August 2016 – der Monat in Zahl3n

„Verweile doch! du bist so schön!“ lässt Goethe seinen Faust sagen. Wir sind geneigt, in diesen frommen Wunsch mit einzustimmen und genau das dem neuen Monat zuzurufen. Mit dieses Dichter’s Wort wollen wir der heftigen Schnelllebigkeit unserer Zeit Einhalt gebieten, verschnaufen und durchatmen, um dann wieder aktiv am Geschehen teilzunehmen.

Werden wir eine Chance dafür bekommen? Die Zahl3n werden es uns verraten und uns den Weg weisen.
Wir haben bisher eine Menge geschafft, viel erreicht und viel geschaffen. Nun hoffen wir, bald die Früchte unserer Anstrengungen ernten und uns ausruhen zu können. Andererseits wollen wir aber nicht rasten und nicht rosten, sondern weiterhin Neues schaffen. Für andere und für uns selbst. Das ist uns ein tiefes Bedürfnis, darin möchten wir uns selbst verwirklicht sehen.
Netterweise unterstützt uns der Monat dabei. Er fördert eine realistische Betrachtungsweise, welche all unser Sinnen und all unser Streben prägt. Einerseits.
Demselben Dichter, welchen wir bereits eingangs bemühten, entlocken wir die Kehrseite der Medaille. „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“ erfahren wir von ihm und kommen zum ‚andererseits‘. Es wird gewisslich Menschen geben, die sich ermuntert fühlen, sich mit ihrem Wollen in einer Region zu verlieren, die gerne als ‚Wolkenkuckucksheim‘ bezeichnet wird. Sie zeigen deutlich sichtbare Ambitionen, als Architekten von Luftschlössern Karriere zu machen. Es wird schwer sein, ihnen klar zu machen, dass sie dabei sind, ihre Träume auf Sand zu bauen. Einsehen wollen sie es nicht, denn auch mit fach- und sachlich fundierten Denkanstößen werden sie ein Einsehen verweigern. Aber auch in die Tat umsetzen wollen sie nichts, ein Baubeginn ihrer Luftschlösser scheint nicht geplant zu sein. Dabei wäre der Anfang der Umsetzung ihrer Ideen wahrscheinlich genau das, was ihnen zeigen kann, wie wenig ihre Vorstellungen taugen. Vielleicht ahnen sie es ja und wollen deswegen nicht aktiv werden.
Die Kernkompetenz dieser Zeitgenossen und -genossinnen besteht wohl darin, heiße Luft zu produzieren, lange und viel zu reden, ohne etwas Substantielles von sich zu geben. In einer eher friedlichen, wenn auch sehr kostspieligen Variante erinnern mich solche Dampfplauderer an diverse Politiker und Führungskräfte aus Wirtschaft und Industrie. Die in meinen Augen deutlich gefährlichere Variante war kürzlich in einem Interview zu erleben.

„Watt nu?“ mögen die geneigte Leserin und der interessierte Leser fragen, und sich Gedanken machen, wie sie mit dem neuen Monat umgehen sollen. Glücklicherweise gibt uns auch da der Monat Hilfestellung.
Eine gesunde Basis, wir dürfen auch gerne ‚gute Erdung‘ dazu sagen, ist das Fundament all unseres Denken und Handelns. Diese sollten wir uns mittlerweile geschaffen haben. Wir dürfen sie uns aber gerne näher betrachten, auf dass wir sie bei Bedarf anpassen oder modifizieren können. Dabei sollte unser Augenmerk nach wie vor auf dem liegen, was sinnvoll für uns und die Gemeinschaft ist, in der wir leben. Hilfreich ist es allemal, eine Empfindsamkeit sowohl für unsere eigenen Bedürfnisse als auch für die unserer Mitmenschen zu entwickeln.
Und wenn wir dann diese Sensibilität noch mit gesundem Menschenverstand paaren, kommen wir dem schon ganz schön nahe, was der August von uns sehen möchte.
Fehlt jetzt nur noch die zielgerichtete Umsetzung, die uns mit Erich Kästner’s begleitenden Worten ‚es gibt nichts Gutes, außer man tut es‘ hoffentlich leicht fällt.

So zeigt sich mir der Weg, wie wir aus dem Spagat zwischen dem Festhalten-wollen und dem Loslassen-müssen herauskommen. Die Richtung ist klar: wir wollen keine Asche bewachen, wir wollen das Feuer weitertragen. Dass uns das gelingen möge, wünscht uns allen
Bodo Trieb