Dem Geist des Wassers auf der Spur, Teil 2

Das Wasser ist wesentlicher Bestandteil der Betrachtungen und Interpretationen in Feng Shui und Geomantie. Stefan Brönnle beleuchtet im zweiten Teil dieses mehrteiligen Gastbeitrags die „Lebendigkeit“ des Wassers, das „Wasser“ im Maß und Wasser als Trägersubstanz für den „Äther“.

Teil 1: Dem Geist des Wassers auf der Spur

Teil 2: Fortsetzung von Teil 1:

Und dennoch herrscht Lebendigkeit

Dennoch muss ich betonen, dass ich hier das Wasser nicht für das eigentliche des heiligen Ortes halte. Es hilft zwar dem Menschen, in eine sakrale Stimmung zu kommen, Heilung zu unterstützen, ruhig zu werden und aufnahmebereit zu sein, doch aufnahmebereit für was? Was nützt eine geistige Bereitschaft, wenn sich das Phänomen “heiliger Ort” in verschiedenen Strahlungen erschöpft? Der Mensch erscheint hier auf sich allein gestellt, die religiöse Erfahrung würde zu einer Reaktion des menschlichen Gehirnes auf verschiedene Strahlungen degradiert.

Heilquelle: Hylliger Born Bad Pyrmont
Heilquelle: Hylliger Born Bad Pyrmont

Ich glaube nicht, dass sich hunderttausende gläubige Pilger jährlich auf den Weg machen, um sich auf eine Kreuzung zweier Wasseradern zu stellen. Vielmehr scheint dadurch ein Ort bezeichnet zu sein, an dem sich eine andere Wirklichkeit festmachen kann, ein Ort, an dem eine andere Welt hereinbricht, an dem Himmel und Erde sich vereinen.

Wenn es dem Menschen an einem Ort leichter fällt, sich zu sammeln und für einen Kontakt mit höheren Welten offen zu sein, wieso soll dies nicht auch für die Wallfahrten gelten?  Grundlage der Wallfahrt ist schließlich die “prärationale Überzeugung, dass die Gottheit geneigt ist, besondere Hulderweise zu gewähren und sich an bevorzugten Orten (!) in eigener Person oder durch Mittler oder Helfer zu offenbaren.”

Das “Wasser” im Maß

Kommen wir aber noch einmal zurück zum Wasser und den von ihm modifizierten Strahlungen. Der Verlauf einer unterirdischen Wasserader kann durch die Rutenlänge 27,5 cm (Schwerpunktzone) gefunden werden. Die Ankündigungs- und Hauptzonen einer Wasserader dagegen kann mit der Grifflänge 33 cm gemutet werden. Diese Maße entsprechen der Länge der Maßeinheit “Fuß,  mit der über Jahrhunderte hinweg gemessen wurde und auf die Bauwerke, ja ganze Städte abgestimmt waren. Die Information “Wasser” schwang sozusagen in allen menschlichen Bauten mit, ja wurde zur Grundlage der menschlichen Kultur. Der Mensch selbst besteht je nach Alter zu 60-80% aus Wasser. Dies bedeutet, dass jedes Mal, wenn ein Mensch ein solches Bauwerk betritt, eine Resonanz erfolgt, die ihn als “wasserhaltiges Wesen” stärkt und kräftigt.

Wasser und Äther

Heilige Quelle: Wasser als Träger des Numinosen
Heilige Quelle: Wasser als Träger des Numinosen

Wir hatten einen Nutzungstyp des Wassers im Kult bereits als “Träger des Numinosen und seiner Energien” kennengelernt. Über die “Energie” des Wassers wurde uns klar, wie eng verwoben die vom Wasser ausgesandten Frequenzen mit den sakralen Bauten, den Maßsystemen, ja der ganzen Kultur des Menschen sind. Das Numinose ließen wir bislang noch unberücksichtigt. Es tritt uns in unserer materiellen Welt niemals direkt entgegen, vielmehr wird es uns durch eine Substanz übermittelt, die allen Kulturen bekannt war. Die Inder nannten sie “Prana”, die Chinesen Qi, die Polynesier “mana”, die Griechen “Pneuma”. Im deutschen Sprachgebrauch spricht man vom “Od” oder der “Äther”.

Das Wasser hat die Eigenschaft, Trägersubstanz für diesen Äther zu sein. Flüsse transportieren ihn mit, Seen speichern ihn, und so ist es nicht verwunderlich, dass das Wasser im Feng Shui zum wohl wichtigsten geomantischen Medium wurde. Nicht umsonst heißt Feng Shui “Wind und Wasser”. Im Feng Shui wird der günstigste Standort für Wohnhäuser immer in der Nähe von Wasser gesehen. Sehr günstig ist der allseits bekannte “Ming Tang”, der kleine See vor der Haustüre, der aus geomantischen und nicht nur aus ästhetischen Gesichtspunkten heraus als “Qi-Speicher” vor vielen Häusern Chinas zu finden ist. Im “Klassiker über den Wasserdrachen” schreibt Chiang Ping-Chieh aus der Zeit der Ming-Dynastie, wie die Drachen- und Tiger-Berge Erd-Qi erzeugten, so würde der Lauf des Flusses sein Wasser-Qi bewirken. Wichtig ist dabei aber, dass das Wasser nicht zu schnell fließt, denn ebenso schnell würde das Qi mit fortgerissen. Günstig ist dagegen ein sich langsam schlängelnder Flusslauf. Der Fluss wird hier als Transporteur, bzw. Erzeuger des Bewegungsäthers (in der westlichen Geomantie: Luft-Äther) gesehen, der den Wohnsitz mit günstigen ätherischen Kräften versorgt. Umgekehrt speichert stehendes Wasser den Äther – auch den negativen. So warnte der große Landschaftsgestalter Friedrich Ludwig Sckell [Mitgestalter z.B. des Englischen Gartens in München] im 18. Jahrhundert davor stehende Gewässer vor Krankenhäusern anzulegen, denn diese würden die Miasmen – den kranken Äther – speichern.

