Somatische Intelligenz: Bei Diäten auf den Körper hören

Von Diäten und ihren Versprechen einer dauerhaft schlanken Figur halte ich gar nichts. Mein Mitgefühl gilt den Frauen (und Männern), die sich regelmäßig damit quälen und anschließend am sogenannten Jojo-Effekt leiden. Richtig froh bin ich dagegen über den neueren ernährungswissenschaftlichen Ansatz der somatischen Intelligenz. Der besagt, dass uns der Körper zeigt, welche Nahrung er braucht.

ie meisten Diät-Ziele sind langfristig betrachtet für viele Menschen einfach unerreichbar oder besser: unhaltbar Die meisten Diät-Ziele sind langfristig betrachtet für viele Menschen unerreichbar oder besser: „unhaltbar“ (Foto: nist6dh / Flickr)

Schon als ich als Kind die ersten Illustrierten durchblätterte, erfuhr ich vom Prinzip und der augenscheinlich großen Bedeutung der Diät. Schlankheitskuren in allen Variationen wurden in den bunten Blättern angepriesen und mit Fotos hübscher, schlanker Frauen bebildert. Mal sollten nur Kohlenhydrate, mal hauptsächlich Ballaststoffe, dann wieder nur eiweißhaltige Mahlzeiten auf den Tisch kommen – immer mit der Verheißung der idealen Diät für die perfekte Figur. Meine beste Freundin, die objektiv keinerlei Gewichtsprobleme hatte, versuchte mit FdH, Kalorienzählen, Fastenzeiten, Kohlsuppe oder Kartoffeltagen, den Schlankheitsidealen aus den bunten Magazinen nachzueifern. Schließlich wurde sie magersüchtig und arbeitete jahrelang schwer daran, wieder zu einem halbwegs natürlichen Essverhalten zu kommen.

Diätenschwemme in den Magazinen

Noch immer geistern Rezepte für Schlankheitsdiäten in unübersichtlicher Vielfalt durch Lifestyle- und Gesundheitsmagazine. Die Suche nach der vermeintlich idealen Schlankheitskur hat offenbar ihren großen Stellenwert über die Jahre erhalten. So testete der Focus 55 Diäten auf ihre Tauglichkeit , die AOK beschreibt Sinn und Unsinn von 11 verschiedenen Schlankheitskuren, die Süddeutsche Zeitung hat sich die 15 beliebtesten Diäten vorgenommen, und die Stiftung Warentest hat 20 frei verkäufliche Schlankheitsmittel unter die Lupe genommen.

Nicht nur die Kuren mit ihren zumeist windigen Versprechen sollten kritisch betrachtet werden. Auch die dahinter stehende Grundannahme scheint suspekt. Sie geht davon aus, dass das Erscheinungsbild des eigenen Körpers nur mithilfe einer strikten, vorgegebenen Verordnung ins Lot zu bringen ist. Wie wohltuend in diesem Zusammenhang doch der stärker werdende Ruf nach mehr Achtsamkeit beim Essen klingt!

Ernährung nach Lust und Laune

Die Devise lautet: Höre auf die Signale deines Körpers und iss, was dir schmeckt Die Devise lautet: Höre auf die Signale deines Körpers und iss, was dir schmeckt
(Foto: foodswings / Flickr)

Jüngst erschien ein Interview mit dem Ernährungswissenschaftler Thomas Frankenbach bei Spiegel Online. Er bedauert, dass nur noch wenige Menschen in der Lage sind, die Signale ihres Körpers wahrzunehmen. Und er ruft dazu auf, eben diese Fähigkeit zu trainieren. Dann nämlich ergibt sich von allein, welches die individuell ideale Kost ist. Eine Ernährung nach Lust, Geschmack und Körpergefühl – das klingt besser als alle Diätpläne.

Ganz so einfach ist es aber möglicherweise nicht. Denn ein natürliches Essverhalten braucht wahrscheinlich eine möglichst natürliche Nahrung. Dass Fertigsuppe und Tiefkühlpizza nicht dazu gehören, dürfte allgemein bekannt sein. Wie steht es aber mit Brot, Müsli oder Joghurt? Auch vermeintlich unverdächtige Lebensmittel enthalten oft allerlei Zusatzstoffe, die noch nicht einmal alle deklariert werden müssen. Himbeeraroma aus Zedernholzspänen oder Honiggeschmack aus Schimmelpilzen – ausgewiesen sind solche Stoffe als „natürliche Aromen“. Hinter Begriffen wie Hefeextrakt oder Trockenmilcherzeugnis steckt der Geschmacksverstärker Glutamat. Die Lebensmittelindustrie betreibt einen enormen Aufwand, ihre Produkte geschmacklich und optisch perfekt erscheinen zu lassen und dabei den Eindruck einer natürlichen Erzeugung zu erwecken. Einen interessanten und umfänglichen Beitrag dazu gibt es hier.

Lieber nicht: Nahrung ohne Genuss

Soylent: Eine Alternative zu echter Nahrung?
Soylent: Eine Alternative zu echter Nahrung? (Foto: rklopfer)

Einen großen Schritt weiter als die Lebensmittelhersteller ist scheinbar ein junger Amerikaner mit seiner Erfindung: ein Mixgetränk, das alle Inhaltsstoffe einer vollwertigen Mahlzeit enthält. Es ist nicht etwa eins dieser künstlichen Diät-Getränke, wie es sie in vielen Variationen und Geschmacksrichtungen seit Jahren im Drogeriemarkt gibt. „Soylent“ (www.soylent.me) soll den Körper nicht etwa schlank machen, sondern ihn möglichst effizient mit allem versorgen, was er nun einmal zum Funktionieren braucht. Das Produkt verspricht keinerlei Genuss und noch nicht einmal irgendeinen Geschmack. Es verspricht einzig einen enormen Zeitgewinn, indem die lästige Nahrungsaufnahme nebenbei erledigt werden kann und auch für die Zubereitung der „Mahlzeit“ nur wenige Minuten erforderlich sind.

Dem ziehe ich dann doch den Genuss mit ein paar natürlichen Aromastoffen und nicht deklarierten Geschmacksverstärkern vor.

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Über Susanne Raven 116 Artikel
Susanne ist freie Autorin und als Feng Shui Enthusiastin seit 2007 Betreiberin von Everyday Feng Shui. Die gelernte Logopädin hat sich zum Ziel gesetzt, traditionelles Feng Shui im deutschsprachigen Raum populärer zu machen. Susanne erreicht ihr unter info@everyday-feng-shui.de

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