt. Das zweite Zimmer wird als Mehrzweckraum genutzt. Die umweltbewussten Bauherren entschieden sich, ihre alten Vollholzmöbel vom „Team 7“ weiter zu verwenden. Nachdem sie eigenhändig abgeschliffen und frisch geölt wurden, sehen sie wieder aus wie neu und werden von den Kindern bestens angenommen. Aber auch das runde Milchglas-Fenster in der Wand zur Diele begeistert die Kleinen. Es ist hauptsächlich zur indirekten Belichtung der fensterlosen Diele gedacht, dient nun aber auch als Dämmerlicht für das Kinderzimmer.
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Irmgard Brottrager, Dipl.Ing. für Architektur und Innenarchitektur,
Ganzheitliche Raum-Gestaltung und Europäisches Fengshui
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