Peking: Schnurgerade Straße in der verbotenen Stadt
Peking: Straße in der Verbotenen Stadt (Foto: Roy Cheung)

Trotz solcher Gemeinsamkeiten ist der Umgang mit Qi und Äther in Ost und West durchaus nicht immer derselbe. In China waren gerade Wege oder Kanäle verpönt, diese konnten Sha-Qi (giftiges Qi) erzeugen und damit den Menschen schädigen. Allein der Kaiser als ”Himmelssohn” konnte solche Kraft ertragen, weshalb die Straßen, die in China geomantisch wie Flüsse behandelt wurden, nur auf kaiserliche Paläste im geraden Lauf zuführten. Lange gerade Kanäle und Straßen haben die Eigenschaft, das Qi zu “bündeln” und auf den Endpunkt zu zu transportieren. In der westlichen Geomantie spricht man davon, dass der Luft-Äther, der als ”Bewegungsäther” bekannt ist, mit den Bewegungen des Wassers im Flussbett und dem der Menschen auf der Straße mitfließt. Dadurch ballt sich der Äther an Orten, wo dies verstärkt sicht- oder unsichtbar geschieht (Wasseradern!). Eine solche Kraft muss verarbeitet werden und setzt eine innere Entwicklung in Gang. Eine Platzierung von Bauwerken am Ende von geraden Kanälen steht daher im Gegensatz zum Harmoniestreben der Daoisten.

Im Westen wurden derartige Gestaltungen durch eine gegenteilige spirituelle Grundhaltung durchaus angewandt. Hier geht es spirituell weniger um das Finden der Harmonie, sondern vielmehr um eine lineare Fortentwicklung des Geistes hin zu Gott (“Darum sollt ihr vollkommen sein wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist”, Matth. 5,48). Das Christentum ist eine eher transzendent ausgerichtete Religion, während der Daoismus sich sehr auf das Hier und Jetzt ausrichtet.

Kanal zum Schloss Nymphenburg
Kanal zum Schloss Nymphenburg (Foto: Allie Caulfield)

So zielt der Kanal des Nymphenburger Schlosses in München genau auf die Mitte des Schlosses und bildet die Hauptachse des Schlossparks. Seine Verlängerung nach Ost und West würde die Kirchen in Pipping und Schwabing verbinden. Durch das Wasser wird das Schloss an die ätherischen Kräfte der sakralen Orte “angeschlossen”, und umgekehrt wird das Schloss zu einem Verteiler von ätherischer Kraft ins Umland.

In der Tat sind die mitfließenden Ätherkräfte mittels der physikalischen Radiästhesie auch radiästhetisch aufspürbar. Sie fließen auch dann noch weiter auf das Schloss zu, wenn der Kanal einen unvermittelten “Knick” macht, quasi der Trägheit der einmal gewonnenen Bewegungsenergie folgend. Gebremst werden solche Kräfte lediglich durch Zwischenbauten, weshalb im Feng Shui empfohlen wird, z.B. Rankgerüste vor Häuser zu stellen, die am Ende einer geraden Straße oder Kanals stehen, um das “Qi zu zerstreuen”.

Die Eigenschaft des Wassers als “Äthertransporter” wirkt sich durch die Zuführung und Verbreitung dieser Kräfte in den Kirchenraum aus. Auch hierbei muss das Wasser nicht unbedingt sichtbar sein. Die ätherischen Kräfte einer unterirdischen Wasserader werden für uns spürbar, wenn uns in einer Kirche eine leichte Kühle umfängt, oder wir sofort im Herzen angerührt werden von der Kraft des Ortes. Diese emotionale Kraft ist begründet in der Wirkung des Wasserelement-Äthers (Rudolf Steiner nennt ihn “chemischer Äther, bzw. Klangäther), den die Wasserader neben dem Luft-Äther mitführt. Somit hat das Wasser am sakralen Ort seine Wirkung auf Körper, Seele und Geist!

Weiter lesen: Teil 3: Fortsetzung von Teil 2

Über den Autor

Stefan Brönnle ist ausgebildeter Landschaftsökologe und Geomant. Er vermittelt sein Wissen über Radiästhesie und Geomantie in Vorträgen, Seminaren und Büchern:

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Über Stefan Brönnle 18 Artikel
Stefan Brönnle ist Autor, Berater und Ausbildungsleiter für Geomantie. Von 1993 bis 2006 war er im Vorstand von HAGIA CHORA - Schule für Geomantie. Seit 2006 leitet er sein eigenes Ausbildungsinstitut INANA. Stefan erreicht ihr unter s.broennle@everyday-feng-shui.de

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